Eins der größten Bauvorhaben in Konstanz hat einen wichtigen Schritt erreicht: Beim Telekomturm wurde Richtfest gefeiert. Dass dies in einer Zeit der hohen Zinsen und Baukosten nicht selbstverständlich ist, verdeutlich Rainer Beitlich, Projektplaner beim Immobilienentwickler BPD: „Wir sind sehr froh, dass wir so weit sind, denn wir befinden uns in einer ganz komischen Zeit für die Baubranche.“
Der Projektplaner ist sichtlich gut gelaunt: „Das ist ein großer Moment, auch für mich. Vor rund zehn Jahren habe ich mit Projekten in Konstanz angefangen. Da habe ich auf den Turm geblickt und gedacht: ‚Wenn ich groß bin, will ich den haben.‘ 2016 lag das Angebot auf dem Tisch, den Turm zu entwickeln, und wir haben uns zum Glück getraut.“

Inzwischen sind alle geschwungenen Balkone am Hochhaus angebracht, die meisten Fenster eingebaut. Nun folgt die Installation einer hellen Fassade aus recyceltem Aluminium an den Stirnseiten, gleichzeitig beginnt der Innenausbau.
Außerdem werden die Balkone für den Windschutz zu zwei Dritteln verglast. Im letzten Quartal des Jahres 2025 soll der Turm bezugsfertig sein. Deshalb hat auch der Verkauf der 98 Wohnungen mit Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen begonnen.

Und wie läuft es? „Ganz gut“, sagt Rainer Beitlich. Das klingt nicht gerade euphorisch. „Selbst das Klientel, das sich diese Wohnungen leisten kann, ist vorsichtig geworden“, gibt er zu bedenken. Dennoch geht Beitlich davon aus, dass bis Jahresende rund ein Drittel der Wohnungen verkauft ist. Einige seien schon reserviert.
Dabei habe der nationale und internationale Vertrieb noch gar nicht begonnen. „Die Kunden, die schon Apartments reserviert haben, kommen aus dem Raum Stuttgart und südlich, bislang ist fast niemand aus der Schweiz dabei. Einige stammen aus Konstanz und Umgebung“, sagt Beitlich.
Ein Blick auf die Preisliste zeigt große Unterschiede: Für die günstigsten Wohnungen werden beim Kauf 6000 Euro pro Quadratmeter fällig, die teuersten kosten 20.000 Euro pro Quadratmeter. Eines der günstigsten Angebote ist eine Ein-Zimmer-Wohnung mit 32 Quadratmetern im ersten Stock für 240.000 Euro.
Am anderen Ende der Skala liegt ein Vier-Zimmer-Maisonetteloft mit 188 Quadratmetern im 14. Stock. „Preis auf Anfrage“, steht auf der Website. Angezeigt werden nur Preise bis knapp über zwei Millionen Euro. Zu haben ist auch ein Ein-Zimmer-Loft mit 36 Quadratmetern für 695.000 Euro im 13. Stock.

Wer kauft so wenig Platz für so viel Geld? „Die Ein-Zimmer-Wohnungen sind verhältnismäßig teurer, weil die ganze Technik und Ausstattung auf wenigen Quadratmetern untergebracht werden muss“, sagt Rainer Beitlich.
Doch es seien schon solche Zimmer reserviert worden. „Da sind Kunden dabei, die eine Ferienwohnung im Konstanzer Hinterland besitzen, diese verkaufen und stattdessen ein Loft im Telekomturm kaufen. Viel Platz benötigen sie nicht, auch keinen Seeblick – schließlich sind sie ohnehin den ganzen Tag mit ihrem Boot auf dem See.“
Geförderte Wohnungen sollen nebenan entstehen
Rainer Beitlich ist klar, dass hier Luxus gebaut wird: „Das ist keine Blaupause, um günstigen Wohnraum für Konstanz zu schaffen.“ Doch der Turm sei in Zusammenhang mit dem Neubau nebenan zu sehen, der noch entstehen soll.
An der Einmündung zur Moltkestraße und in der Jahnstraße sind zwei Gebäuderiegel mit 135 Wohnungen geplant, davon 43 im geförderten Wohnungsbau. „Damit könnte es 2024 losgehen“, sagt Beitlich vorsichtig. „Das Projekt können wir uns leisten, wenn der Markt stimmt. Derzeit traut man sich nicht, weit in die Zukunft zu schauen.“

Dass viele Konstanzer dem Telekomturm skeptisch gegenüberstehen, ist ihm bewusst – auch, dass für den Neubau nebenan 20 Bäume weichen müssen. „Wo gebaut wird, fallen Bäume“, sagt er. „Aber wir geben dem bislang zu 100 Prozent versiegelten Quartier auch einiges an Natur zurück.“ So werden Bäume nachgepflanzt, und wo sich auf dem alten Technikgebäude der Telekom bislang eine Betonfläche befindet, entsteht später ein begrüntes Dach.