Vor rund zwei Wochen erhielt Stephan Bauer aus Staad mehrere Anrufe in den Morgenstunden. „Am Telefon sprach ein Mann in schlechtem Englisch und sagte, er arbeite für Microsoft“, berichtet Bauer. „Er sagte, dass ich einen Virus auf meinem PC habe.“ Um den Trojaner zu entfernen, habe er Bauer aufgefordert, ihm doch bitte seine Zugangsdaten mitzuteilen.
In diesem Moment hätten Bauers Alarmglocken geschrillt. „Die betrügerische Absicht des Anrufers ist offensichtlich gewesen“, sagt er. „Microsoft-Mitarbeiter kontaktieren keine Benutzer.“ Deshalb habe er das Gespräch auch schnell beendet.
Doch damit hatte Bauer den Anrufer noch nicht abgewimmelt: Ein Dutzend Male versuchte der Unbekannte, Bauer zu erreichen – immer unter gefälschten Telefonnummern mit deutschen Vorwahlen. Mehrere Tage lang sei Bauer dem Telefonterror des mutmaßlichen Microsoft-Mitarbeiters ausgesetzt gewesen, erzählt er.
Polizei warnt vor Betrugsmasche
Wie Jörg Kluge, Pressesprecher der Polizei Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt, träten Betrugsmaschen dieser oder ähnlicher Art regelmäßig in der Region auf. Betrüger versuchten es nämlich auch als falsche Polizeibeamten, mit Schockanrufen oder dem Enkeltrick. „Wir geben fast täglich Meldungen dazu heraus“, erklärt Kluge. „Diese beinhalten Warnungen und Schutz vor solchen Anrufen.“
Zum falschen Microsoft-Mitarbeiter erklärt die Polizei Konstanz in ihren Warnmeldungen: „Seriöse Unternehmen wie Microsoft nehmen nicht unaufgefordert Kontakt zu ihren Kunden auf.“ Wenn sich Servicemitarbeiter bei Anrufern meldeten, ohne dass Sie darum gebeten hätten, sollten diese einfach auflegen.
Die Polizei rät zudem: „Geben Sie auf keinen Fall private Daten wie Bankkonto- oder Kreditkartendaten oder Zugangsdaten zu Kundenkonten heraus.“ Außerdem warnt sie davor, unbekannten Anrufern Zugriff auf den Rechner zu geben, beispielsweise mit der Installation einer Fernwartungssoftware.
Kostspielige Fälle aus der Region
Wie es Opfern eines falschen Microsoft-Mitarbeiters ergehen kann, zeigen zwei Fälle aus dem vergangenen Jahr. Im August 2020 brachte ein Unbekannter eine 56-jährige Frau aus Konstanz dazu, ihm Zugang zu ihrem Computer und ihrem Online-Bankkonto zu gewähren. Dabei überwies der Unbekannte rund 1.500 Euro auf ein unbekanntes Empfängerkonto.
Ähnlich erging es einem 66-jährigen Mann aus Rottweil im März dieses Jahres: Ein unbekannter Anrufer gab vor, dass der Mann Opfer eines Hackerangriffs geworden sei und bat den Mann, einen Fernzugriff auf seinen Computer zuzulassen. Damit hatte der Anrufer Zugang zum Online-Banking seines Opfers, wo er an das Geld des Rentners kam.
Notlüge beendet Telefonterror
So weit kam es bei Stephan Bauer aber nicht. „Ich bin nicht auf die Forderungen des Anrufers eingegangen.“ Und nach mindestens 15 Anrufen des Unbekannten sei ihm der Kragen geplatzt, meint er. „Beim letzten Anruf teilte ich ihm mit, dass die Polizei bereits eingeschaltet ist.“ Obwohl das nicht stimmte, zeigte seine Drohung Wirkung. „Seitdem kam kein Anruf dieser Person mehr“, sagt Bauer.
Der Staader will nun Anzeige bei der Polizei erstatten. Das rät Polizeisprecher Jörg Kluge generell auch anderen Betroffenen betrügerischer Anrufe. „Grundsätzlich immer Anzeige erstatten“, sagt er.