„Ich habe gehört, Sie gehen? Das ist sehr schade!“ Dies ist wohl der am häufigsten geäußerte Satz in der Theodor-Heuss-Sporthalle, nachdem die Eltern erfahren hatten, dass HSG-Trainerin Uli Widmann den Verein verlassen muss. Rund sieben Jahre lang hat sie unzähligen Kindern ab drei Jahren den Spaß an der Bewegung und erste Grundlagen des Handballsports vermittelt.

Uli Widmann und ihr Parcours: Gerne baute die HSG-Trainerin einige Geräte für die jungen Sportler auf, um Bewegung, Geschicklichkeit und ...
Uli Widmann und ihr Parcours: Gerne baute die HSG-Trainerin einige Geräte für die jungen Sportler auf, um Bewegung, Geschicklichkeit und Ballgefühl zu fördern. | Bild: Kirsten Astor

Nun muss die 55-Jährige Abschied nehmen, allerdings nicht freiwillig. Ihr letzter Arbeitstag ist Freitag, 4. April. Kurz vor Fasnacht erfuhr sie vom Verein, dass ihre Zeit bei der HSG zu Ende ist. „Ich habe nicht damit gerechnet und war sehr traurig“, sagt Uli Widmann. Als Grund wurden ihr wirtschaftliche Zwänge genannt. Der Sportverein kämpft derzeit damit, dass zwei große Sponsoren überraschend abgesprungen sind.

Kindergruppen werden umstrukturiert

Uli Widmann, dreifache Mutter erwachsener Kinder (18, 21 und 24 Jahre), ist die einzige HSG-Trainerin im Kleinkindbereich mit Festanstellung. Vereinspräsidentin Franziska Schmidlin hat selbst mit deren Weggang zu kämpfen: „Diese Entscheidung ist uns schwergefallen, da wir Ulis Arbeit sehr schätzen. Leider können wir das Arbeitsverhältnis nicht weiterführen.“

Denn auch bei den jüngsten Sportlern muss der Verein umstrukturieren, um Kosten zu sparen. Jugendleiterin Vera Eblen erklärt: „Begonnen haben wir mit dem Sportgarten in Halle IV am Schänzle, doch als die Halle der Zeppelin-Gewerbeschule abgerissen wurde und einige Vereine einen anderen Ort für ihr Training benötigten, musste der Sportgarten dort ausziehen.“

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Während der vergangenen Jahre waren die jüngsten Handballer auf viele kleine Hallen verteilt, die Kurse werden deshalb an vier Nachmittagen angeboten. „Dafür brauchen wir viele Trainer, das kostet mehr Geld“, sagt Vera Eblen. Nun hofft die HSG, im Zuge der Erweiterung der Schänzlehalle wieder in größere Räumlichkeiten umziehen zu können. „Dann könnten wir aus vier Nachmittagen Sportgarten wieder zwei machen“, erläutert Franziska Schmidlin.

Das bedeutet, dass der Verein Uli Widmann nicht mehr den bisherigen Stundenrahmen anbieten kann – aber ein reduzierter Vertrag kam für sie nicht infrage. Künftig werden Sportstudierende und andere Ehrenamtliche die Kurse leiten. Uli Widmann sagt: „Von selbst hätte ich nicht aufgehört. Es war so schön, über die Jahre viele Kinder zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen.“

Besondere Freude habe es ihr bereitet, „Kinder ins Boot zu holen, die Anfangsschwierigkeiten hatten“. Auch die Inklusion liege ihr am Herzen. Dass die 55-Jährige aus Ulm, gelernte Erzieherin sowie Tanzpädagogin und Pilatestrainerin, einen guten Draht zu Kindern hat, bestätigen viele Eltern.

„Es war so schön, über die Jahre viele Kinder zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen“, sagt Trainerin Uli Widmann.
„Es war so schön, über die Jahre viele Kinder zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen“, sagt Trainerin Uli Widmann. | Bild: Kirsten Astor

Großes Lob von Eltern

Eine von ihnen ist Daniela Eisenhauer. Sie schreibt: „Unser Sohn hatte Schwierigkeiten, sich von uns zu lösen. Uli hat es geschafft, in weniger als drei Schnupperstunden sein Vertrauen zu erlangen, sodass er sich ohne uns ins Training getraut hat. Ich habe schon viele Angebote ausprobiert und habe noch nie ein so hochqualifiziertes Training erlebt wie den Sportgarten bei Uli. Die Nachricht von ihrer Kündigung hat die Kinder und uns Eltern zutiefst erschüttert.“

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Sportstudenten seien eine sinnvolle Ergänzung. „Allerdings reisen sie gern, sind im Auslandssemester oder haben ein Praktikum“, so Daniela Eisenhauer. „Ich finde es schade, dass oft bei den Jüngsten eingespart wird, denn hier wird der Grundstein für die Freude an Bewegung und Handball gelegt.“

Auch Ann-Christin Feiertag sieht die Kündigung „als großen Fehler für die Nachwuchsarbeit der HSG“ an: „Uli schafft es, alle Kinder – die ruhigen, die ängstlichen und die aufgedrehten – sprichwörtlich an die Hand zu nehmen und für den Sport zu begeistern.“

Sie selbst ist pädagogische Fachkraft und habe „selten Personen kennengelernt, die ihre Arbeit mit so viel Herzblut auf hohem Niveau machen“, so Ann-Christin Feiertag. „Für mich ist Uli der HSG-Sportgarten. In meinen Augen verliert der Verein etwas, das sich mit Geld nicht aufwiegen lässt.“

HSG-Präsidentin Franziska Schmidlin (links) und Jugendleiterin Vera Eblen (rechts) danken Uli Widmann zum Abschied und überreichen ihr ...
HSG-Präsidentin Franziska Schmidlin (links) und Jugendleiterin Vera Eblen (rechts) danken Uli Widmann zum Abschied und überreichen ihr Blumen und einen Bilderrahmen. Ihnen fällt die Entscheidung auch nicht leicht. | Bild: Kirsten Astor

Franziska Schmidlin und Vera Eblen bedanken sich bei der 55-Jährigen für ihren außergewöhnlichen Einsatz: „Uns tut es selbst weh. Ulis fachliche Kompetenz und ihr Engagement haben nicht nur die Entwicklung der Kinder maßgeblich gefördert, sondern auch das Team inspiriert“, sagen sie. „Wir möchten uns für die wertvolle Zeit bedanken, die sie in unseren Verein investiert hat, und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute!“

„Ulis Leidenschaft für den Sport und ihre Fähigkeit, Freude und Motivation zu vermitteln, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, ...
„Ulis Leidenschaft für den Sport und ihre Fähigkeit, Freude und Motivation zu vermitteln, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, sagt Franziska Schmidlin, Präsidentin der HSG Konstanz. | Bild: Hanser, Oliver/SK-Archiv

Uli Widmann denkt nun auch nach vorne. „Es tun sich neue Türen auf, ich habe Angebote sowohl als Erzieherin als auch im Sportbereich bekommen“, sagt sie. Die Trainerin möchte ebenfalls einen Dank loswerden, „an das tolle Team in allen Gruppen, das mich immer unterstützt hat“. Für den Verein hofft sie, dass der Kindersport gut weiterläuft. „Den Kindern wünsche ich, dass sie weiter Spaß am Sport haben und den Eltern, dass sie dem neuen Team vertrauen.“ Für die Familien sei es kein Abschied für immer: „Ich bin nicht aus der Welt, wir laufen uns sicher mal über den Weg.“

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