Maximilian Gruno muss manchmal gut eine Viertelstunde bis in die Max-Stromeyer-Straße laufen, um zu seinem abgestellten Auto zu kommen. „Das wird hier nie besser, nur der Status Quo verschlechtert sich“, klagt der 23-Jährige. Im Quartier um die Markgrafenstraße in Petershausen-West ist es schwierig, nahe der Wohnung den Wagen abzustellen.

Maximilian Gruno und viele andere aus dem Stadtviertel erleben das täglich. Die neue Führung der Buslinie 6, wegen der alle Parkplätze aus der Klingenbergstraße weichen mussten, und Baustellen in der Markgrafenstraße hätten das Problem aber nur verschärft, nicht neu geschaffen. Da sind sich alle sicher, die das Stadtviertel schon etwas länger kennen.
Auch Sven Ergatenmaier kann ein Lied von der Herumkurverei singen. Er ist froh, dass er einen Privatparkplatz hat, auch wenn dieser manchmal widerrechtlich belegt ist, wie er erzählt. Nach seinem Eindruck hat die Parkplatznot während der Corona-Pandemie zunächst etwas abgenommen.
Tatsächlich nutzten viele Anwohner den Umstand, dass wegen der Krise Betriebe geschlossen waren oder eher als früher Feierabend machten. Sie belegten einfach deren Stellflächen, beispielsweise die eines Fitness-Studios oder des Media-Markts. Dort allerdings wurde zuletzt in einigen Fällen wahr gemacht, was große Schilder unmissverständlich anzeigen: Wer hier parkt, ohne ein Kunde zu sein, wird abgeschleppt.
Kristiane Müller-Drensler, Sprecherin von Media-Markt und Saturn, begründet: „Leider wurden in den vergangenen Monaten die Parkplätze des Media-Marktes Konstanz immer wieder von Fremd- und Dauerparkern blockiert. Unsere Kunden hatten so oftmals das Nachsehen. Das ärgert uns sehr.“ In der Zeit, als der Betrieb schließen musste, habe man das Abstellen des Fahrzeugs auf dem Parkplatz des Unternehmens zunächst geduldet, und danach mit Zetteln über die Parkregelungen informiert.
Der Erfolg sei dabei gering gewesen. Einzelne Parkende, die die Flächen über einen langen Zeitraum blockierten, seien jetzt abgeschleppt worden. Sie betont: Als Mieter der Immobilie und des Parkraums kann Media-Markt über eine Weitervermietung der Parkplätze nicht selbst entscheiden. „Unserer Ansicht nach wäre dies allerdings aus Gründen der Kundenzufriedenheit auch nicht sinnvoll.“

Mitte Dezember 2020 kam die neue Führung der Linie 6 hinzu, wegen der in der Klingenbergstraße 24 Parkplätze weg fielen. Gleichzeitig entstanden zehn neue an der früheren Haltestelle Tenbrinkstraße, die nun nicht mehr durch den Bus angefahren wurde.
Für Menschen wie Marina Dorbaza, die zwei- bis dreimal am Tag mit ihrem Auto an verschiedene Stellen der Stadt fahren und es zwischendurch immer wieder im Quartier Markgrafenstraße abstellen müsse, brachen ganz schlechte Zeiten an. Sie sei gerade dabei, wegzuziehen, sagt sie.
Die Parkplatznot habe auch etwas zu tun mit dem Wandel des Viertels zum Wohnquartier, erklärt Maximilian Halter, der im Jahr 2012 hierhergezogen ist. Andere alteingesessene Menschen aus Petershausen bestätigen diese Beobachtung. Vor allem entlang der Gleise habe sich das Viertel verändert. Dort gab es lange Zeit noch Brachflächen, auf denen Autos parken konnten.
Jennifer Krüger hatte irgendwann die Nase voll vom ewigen Suchen. Als die die Gelegenheit, einen Parkplatz für monatlich 50 Euro in einer Tiefgarage zu mieten, schlug sie zu. „Ich habe es gemacht, weil die Situation so schlecht ist“, sagt die Studentin. Nachmittags und am Abend sei jeder Platz zugeparkt.

Ohne eigene Garage sei es eine Katastrophe, bestätigt Hauke Sorge bei einer Umfrage des SÜDKURIER im Quartier. Heute sei es schon ein Glücksfall, wenn man, wie er, einen Stellplatz zur Miete ergattern könne. Von einem Parkchaos berichtet auch der alteingesessene Konstanzer Winand Venedey, der zurzeit im Stadtviertel arbeitet.
Eva Blank lobt dagegen die Linie 6, die nahezu alle Viertelstunde in Richtung Marktstätte/Bahnhof oder Industriegebiet/Wollmatingen fahre und eine gute Anbindung schaffe. Sie sei aber auch viel zu Fuß unterwegs. Andere verzichten ganz aufs Auto und sind meist mit dem Rad unterwegs. Für Sportzwecke ebenso wie im Alltag. Für die wenigen Fälle, in denen es wirklich nicht anders geht, leihen sie sich einen Pkw.

Maximilian Gruno sagt, er sei kein Freund von ideologischen Verordnungen gegen das Fahren eines Privatwagens. Er würde sich Angebote wünschen, die den Nutzern aller Verkehrsmittel gerecht werden: „Ich will gute Radwege, aber auch einen fließenden Individualverkehr.“
Es sei utopisch zu glauben, die Menschen nutzten von heute auf Morgen das Auto oder die Flugzeuge nicht mehr. Er selbst sei je nach Bedarf mit verschiedenen Verkehrsmitteln unterwegs, zu Fuß, mit dem Rad, mit der Bahn und manchmal eben auch mit dem Auto. Parkplatzsuche inklusive.