Die Arbeiten an den Ode-Lofts, den teuren Wohnungen im ehemaligen Telekom-Turm, gehen gut voran. Seit Januar 2024 arbeiten Handwerker am Innenausbau, auch die Fassade nimmt sichtbar Formen an. Laut Projektentwickler Rainer Beitlich von BPD Immobilien werden auch immer mehr Wohnungen im Turm verkauft – derzeit hauptsächlich an Bodenseeanrainer, darunter auch Konstanzer sowie Schweizer und Rheinländer.
Während dort teilweise hochpreisiges Luxuswohnen entsteht, soll auf dem Nachbargelände Raum für jedermann gebaut werden. 135 Mietwohnungen unterschiedlicher Größe, davon rund ein Drittel im geförderten Wohnungsbau, sind an der Ecke Moltke-/Jahnstraße geplant.
Die Berliner Architekten des Büros Sauerbruch Hutton, die den Wettbewerb gewannen und auch den nebenstehenden Wohnturm gestalten, zeigen in Visualisierungen, wie das Quartier einmal aussehen soll.


Auf dem knapp 12.000 Quadratmeter großen Gelände sind aber nicht nur die beiden Wohnhäuser mit je fünf Stockwerken vorgesehen. Geplant sind auch eine dreigruppige Kita, Gewerbeeinheiten, Grünanlagen und neue Wege sowie ein großer Spielplatz. Auch soll dort weiterhin eine Sporthalle zur Verfügung stehen, ergänzt durch eine Schulmensa. Da bezahlbarer Wohnraum in Konstanz knapp ist, sollen auf dem Gelände auch Betriebswohnungen für Mitarbeiter des Klinikums, der Spitalstiftung und der Konstanzer Stadtwerke gebaut werden.
Das Technikgebäude der Telekom muss größtenteils erhalten werden, doch ein Stockwerk wird abgetragen. Eine außergewöhnliche Gestaltung erhält das Dach: Wo sich heute nur eine Betonfläche befindet, entsteht künftig ein grüner Dachgarten mit Kinderspielplatz, der über eine Treppe öffentlich zugänglich sein wird.

Überhaupt soll das bisher unscheinbare Quartier sehr viel grüner werden. Durch das Setzen neuer Einzelbäume mit großen Kronen und weitere Bepflanzungen sollen „wohnortnahe Grün-, Spiel-, Aufenthalts- und Freiflächen“ entstehen. Allerdings müssen dafür auch einige der bestehenden Bäume fallen. 20 Bäume werden entnommen.
Laut Stadtverwaltung sind acht davon nach der Konstanzer Baumschutzsatzung geschützt. Einer dieser acht Bäume sei mit dem Zustand „gut“ bewertet, drei hätten leichte Mängel und vier der Bäume wurden als krank eingestuft. Von den übrigen zwölf Bäumen, die nicht geschützt sind, wurden drei mit „gut“ bewertet, sechs weisen leichte Mängel auf und drei sind laut Stadt Konstanz krank.
Als Ersatz für das Fällen der acht geschützten Bäume sollen sieben neue Bäume an der Moltkestraße gepflanzt werden, weitere fünf am Fußweg entlang der Jahnstraße und vier neue Bäume beim Fuß- und Radweg im nördlichen Bereich des Areals. Schon bei einem früheren Treffen mit dem SÜDKURIER versprach Projektentwickler Rainer Beitlich: „Wo gebaut wird, fallen Bäume. Aber wir geben dem bislang zu 100 Prozent versiegelten Quartier auch einiges an Natur zurück.“

Wärme kommt vom Dach und aus der Tiefgarage
Nicht ganz einfach zu lösen war die Frage der Energieversorgung des großen Quartiers. Ursprünglich hatten BPD Immobilen und die Stadtwerke Konstanz ein Energiekonzept für den Hochhausturm und die Neubauten erstellt, das unter anderem Erdwärmesonden unter den neuen Gebäuden und der Tiefgarage vorsah.
Doch dies ist laut Stadt Konstanz nicht mehr umsetzbar. Denn das Amt für Baurecht und Umwelt des Landkreises Konstanz traf einen Grundsatzbeschluss, der Erdwärmesonden in Gebieten, in denen gespanntes Grundwasser vorkommen kann, nicht mehr erlaubt. Dies betrifft laut Stadtverwaltung einen Großteil des Konstanzer Stadtgebiets sowie das gesamte Gebiet Moltkestraße/Jahnstraße.
Nun sollen die Bewohner des neuen Quartiers über 14 Luft-Wasser-Wärmepumpen auf den Dächern der beiden Wohngebäude und in der Bestandstiefgarage versorgt werden. Außerdem sind Photovoltaikmodule auf dem Dach des Hochhauses und der Neubauten vorgesehen.
Bis zum Baubeginn kann es noch dauern
Die Pläne liegen vor, die öffentliche Auslegung wurde Mitte Dezember 2023 beendet. Nun wertet die Stadtverwaltung die eingegangenen Stellungnahmen aus. Parallel dazu werde der Durchführungsvertrag weiter ausgearbeitet, der die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Grundstückseigentümer regelt. Dadurch werden die Pflichten und Rechte der Vertragsparteien festgelegt, was Rechtssicherheit schafft und Planungsprozesse beschleunigen kann.

Doch schnell gebaut wird auf dem Petershauser Areal vermutlich nicht. Zwar peilt die Stadt den Satzungsbeschluss für Juni 2024 an. Doch erstens dauern Baugenehmigungsverfahren in der Regel einige Monate und zweitens ist die Lage auf dem Immobilienmarkt weiterhin sehr angespannt. Bauen ist so teuer, dass auch bei anderen Projekten die Pläne vorerst in der Schublade liegen bleiben.
Die Stadt rechnet frühestens Ende des Jahres 2024 mit dem Baubeginn. Projektplaner Beitlich äußert sich ähnlich: „Ob wir mit dem Neubau an der Moltkestraße dieses Jahr noch beginnen, hängt vom Zeitpunkt der Genehmigungen der Stadt Konstanz ab. Und dann muss sich die Förderwelt rund um die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Landesbank erstmal wieder etablieren. Aktuell ist das eine einzige Zitterpartie für uns und die Marktteilnehmer.“