Als sie die Türen in der Brückengasse zum ersten Mal öffnete, staunte Tamara Unterwerner nicht schlecht. „Mit diesem Ansturm habe ich nicht gerechnet“, sagt die Gastronomin, die Mitte September erstmals die Besenwirtschaft der Spitalkellerei übernommen hatte. „Ich habe zwar gehofft, ein paar ehemalige Stammgäste begrüßen zu dürfen, aber wir wurden fast überrollt“, erzählt sie.

Fünf Wochen später zieht Tamara zufrieden Bilanz: „Ich hatte richtig Spaß. Es war wieder wie eine riesige Familie.“ Darüber freut sich auch Stephan Düringer, Pächter der Spitalkellerei: „Der Besen war immer schon gut etabliert, aber durch Tamara hat er nochmal mehr Fahrt aufgenommen.“

Das war zu erwarten, schließlich ist die 60-Jährige ein bekanntes Gesicht in der Konstanzer Gastronomie und darüber hinaus. Doch als sie Ende 2022 ihre Weinstube „Zum guten Hirten“ verließ, wurde es erstmal ruhig um Tamara.

Während der Besenzeit geht es hier hoch her, die Gäste sitzen eng beieinander. Über den regen Zulauf freuen sich Heide und Stephan ...
Während der Besenzeit geht es hier hoch her, die Gäste sitzen eng beieinander. Über den regen Zulauf freuen sich Heide und Stephan Düringer von der Konstanzer Spitalkellerei und Wirtin Tamara Unterwerner (rechts). | Bild: Kirsten Astor

„Für meine Frau Heide und mich war es gut zu wissen, dass wir den Besen jemandem mit Erfahrung anvertrauen, es lief alles reibungslos“, so Düringer. Dabei sind die Räume nicht für solche Abende ausgelegt. „Es ist alles provisorisch, zum Beispiel wurden die Dünnele in unserem Brennraum zubereitet.“ Tamara und ihr Team ließen sich dadurch nicht beirren. „Das Improvisieren macht doch Spaß“, sagt die Wirtin.

Sie konnte sich auf ihre ehemaligen Kräfte vom „Guten Hirten“ verlassen. „Wir haben gesagt, wir lassen es nochmal fünf Wochen lang krachen“, erzählt sie und lacht. Zwar war der Suser irgendwann ausverkauft und zu späterer Stunde gingen auch mal einzelne Gerichte aus. Doch die meisten Gäste nahmen es locker und freuten sich, dass sie wieder eng beieinandersitzen konnten.

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„Ich selbst bin dabei gar nicht wichtig“, sagt Tamara. „Wir möchten vielmehr den Menschen das Gefühl geben, dass alle willkommen sind und sich niemand blöd vorkommen muss, wenn er sich irgendwo dazusetzt. Die Harmonie zwischen den Generationen war toll.“

So gut sich das erneute Wirtin-Dasein anfühlte, so erschöpft war sie nach den fünf Wochen aber auch: „Ich war von zehn Uhr morgens bis um zwei Uhr nachts auf den Beinen. Das hätte ich nicht machen können, wenn ich parallel in meinem Hotel am Fischmarkt arbeiten müsste.“ Da das Hotel nach dem Brand in der Zollernstraße immer noch nicht wieder eröffnen konnte, freute sie sich über das Angebot der Spitalkellerei.

Hereinspaziert! Die Türen der Besenwirtschaft der Konstanzer Spitalkellerei öffnen sich nochmal für drei Wochen im Dezember 2024.
Hereinspaziert! Die Türen der Besenwirtschaft der Konstanzer Spitalkellerei öffnen sich nochmal für drei Wochen im Dezember 2024. | Bild: Kirsten Astor

Und was ist im kommenden Jahr? „Geplant ist der Besen auf jeden Fall“, sagt Düringer. Er und Tamara lassen sich aber alle Optionen offen. „Ich stehe zur Verfügung und wir schauen dann, ob es passt“, sagt die Wirtin.

Für alle, die nicht so lange warten wollen, gibt es eine gute Nachricht: Der Besen der Spitalkellerei öffnet nochmal im Zeitraum von 3. bis 23. Dezember 2024, immer dienstags bis samstags von 16 bis 23 Uhr. Statt Suser gibt es dann selbstgemachten Glühwein.