144 Wohnungen, 86 Pflegeplätze und Platz für Gewerbeeinheiten: Das soll das Quartier Weiherhof, das gegenwärtig in Petershausen entsteht, einmal bieten. Bezugsfertig sollen die Gebäude 2025 sein. Das Energiekonzept sieht hier mehrere nachhaltige Lösungen vor, unter anderem die Geothermie. Doch daraus wird nichts. Daran Schuld ist eingeschlossenes Wasser.
Denn wie die Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt, sah das Energiekonzept am Weiherhof unter anderem eine Wärmeversorgung über Geothermie vor. Allerdings: „Im März diesen Jahres wurden hierzu erste Bohrungen durchgeführt, die auf gespanntes Grundwasser trafen“, teilt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, mit. „Weitere Bohrungen wurden daraufhin seitens des Landratsamtes Konstanz untersagt.“
Sich der Wärme aus tieferen Schichten zu bedienen, um Wärme und Strom zu erzeugen, ist nun erst einmal vom Tisch. Das Energiekonzept müsse nun laut der Verwaltung überarbeitet werden, die Neuausrichtung befinde sich aktuell in der Bearbeitung. Welche Auswirkungen und Kosten das für den Bau hat, bleibt offen.
Landratsamt verbietet Bohrungen
Dem Landratsamt obliegt als Unterer Wasserbehörde in solch einem Fall die Entscheidungsgewalt. Die dortige Pressesprecherin, Marlene Pellhammer, sagt auf Nachfrage: „Im Bereich der Wohnanlage Weiherhof Nord war die Errichtung eines Sondenfeldes unter Bodenplatte mit ursprünglich 48 Erdwärmesonden geplant und mit wasserrechtlicher Erlaubnis des Landratsamtes Konstanz vom 8. Juni 2022 zugelassen.“
Am 21. Februar diesen Jahres sei dann eine erste Pilotbohrung auf der Sohle der Baugrube begonnen worden. Die Bohrung habe jedoch bereits in einer Tiefe von 16 Metern abgebrochen werden müssen, „da in einer Bohrtiefe von 12 bis 14 Metern eine stark artesisch gespannte Grundwasserschicht angebohrt worden war.“
Bei der Probebohrung sei das Grundwasser bis über die Geländeoberkante ausgetreten, sprich das Wasser war aus dem Boden hervorgesprudelt – und das einer Tiefe von über zehn Metern. Verletzt wurde bei dem Vorfall laut Informationen des Landratsamts allerdings niemand.
Weitere Bohrungen seien in der Folge nicht freigegeben worden. Denn das Ganze ist nicht gerade ungefährlich. „Das Schadensrisiko bei möglichen weiteren Grundwasseraustritten und damit einhergehenden künftigen Undichtigkeiten der Rohrabdichtungen bei weiteren Bohrungen war aus fachlicher Sicht zu hoch und als nicht beherrschbar angesehen worden“, so Pellhammer. Daraufhin habe man sich dazu entschieden, das Sondenfeld für die Geothermie nicht zu realisieren, das Landratsamt habe die Erlaubnis für den Bau und Betrieb des Erdwärmesondenfeldes daraufhin entzogen.
Grundwasser kann für Probleme sorgen
Dass weitere Bohrungen gefährlich werden könnten, zeigt auch die rigorose Entscheidung des Landratsamts. Denn immer wieder verursacht artesisch gespanntes Grundwasser Probleme, wie bei der Nutzung des geologischen Untergrundes durch beispielsweise Geothermie.
Doch mehr noch, kann die Entdeckung dieses unter Druck stehenden Wassers noch weitaus größere Gefahren nach sich ziehen. Dazu teilt das Landratsamt mit: „Dabei kann das Antreffen von artesisch gespanntem Grundwasser erheblich nachteilige Veränderungen der Grundwasservorkommen sowie wirtschaftliche Schäden (zum Beispiel: Schäden an der Umgebungsbebauung) nach sich ziehen.“
Um diese Risiken, insbesondere bei oberflächennahen Geothermieprojekten in Gebieten, in denen mit artesisch gespanntem Grundwasser zu rechnen ist, zu verringern, habe das Landratsamt entschieden, diese nicht zuzulassen.
Bau läuft ansonsten planmäßig
Ansonsten laufe die Baustelle laut der Verwaltung planmäßig und die gesetzten Ziele würden erreicht. Derzeit würden die Untergeschosse errichtet, heißt es. Auch die Spitalstiftung, die dort ein Pflegeheim baut, ist auf Nachfrage mit dem Voranschreiten des Bauprojektes zufrieden und liege mit ihrem dortigen Gebäude im Zeitplan. Ihr Bau sei darüber hinaus nicht von etwaigen Konsequenzen betroffen. Fertiggestellt werden soll das Projekt 2024, die Inbetriebnahme soll 2025 erfolgen.