Warten am Fähreanleger heißt es täglich weiterhin für viele Pendler, die zu Stoßzeiten mit der Fähre zwischen Konstanz-Staad und Meersburg verkehren. Denn diese überquert seit Anfang des Jahres lediglich im 20-Minuten-Takt den Bodensee, was bereits vermehrt zur Unzufriedenheit unter den Pendler geführt hat (wir berichteten). Besonders auf dem Arbeitsweg ist dies ärgerlich, wissen Pendler doch nicht genau, wann genau sie zu ihrem Arbeitsplatz oder wieder nach Hause zurückkommen.
Um für eine Entlastung bei der zahlenden Kundschaft mit Jahreskarten zu sorgen, wäre beispielsweise eine extra ausgezeichnete Wartespur für Pendler ein probates Mittel. Dabei würden dann Pendler bevorzugt auf die Fähre gelassen und kämen früher auf das jeweils aktuell wartende Schiff. In anderen Ländern ist dieses Verfahren anerkannt, warum aber nutzen dies nicht auch die Stadtwerke Konstanz?
Mehrere Gründe gegen Pendlerspur
„Das Thema Pendlerspur wurde schon oft erörtert und auch von externen Fachleuten aus verschiedenen Blickwinkeln heraus beleuchtet“, gibt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage an. Das Konzept sei jedoch aus mehreren Gründen verworfen worden. So sei beispielsweise der Fähreplatz in Meersburg für die Realisierung einer Pendlerspur zu klein. Denn zu jeder Zeit müssten die Leichtigkeit und Sicherheit des Verkehrs gewährleistet sein, gibt Josef Siebler an. Dies sei in Meersburg jedoch nicht immer der Fall.
Ein weiterer Grund: „Pendler kommen in der Regel in sehr engen Zeitfenstern“, so das städtische Unternehmen. „Das bedeutet, dass die Pendlerspur in diesen Zeiten extrem stark genutzt würde und der Individualverkehr, der nicht nur touristischen Charakter hat, würde zum Beispiel über 1,5 Stunden praktisch nicht transportiert werden.“
Nehme man alle regelmäßig mit der Fähre fahrenden Kunden zusammen, liege der Pendleranteil beispielsweise am Morgen bei bis zu 80 Prozent, am Abend bei bis zu 70 Prozent. Darüber hinaus sei bei dem Punkt der Bevorzugung des Pendlerverkehrs auch der gewerbliche Verkehr nicht zu vergessen, der ebenfalls regelmäßig mit der Fähre verkehre. Auch dieser müsste dann wohl mit langen Wartezeiten rechnen.
Ein weiteres Problem: Die Fähre gilt als Verlängerung der Bundesstraße 33. Inwieweit hier eine Bevorzugung der Pendlerfahrzeuge aus rechtlicher Sicht überhaupt zulässig ist, sei noch nicht final geprüft worden. Anders sei dies beim öffentlichen Busverkehr. Dieser sei mit den in der der Straßenverkehrsordnung vorhergesehenen Busspuren realisiert worden.
Keine Probleme zwischen touristischem Verkehr und Pendlern
Josef Siebler führt außerdem an, dass eine Pendlerspur handhabbar sein müsse. „Eine Einfahrtkontrolle, gesichert durch eine Schranke, ist nicht machbar“, gibt der Pressesprecher an. „Erfahrungswerte an anderer Stelle zeigen, dass dies mit Sicherheit zu Rückstaus führt. Eine Pendlerspur ohne Einfahrtkontrolle ist aber nicht möglich.“
Das städtische Unternehmen sieht ohnehin kein Problem zwischen dem touristischen Verkehr und dem Pendlerverkehr. So käme es besonders in den Morgenstunden kaum zu einem Aufeinandertreffen von touristischen Verkehren und Pendlern, sodass eine Pendlerspur hier kaum Vorteile bringen würde.
Wie Josef Siebler außerdem angibt, hätten andere Betriebe mit ähnlichen Rahmenbedingungen ebenfalls keine extra Spur für Pendler. „Ähnliche Betriebe mit vergleichbaren Rahmenbedingungen konnten nach Kenntnis des Fährebetriebs auch keine Pendlerspur realisieren“, so der Pressesprecher.
Doch auch ohne extra Spur gibt es nun für die Fährependler endlich gute Nachrichten: Wie die Stadtwerke Konstanz in einer Pressenotiz mitteilen, verkehrt die Fähre zwischen Konstanz und Meersburg ab Donnerstag, 14. April, wieder im regulären 15-Minuten-Takt. Das bedeutet, dass es wieder mindestens alle 15 Minuten eine Abfahrt pro Fährehafen geben wird. „Bei Bedarf wird auch der Fahrplantakt wieder verdichtet – der sogenannte Schnellkurs – und es kann ein fünftes Schiff eingesetzt werden“, heißt es weiter. Dies sei aber abhängig von der konkreten Auslastung. Somit können die Pendler nach Monaten des Wartens nun wohl durchatmen.