Endlich stehen Elke Knobelspieß und ihr Mann an der richtigen Bushaltestelle in Konstanz: Haltestelle Bürgerbüro. Von hier kommen sie zum gewünschten Badeort. Bereits seit sieben Uhr morgens sind die beiden Tagestouristen aus Nürtingen unterwegs. Nun stehen sie an der Unteren Laube. Sie warten auf den Bus, damit sie endlich ins Wasser springen können.

„Wir wussten das mit der Baustelle am Bahnhof nicht und sind irgendwie doppelt durch die Innenstadt gelaufen“, sagt Elke Knobelspieß. Nachdem das Paar am Bahnhof ankommt, läuft es lang in der Konstanzer Altstadt umher. Denn dem Ehepaar ist nicht klar, von welcher Haltestelle ihr Bus abfährt. Sie empfinden die Situation zunächst als verwirrend. In der Touristeninformation suchen sie sich Hilfe und bekommen sie auch. Endlich finden sie jetzt die richtige Haltestelle – den Stopp beim Bürgerbüro.

Die Tagestouristin Elke Knobelspieß aus Nürtingen bei Stuttgart macht einen Ausflug an den Bodensee. An der Haltestelle Bürgerbüro in ...
Die Tagestouristin Elke Knobelspieß aus Nürtingen bei Stuttgart macht einen Ausflug an den Bodensee. An der Haltestelle Bürgerbüro in Konstanz wartet sie auf den richtigen Bus. | Bild: Anjuli Rossa

Durch die Baustellenarbeiten am Konstanzer Bahnhof kann dieser nur noch in eine Fahrtrichtung befahren werden. Daher werden verschiedene Linien an die Untere Laube verlegt. Aktuell fahren nur die Buslinien 1, 6, 9A/B und 908 den Bahnhof direkt an. Viele Buslinien enden derzeit an der Haltestelle Bürgerbüro. Im Anschluss müssen die Busse dann auf der Laube wenden, um weiterfahren zu können. Viele Konstanzerinnen und Konstanzer stören sich an der Situation, anderen macht es wiederum nichts aus.

Das Abbiegen war kaum möglich

„Manchmal standen die Busse bis zum Rhein rauf“, berichtet Marc Lasch. Sein Arbeitsplatz befindet sich neben der Haltestelle Bürgerbüro, dadurch beobachtet er die Situation vor Ort bereits über einen längeren Zeitraum. Er erinnert sich daran, wie die vielen Busse zu Beginn der Umleitung auf der Laube wenden mussten und wegen der vielen Autos kaum die Spur wechseln konnten. „Dadurch kam es immer wieder zu langen Staus“, berichtet Lasch.

Seitdem allerdings eine kleine Ampel an der Kreuzung Untere Laube und Schulstraße angebracht wurde, wäre die Situation viel besser, berichtet er. Die Ampel sorge dafür, dass die Busse einen geringen Vorsprung zum restlichen Verkehr erhalten. So können die Fahrzeuge wenige Meter weiter wenden und auf der anderen Seite – ab der Haltestelle Stephansschule – wieder in Richtung Seerhein weiterfahren.

Die Verkehrsampel mit zusätzlicher Busampel an der Kreuzung Untere Laube und Schulstraße: Hier können die Linienbusse vor dem restlichen ...
Die Verkehrsampel mit zusätzlicher Busampel an der Kreuzung Untere Laube und Schulstraße: Hier können die Linienbusse vor dem restlichen Verkehr losfahren und ein paar Meter weiter auf der Unteren Laube wenden. | Bild: Anjuli Rossa

Doch Marc Lasch stellt noch weitere Nebeneffekte des veränderten Linienverkehrs an fest: „Die Busse halten ganz weit vorne, weil viele Fahrten hier enden. Damit sollen die wartenden Leute an der Haltestelle nicht auf die Idee kommen, einzusteigen“, erklärt Lasch. Denn die Fahrten, die am Bürgerbüro ihre Endstation haben, wenden zunächst. Erst auf der anderen Straßenseite dürfen die Fahrgäste wieder einsteigen.

Allerdings müssen die leeren Busse aufgrund des Fahrplans oftmals pausieren. Um diese Zeit zu überbrücken wurden auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Haltestelle Bürgerbüro zwei lange gelbe Sperrflächen markiert. Auf diesen können die Busse und ihre Fahrer warten, bevor sie Fahrgäste wieder aufnehmen und weiterfahren.

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Für Gerd Woll aus Wollmatingen ist das ein Problem. Er ist 1941 in Konstanz geboren und nicht mehr der Schnellste. „Wenn der Bus ganz vorne hält und ich zum Umsteigen dann nach hinten laufen muss, schaffe ich das zeitlich meistens nicht“, erklärt er. Dieser Umstand stört ihn aber nicht, denn er warte dann einfach 20 Minuten auf den nächsten Bus. „Wir wollen ja nicht meckern“, sagt er lächelnd.

Ein holpriger Weg durch die Innenstadt

Eine zusätzliche Erschwernis erwartet Fahrgäste mit Gepäck, die sich entscheiden, durch die Innenstadt zum Bahnhof zu laufen. Der fußläufig kürzeste Weg mit circa 700 Metern führt über holpriges Kopfsteinpflaster. „Bei Regen mit Trolli durch die Innenstadt ist einfach blöd“, beanstandet auch Gerd Woll. Er ist der Ansicht, dass nicht nur der Weg für Betroffene mit Gepäck mühsam sei, sondern dass auch das Kopfsteinpflaster die Kofferrollen kaputt mache.

Etwas anders sieht das Armela Ziu. Sie wohnt im Stadtteil Königsbau und fährt meistens mit der Linie 9A/B von der Sonnenbühlstraße ans Bürgerbüro. Denn sie arbeitet in der Nähe der Bushaltestelle. Die 28-Jährige stören die Veränderungen am Verkehrsnetz überhaupt nicht, da sie nicht wesentlich betroffen sei. „Für andere ist es sicherlich schwieriger, gerade wenn sie viel umsteigen müssen“, gibt sie aber zu bedenken.

Die 28-jährige Armela Ziu arbeitet in der Nähe der Haltestelle Bürgerbüro in Konstanz. Sie persönlich ist von den Veränderungen der ...
Die 28-jährige Armela Ziu arbeitet in der Nähe der Haltestelle Bürgerbüro in Konstanz. Sie persönlich ist von den Veränderungen der Buslinien nicht betroffen. | Bild: Anjuli Rossa

Auch andere Fahrgäste stört die Situation eher weniger. „Manchmal fahre ich auch mit dem Auto, aber wir sind zwei Personen und heute ist das Auto weg“, sagt Trena Sebahate. Sie wohnt am Zähringerplatz und fährt mit verschiedenen Buslinien. Gerade warte sie auf die Linie 1. „Mir gefällt es beim Busfahren, dass man mehr schauen kann“, ergänzt sie und erklärt damit, welchen Vorteil Busfahren für sie bringt.

Sabine Kolden fährt regelmäßig mit der Linie 6. Die 58-Jährige wohnt am Landratsamt in Konstanz. „Mich betrifft es weniger, denn die 6 fährt auch vom Bahnhof“, erklärt sie. Allerdings glaubt Sabine Kolden, dass es gerade für Leute von außerhalb schwierig sei. „Touristen kennen sich bei Weitem nicht so gut aus wie Bewohner der Stadt“, meint Kolden. Davon kann Elke Knobelspieß aus Nürtingen wohl ein Lied singen.