Es sind immer die gleichen Szenen: Auto um Auto zwängt sich in die enge Konstanzer Innenstadt. Viele von ihnen steuern ein maximal ungünstig gelegenes Parkhaus aus, zwischen Bahnlinie und Staatsgrenze, mit einer einzigen Straße, die als Zu- und Abfahrt zugleich dienen muss.
Und mittendrin junge Menschen in Neongelb, die versuchen, unter diesen Prämissen den Verkehr noch einigermaßen am Laufen zu halten. Ihr Engagement hat jedes Lob verdient – aber ob es der Weisheit letzter Schluss ist, an jedem besucherstarken Tag Verkehrskadetten aufzubieten, nur um den Kollaps zu verhindern, das ist zumindest fragwürdig.
Denn mit den Verkehrskadetten doktert Konstanz an den Symptomen herum. Sie sollen das hinbekommen, was auf übergeordneter Ebene seit Jahrzehnten verschleppt wird – weil in dieser Stadt wie so oft ein Konzept, ein Handlungsprogramm oder eine Strategie mit der tatsächlichen Lösung verwechselt wird. Die Lösung würde heißen: Entweder an Hochlasttagen rigoros weniger Autos in die Stadt lassen oder deutlich mehr Parkplätze zur Verfügung stellen.
Nach 20 Jahren Debatte stehen am Döbele keine Wohnungen – und kein Parkhaus
Am Döbele, fußläufig zum Zentrum und direkt am Einfallstor aus der Schweiz, hätte vor fast 20 Jahren die Chance bestanden. Konstanz hat sie nicht ergriffen. Mit dem Ergebnis, dass es dort heute weder mehr Parkplätze noch neue Wohnungen gibt. Dafür hatten die Stadt und ihre Bewohner in schöner Regelmäßigkeit vermeidbaren Stau und Stress. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, ernüchternd.
Nun soll das neue Parkhaus an der Schänzlebrücke, möglicherweise sogar mit Wasserbus-Anbindung, den Durchbruch bringen. Es wäre toll, wenn es funktioniert, aber garantiert ist das nicht. Nur die Einsichtsfähigkeit der Tagesbesucher wird nicht genügen.
Warum klappt es in Italien so viel besser?
Wie gut wäre es, wenn Konstanz zum Start das lange versprochene digitale Verkehrsmanagement hätte. Wenn es eine App gäbe, mit der – ähnlich wie auf Flughäfen – Gäste gleich auf der Anfahrt einen Stellplatz im Parkhaus buchen könnten und direkt dorthin gelotst werden. Wenn es gelänge, die Zufahrt zur Altstadt für Auswärtige so rigoros zu reglementieren, wie es italienische Städte vormachen. Doch all das wird sich bis Herbst nicht umsetzen lassen. Weil es die vergangenen zehn Jahre ja auch nicht geklappt hat.
So bleibt es also in unserer Klimanotstand-Öko-Vorreiterstadt bei einer Lösung, die weder smart noch green ist. Und bei der ein paar Leute ganz ordentlich mitverdienen müssen, anders wäre die jetzt erst bekannt gewordene Kostenexplosion ja kaum zu erklären.
Im Moment wälzt die Stadt die Lösung ihres Verkehrsproblems auf Jugendliche und junge Erwachsene ab, die Lust auf ein sinnvolles Hobby haben, auf Kameradschaft und vielleicht auch auf die Uniform und alles, was damit verbunden ist. Es ist gut, dass sie das machen, sonst kämen Linienbusse und Rettungswagen an vielen Tagen wohl gar nicht mehr durch. Man kann nur hoffen, dass sie nicht mehr so oft gebraucht werden, wenn das C-Konzept greift. Aber vergebens gehofft hat man in Konstanz halt auch schon oft.