Autofahrer bekamen auf Parkplätzen in der Konstanzer Altstadt auf Postkarten Fakten unter den Scheibenwischer geklemmt, die gegen eine Anschaffung eines Autos sprechen. Die von den Parents for Future verteilte Karte spricht Autofahrer mit Humor an: „Sollten Sie eine erotische Beziehung zum Auto haben, dann drehen Sie diese Karte bitte nicht um“, heißt es da.

Auf der Größe einer Postkarte sind Daten zusammengetragen. So ist zum Beispiel zu lesen, dass ein Deutscher jeden Monat im Schnitt eine Woche lang arbeiten müsse, um die Unterhaltskosten für sein Auto wieder hereinzubekommen, dass ein parkendes Auto zwölf Quadratmeter im öffentlichen Raum beanspruche und in der Regel 23 Stunden am Tag herumstehe und dass die Zahl der zugelassenen Autos in Baden-Württemberg in den letzten 40 Jahren stark gestiegen sei: von 3,6 auf 6,7 Millionen Fahrzeuge.

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„Der Verzicht aufs Auto ist ein Gewinn“

„Es treibt mich selbst seit Jahren um“, sagt Marcus Göbeler zum Thema Klimaschutz. Um aktiv werden zu können, habe er sich vor etwa einem Jahr den Parents for Future angeschlossen, die unter anderem die Schüleraktivisten von Fridays for Future unterstützen.

Der 45-Jährige sagt, er gestalte seinen Alltag seit sechs Jahren ohne eigenes Auto und habe den Schritt als „Freiheitsgefühl“ erlebt. „Wir fahren viel mit dem Fahrrad und mit dem Zug. Wenn es nicht anders geht, dann mieten wir ein Auto.“ Seine Bilanz aus der Zeit ohne Auto: „Der Verzicht aufs Auto ist ein Gewinn.“

Der Bewohner der Altstadt sagt, er genieße es, keine Zeit für die Suche nach einem Parkplatz aufwenden zu müssen, und keine für Reparaturen und Inspektionen. „Ich muss mich um nichts kümmern.“ Auch finanziell sei es lohnend, kein eigenes Auto zu haben.

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Oft habe er den Eindruck, dass bei vielen Menschen Emotionen eine größere Rolle spielten als Fakten und Argumente. Nun versuche er mit den Karten, für die er viel recherchiert und gerechnet habe, den Menschen vor Augen zu halten, wie viel Geld und Lebenszeit der eigene fahrbare Untersatz verschlinge.

Klimaschutz ist das oberste Ziel

Tanja Edelhäußer und Gabriele Schaub, auch von den Parents for Future, unterstützen ihn dabei. „Es war mir schon immer ein Bedürfnis, etwas für den Klimaschutz zu tun“, sagt Tanja Edelhäußer. Gabriele Schaub, Mutter von drei Kindern, stellte fest: „Wir müssen die Kinder unterstützen.“ Es gehe um deren Zukunft.

Für eine Frau, die über den Parkplatz am Stephansplatz zu ihrem Fahrzeug eilte, war nur klar: Drei Jahre laufe der Leasingvertrag fürs Auto noch. In dieser Zeit werde sie nichts an ihrem Lebensstil verändern. Genau mit diesem Thema hat sich Monika Schönegg schon auseinandergesetzt. Sie hatte ihr Fahrzeug auf dem Stephansplatz abgestellt, und fand am Wagen eine Karte von Parents for Future.

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Ein Elektrorad als Alternative?

Die Frau, die in Egg wohnt, sagte, sie habe sich schon lange vor der Aktion Gedanken über das Autofahren gemacht. Wenn ihr schon in die Jahre gekommener Wagen schlapp mache, werde sie sich voraussichtlich keinen neuen mehr zulegen.

„Ich denke, man kann aufs Auto verzichten.“ Für Menschen, die in der Altstadt wohnen, sei es aber einfacher als für solche, die in einer der Vororte – wie Egg – lebten. Für sie komme wahrscheinlich ein Elektrorad als Alternative in Frage.

Marcus Göbeler gab Monika Schönegg mit auf den Weg: „Man muss an die Umwelt denken, aber auch an sich selbst.“ Die Frau sagte: So habe sie die Sache noch gar nicht betrachtet. Die Parents for Future wollen in nächster Zeit wieder ausschwärmen, um weitere Karten zu verteilen.

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