Stefan Postius weiß, wovon er spricht. Der studierte Biologie, Biochemiker, Mikrobiologe und Pharmakologe hat den größten Teil seines Berufslebens mit der Entwicklung von Substanzen verbracht. Grundsätzlich stellt er fest: „Wenn jemand der Meinung ist, dass Corona nicht gefährlich sei, ist dagegen erst mal nichts einzuwenden“, sagt er. „Es ist jedoch völlig unbegreiflich, dass manche Menschen im öffentlichen Raum keine Masken tragen und somit Mitmenschen gefährden.“

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Das sei in seinen Augen verwerflich und unbedacht. Vor allem aus einem Grund – und das sagt er als einstiger Forscher an der Universität: „Das Wissen über die Gefahr und die Verbreitung des Virus ist ja vorhanden, man muss es nur abrufen.“ Wer trotzdem die Existenz leugne oder die Gefahr herunterspiele, „der entscheidet sich dazu wider besseren Wissens“.

Bild 1: „Unbegreiflich. Verwerflich“: Der Konstanzer Gelehrte Stefan Postius geht mit Corona-Leugnern und Masken-Verweigerern hart ins Gericht
Bild: Schuler, Andreas

Wie einst bei Madame Curie

Viruspartikel seien geruchlos. „Sie entziehen sich somit unserer direkten Wahrnehmung“, erklärt Stefan Postius. „Damit sind sie für uns keine wahrnehmbare Bedrohung. In gewisser Weise ist das mit der Situation zu vergleichen, in der sich Madame Curie befand, als sie die Radioaktivität erforschte: Etwas war definitiv messbar, aber eine Wirkung auf den Körper war zunächst nicht zu spüren, wohl aber später zu erfahren. Madame Curie ist an den Folgen radioaktiver Verstrahlung gestorben.“ Daraus hätte die Menschheit gelernt, dass man sich auch vor nicht direkt spürbaren Gefahren schützen müsse.

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Er nennt einige weitere Beispiele, um den Sinn einer Maske zu unterstreichen: „Man denke nur bei engem Beisammensein an den Mundgeruch des Nachbarn, die Knoblauchfahne eines Gegenübers, die Parfumwolke aus der Sitzreihe hinter uns im Bus.“

Wenn man sich bewusst mache, dass diese Gerüche von Corona-Infizierten stammten, könne man davon ausgehen, dass in diesen Aerosol-Wolken auch Viruspartikel transportiert würden.

Bild 2: „Unbegreiflich. Verwerflich“: Der Konstanzer Gelehrte Stefan Postius geht mit Corona-Leugnern und Masken-Verweigerern hart ins Gericht
Bild: Schuler, Andreas

Da man aber noch nicht weiß, ab welcher Viruslast sich die Krankheit im Körper ausbreitet, scheint es in den Augen des Fachmannes naheliegend, Masken immer dann zu tragen, wenn viele Menschen zusammenkommen.

Das wünscht er sich von seinen Mitmenschen

„Ich trage prophylaktisch eine Maske, wenn ich mich schützen möchte und ich wünsche mir von meinen Mitmenschen, dass sie das gleiche tun, um sich und andere zu schützen. So könnte eine unkontrollierte Ausbreitung von Covid-19 erheblich gebremst werden.“

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Im Fall von Covid-19, das sich im Wesentlichen durch Aerosole verbreitet, hat sich diese Erkenntnis in den Augen des Wissenschaftlers noch nicht überall durchgesetzt. Zu viele Menschen glauben nach wie vor nicht, dass diese nicht wahrnehmbare und nicht spürbare Gefahr bedrohlich ist. „Das ist ein unverantwortliches Verhalten. Wenn jemand anderer Meinung ist – in Ordnung. Aber bitte nicht Mitmenschen in Gefahr bringen.“