Das ging jetzt mal richtig flott. Innerhalb kürzester Zeit haben die Technischen Betriebe Konstanz (TBK) im Auftrag der Stadt Ende Juli angefangen, den Stadtteil Paradies mit 200 zusätzlichen Fahrradbügeln auszustatten. Sie stehen plötzlich auf schraffierten Flächen an Kreuzungen oder auf Gehwegen.
Das sorgt bei vielen Bürgern für Verwunderung, hat aber Gründe. Ziel der Stadt ist es, den Radlern sichere Abstellmöglichkeiten zu bieten und das Wildparken einzudämmen, damit Fußgänger Platz auf den Gehwegen haben. Ob das funktioniert?
Was kostet das eigentlich?
Dieser konzertierten Aktion liegt ein Beschluss des Technischen und Umweltausschusses vom 14. Juli 2022 zu Grunde. Die Verwaltung habe zunächst den Bedarf ermittelt. Dies sei mittels Zählung der abgestellten Räder sowie einer Analyse von Bürgeranfragen erfolgt, so Benedikt Brüne von der Pressestelle der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage. Danach sei die Flächenverfügbarkeit ermittelt und Standorte definiert worden. Ein Großteil der Abstellplätze wurde jetzt schon montiert, bis Ende 2023 sollen alle 200 Bügel verbaut sein.
Die Gesamtkosten für 200 Bügel inklusive Installation beziffert Benedikt Brüne auf Nachfrage auf etwa 95.000 Euro. Der Wermutstropfen: „Von den Gesamtkosten wurden nur 30.700 Euro als förderfähig anerkannt. Gemäß dem Fördersatz von 75 Prozent wurde ein Zuschuss in Höhe von 23.025 Euro bewilligt“, so Brüne. Die Stadt Konstanz muss also 72.000 Euro aus eigener Tasche bezahlen.
Wie viele Parkplätze für Autos entfallen?
Was gerade die Bewohner im Paradies interessiert, ist die Frage: Wie viele Stellplätze für Autos entfallen dadurch? „Keine“, schreibt Brüne. Auch in der Sitzungsvorlage des TUA heißt es, dass die Standorte für die Abstellanlagen so gewählt würden, „ohne dass der knappe Bestand an Straßenstellplätzen für Kfz reduziert wird“. In der Schulstraße/Ecke Brauneggerstraße sowie in der Brauneggerstraße/Ecke Rheingutstraße beispielsweise wurde die Abstellanlage allerdings in Parkplatzflächen hineingebaut.

Haben Fußgänger noch genügend Platz?
Viele Abstellanlagen wurden auf Gehwegen verbaut. Geht der Flächenverbrauch zu Lasten der Fußgänger? Auch „die Gewährleistung einer Gehwegbreite von 2,10 Meter“ sei ein Kriterium für die Standortfindung gewesen, schreibt Benedikt Brüne. Wurden die Standards des Handlungsprogramms Fußverkehrs (HaPro Fuß), das für großen Unmut in der Bevölkerung gesorgt hat, berücksichtigt? „Ja, ordentlich abgestellte Fahrräder sind kein Hindernis für Fußgänger mehr“, antwortet Brüne per Mail.
„Die berücksichtigten Kriterien waren die Mindestgehwegbreite für Fußgänger, Sichtbeziehungen an Kreuzungen, Querungsstellen müssen frei von Fahrrädern sein (keine Fahrräder dort, wo Absenkungen vorhanden sind)“, erläutert Benedikt Brüne.

Das für das HaPro Fuß beauftragte Verkehrsplanungsbüro Kaulen hatte jedoch eine Standard-Gehwegbreite von 2,50 Metern vorgeschlagen, die es wie folgt errechnete: 1,80 Meter für zwei nebeneinander laufende Personen plus 20 Zentimeter Sicherheitsabstand zu Häusern plus 50 Zentimeter Sicherheitsabstand zur Straße.
Wie viele Radabstellplätze gibt es in der Altstadt?
Im Bereich der Altstadt inklusive Stadelhofen sowie im Bereich der Laube gebe es 2010 Fahrradstellplätze, so Brüne. „Die Zahl ist näherungsweise zu verstehen, da nicht immer alle Änderungen zeitnah auch ins GIS [Anm.d.Red: geografisches Informationssystem] eingepflegt werden.“ Weitere Anlagen seien geplant, die bis Frühjahr 2024 aufgestellt werden sollen.