Konstanz begibt sich aufs Glatteis. Überfrierende Nässe hat am Dienstagmorgen, 17. Januar, für reichlich schmerzhafte und teure Rutschpartien im Konstanzer Stadtgebiet gesorgt. „Bei uns ging es zu wie im Taubenschlag“, sagte Ivo Quack, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Klinikum Konstanz.

Notaufnahme-Chef Ivo Quack und sein Team hatten am Dienstagvormittag alle Hände voll zu tun.
Notaufnahme-Chef Ivo Quack und sein Team hatten am Dienstagvormittag alle Hände voll zu tun. | Bild: GLKN

Stand 10.30 Uhr mussten gut 20 Fälle aufgrund des Glatteises aufgenommen werden, zu 90 Prozent gestürzte Fahrradfahrer, der Rest Fußgänger, die den Boden unter den Füßen verloren hatten. Zwei Patienten erlitten Knochenbrüche, die anderen kamen mit Prellungen davon. Die meisten seien auf dem Weg zur Arbeit gestürzt, so Quack.

Zwei Radfahrer stürzen auf der Friedrichstraße

Die Polizei registrierte zwischen 7.18 Uhr und 9 Uhr mindestens sechs Unfälle an fünf Stellen, die sich auf die plötzliche Glätte zurückführen ließen. Die Serie begann mit einem Fahrradfahrer, der unsanft auf der Friedrichstraße landete. „Noch während der Unfallaufnahme stürzte dort ein weiterer Radler“, sagte Polizeisprecherin Katrin Rosenthal.

Es folgte ein Auffahrunfall auf der Gartenstraße/Europastraße, ehe auf Höhe Baby Walz an der Riedstraße ein Auto in zwei andere rutschte. Auf der Uhlandstraße erlitt 8.31 Uhr bei einem Sturz ein weiterer Radfahrer Verletzungen, und 9 Uhr gab es auf der Hermann-von-Vicari-Straße noch einen „Unfall mit Personenschaden“ – Näheres konnte Rosenthal zu diesem Fall noch nicht sagen.

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Henry Rinklin, verantwortlich für den Winterdienst der Technischen Betriebe Konstanz (TBK), bedauerte die Unfälle. Das kratze auch ein bisschen am Ehrgefühl seines „sehr motivierten Teams“, sagte er. Man habe in diesem Winter bereits zehn Einsatztage absolviert – und die Bedingungen immer auf den Punkt getroffen. Doch diesmal waren die TBK etwas zu spät dran.

Verantwortlich machte er die „unangenehme Wetterlage um den Gefrierpunkt herum“, die unsichere Vorhersage und die zum Teil von Straßenabschnitt zu Straßenabschnitt wechselnden Verhältnisse.

Henry Rinklin und sein Team beobachten ständig die Wetterlage und bekommen Vorhersagen – diesmal war die Lage so wechselhaft und ...
Henry Rinklin und sein Team beobachten ständig die Wetterlage und bekommen Vorhersagen – diesmal war die Lage so wechselhaft und unsicher, dass die TBK etwas zu spät fürs Glatteis kam. | Bild: Aurelia Scherrer

Die Verhältnisse wechseln von Straße zu Straße

Glatt, nicht glatt, glatt, nicht glatt – in der Stadt sei das noch schlimmer als in freier Natur, weil da viele Faktoren eine Rolle spielten. Etwa die Dichte der Bebauung mit Häusern. So war es auf der Salzbergkuppe am Dienstagmorgen extrem rutschig, während es an der Fähre keine Probleme gab.

Zwar sei es durchaus bewährte Strategie, bei entsprechenden Vorhersagen des Wetterdienstes vorzustreuen, um solchen Ereignissen vorzubeugen. „Doch was, wenn die dann nicht eintreten, so wie in den beiden vorangegangen Tagen? Dann haben wir eine Menge Kosten verursacht und die Stadt mit einem Salzteppich belegt – und es gibt Kritik wegen der Umweltbelastung und der Geldverschwendung.“

Nach dem Einsatz: Gianluca Marino von den Technischen Betrieben Konstanz, die zwar alles gegeben haben, diesmal aber ein bisschen zu ...
Nach dem Einsatz: Gianluca Marino von den Technischen Betrieben Konstanz, die zwar alles gegeben haben, diesmal aber ein bisschen zu spät dran waren. | Bild: Oliver Hanser

Drei Stunden dauert der komplette Streueinsatz

Problem am Dienstag sei das Aufklaren ab 6.30 Uhr gewesen – so entwickelte sich die Glätte im Berufsverkehr. Die TBK schickten alle zehn Fahrzeuge in den Streueinsatz; die Radstraßen und Busverbindungen wurden anschließend komplett durchgestreut.

Gegen 10 Uhr war der Einsatz beendet. „Wir brauchen drei Stunden, um unseren Streuplan in der Stadt abzuarbeiten“, so der Winterdienst-Chef. Was er nicht versteht, ist das Verhalten mancher Radfahrer. „Die fahren auch bei solchen Verhältnissen weiter wie immer. Manche sind da regelrecht lernresistent“, sagt Rinklin, der selbst Radfahrer ist und deshalb weiß, wovon er spricht.

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Ein Appell kommt auch vom Chefarzt der Konstanzer Notaufnahme. „Wenn man bei dem Wetter schon Fahrrad fahren muss, dann bitte unbedingt mit Helm“, so Ivo Quack. Denn schnell sei es passiert, dass man bei einem Sturz mit dem Kopf auf die Straße knallt.