Über 3000 besonders engagierte Konstanzer müssen weiter auf städtische Vergünstigungen warten – und das erstmal auf unbestimmte Zeit. Der Gemeinderat hat am Dienstag, 25. Februar, beschlossen, dem Vorschlag der Verwaltung zu folgen und die Einführung einer Konstanzer Ehrenamtskarte vorerst auf Eis zu legen. Geplant war die Umsetzung des Projekts ursprünglich ab 2026. Doch nun sieht die Verwaltung dafür zu große Hindernisse. Die Stadträte wünschen sich kreativere Lösungen.
„In Konstanz wollen wir freiwilliges Engagement fördern“, machte Martin Schröpel, Beauftragter für bürgerliches Engagement, deutlich. Bisher sei die Förderung auf die Vereine ausgerichtet, eine Konstanzer Ehrenamtskarte hätte die Ehrenamtlichen direkt belohnt. Die Idee: Wer eine bestimmte Anzahl an Stunden im Jahr freiwillig arbeitet, erhält Vergünstigungen, etwa für das Schwimmbad oder kulturelle Veranstaltungen. „Eine Ehrenamtskarte ist Ausdruck von Anerkennungen“, erklärte Martin Schröpel.
Darum soll das Projekt nicht umgesetzt werden
Trotzdem rät die Verwaltung derzeit von einer Umsetzung der Konstanzer Ehrenamtskarte ab. Dafür gebe es zwei Hauptgründe: Zum einen würden Kosten in Höhe von mehreren hunderttausend Euro anfallen, um die Vergünstigungen auszugleichen. Zum anderen seien noch konzeptionelle Fragen offen. So müssten die Vereinsvorsitzenden die geleisteten Stunden ihrer Ehrenamtlichen erfassen, was vor allem bei großen Vereinen sehr aufwändig wäre.
Hinzu komme ein weiteres Problem: Die Ehrenamtskarte sollte eigentlich in die geplante Konstanz-Card, die eine Vielzahl bereits bestehender Karten bündeln sollte, integriert werden. Letztere könne jedoch nicht wie bisher geplant umgesetzt werden, da sich der Softwarepartner aus dem Projekt zurückziehen wolle. „Darüber sind wir sehr enttäuscht“, sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt. Er sprach noch einen weiteren Punkt an: Ehrenamtliche, die sich außerhalb von Vereinen engagieren, könnten von der Ehrenamtskarte nicht profitieren. „Diese Art von Ehrenamt ist aber genauso wichtig“, so Burchardt.
In der anschließenden Debatte plädierte Achim Schächtle von der FDP dafür, das Projekt noch nicht zu beerdigen. „Wir haben den Ehrenamtlichen die Karte versprochen“, so der Stadtrat. Das Kostenargument überzeuge ihn nicht: „Eigentlich ist das ein günstiges Projekt.“ Er stellte den Kosten die unbezahlte Arbeit gegenüber, die Ehrenamtliche für die Stadt leisten. „Das sind Millionen von Stunden, die der Stadtgesellschaft zugutekommen“, so Schächtle.
Ideen zur Unterstützung von Ehrenamtlichen
Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL&Grüne) hingegen bezweifelte, dass die Ehrenamtskarte in ihrer geplanten Form noch realisiert werden kann: „Wir wollten die lokale Ehrenamtskarte einführen. Das ist gescheitert.“ Sie und andere Stadträte schlugen stattdessen alternative Ideen zur Unterstützung der Ehrenamtlichen vor. Jacobs-Krahnen brachte die Idee ein, die ursprünglich für die Konstanz-Card vorgesehenen Mittel von einer Million Euro stattdessen für die Ehrenamtsförderung zu nutzen.
Dem Vorschlag schloss sich Levin Eisenmann von der CDU an. Doch Verwaltungsdezernent Joachim Helff dämpfte die Hoffnungen: „Wir können die Million nicht einfach für die Ehrenamtskarte umbuchen.“ Es gebe stattdessen die Überlegung, das Geld für die Digitalisierung des bereits bestehenden Sozialpasses zu verwenden.
Eine weitere Idee war es, die Ehrenamtskarte des Landes, die ab Sommer schrittweise in Baden-Württemberg eingeführt werden soll, an Konstanzer Bedürfnisse anzupassen. So kritisierte Levin Eisenmann, dass die Karte nur für Landeseinrichtungen gelten soll. Der Kritik stimmte Petra Rietzler (SPD) zu: „Für das Archäologische Landesmuseum engagiere ich mich nicht zehn Stunden die Woche ehrenamtlich.“

Ein größerer Anreiz könnte sein, wenn die Landesehrenamtskarte in Konstanz auch für städtische Einrichtungen wie das Schwaketenbad gelten würde. Jürgen Ruff von der SPD kündigte sogleich an, dass seine Fraktion einen entsprechenden Antrag stellen werde, sobald die Landesehrenamtskarte eingeführt ist.
Räte sind bei Abstimmung uneinig
Schröpel begrüßte die Idee und sagte, dass eine Ausweitung der Landesehrenamtskarte auf städtische Einrichtungen bestimmt möglich wäre. Die Hauptamtsleiterin Charlotte Biskup empfahl abzuwarten: „Wir sollten den Beschluss zur Weiterverfolgung der Karte erst fassen, wenn wir die Mittel dazu haben.“ Sonst würden den Konstanzern falsche Hoffnungen gemacht.
Das überzeugte nicht alle: Acht Gemeinderäte stimmten gegen das Stoppen des Projekts, fünf enthielten sich. Die Mehrheit beschloss jedoch, die Konstanzer Ehrenamtskarte vorerst nicht weiterzuverfolgen.