Für den Großteil der Nutzer von Gebäude G begann der Mittwochvormittag mit einer Überraschung: Sie wurden aufgefordert, das Haus zu verlassen. Hintergrund sind bauliche Mängel und Fragen der Sicherheit. Unter anderem geht es um Brandschutz, Flucht- und Rettungswege.
Gebäude G gehört zu den drei größten Gebäuden der Hochschule und beherbergt laut HTWG rund 20 Prozent der nutzbaren Flächen. Das Haus ist in die Jahre gekommen. Genau hier liegt das Problem: „Das Gebäude ist aus den 1960er-Jahren und wie viele andere Häuser aus dieser Zeit inzwischen mit zahlreichen Mängeln behaftet“, schreibt die HTWG-Pressestelle.

Viele Probleme wurden in der Vergangenheit mit teils provisorischen Maßnahmen behoben. „Da dies jedoch mit vertretbarem Aufwand nicht mehr umfassend möglich ist, wurde in den vergangenen Jahren ein Ersatzneubau ins Auge gefasst“, so die Hochschule. Den Architektenwettbewerb gewann Ende 2021 das Architekturbüro Steimle Architekten mit Büros in Stuttgart und Überlingen.
Derzeit planen die Architekten einen komplexen Laborneubau. Ziel ist der Baubeginn im Jahr 2025. Bei dieser Gelegenheit soll auch die Wärmeversorgung CO2-neutral werden. Bis der Neubau steht, wird das alte Gebäude weiterhin gebraucht. Dafür muss Haus G aber ertüchtigt werden.

Genau hier liegt der Knackpunkt. Die Stadt Konstanz habe die bauliche Umsetzung des „Flucht- und Rettungswegekonzepts für das Interimskonzept Gebäude G“ zwar genehmigt, erläutert die Pressestelle der Hochschule. Ab Frühjahr 2024 sollen die Arbeiten dafür beginnen.
Doch ob Gebäude G bis zur Fertigstellung dieser Übergangslösung genutzt werden darf, ist unklar. „Bisher war die Hochschule zuversichtlich“, so die Pressestelle. Derzeit klärt Vermögen und Bau mit dem Baurechtsamt der Stadt Konstanz, ob das Haus tatsächlich bis dahin in Betrieb bleiben kann.
Das Baurechtsamt hat laut Hochschule vorgeschlagen, einen Brandschutzsachverständigen einzuschalten, um die notwendigen Maßnahmen abschätzen zu können. „Die Hochschule wird nun in enger Abstimmung mit allen Beteiligten und unterstützt durch sachverständige Berater ein neues Betriebskonzept für das Gebäude aufstellen“, heißt es in einer Stellungnahme.
Bis die Ergebnisse für die Lösung vor der Übergangslösung vorliegen, werden die betroffenen Gebäudeteile vorsorglich gesperrt. „An erster Stelle bei allen Entscheidungen steht immer die Sicherheit der Hochschulangehörigen sowie externer Besucherinnen und Besucher“, sagt HTWG-Präsidentin Sabine Rein. Die Vorgesetzten der betroffenen Abteilungen wurden vorab über die Sperrung informiert.

Wie lange das Haus nicht betreten werden darf, ist noch unklar. „Die Verantwortlichen werden das ihnen Mögliche tun, um den Betrieb des G-Gebäudes zum Wintersemester wieder aufnehmen zu können“, schreibt die Pressestelle.
Prüfungen finden trotzdem statt
Ab kommendem Samstag, 24. Juni, beginnt an der Hochschule die Prüfungszeit. Eigentlich hätten auch in Gebäude G einige abgelegt werden sollen. Sie sollen planmäßig stattfinden, nur eben anders: „Durch die Corona-Pandemie ist die Hochschule Konstanz erprobt im Umgang mit lokalen Sperrungen und Zutrittsbeschränkungen“, sagt Präsidentin Sabine Rein.
„Als moderne Hochschule verfügen wir über die Expertise und die technischen Mittel, um kurzfristig zum Beispiel auf mobiles Arbeiten umzustellen und Lehrangebote auch digital umzusetzen.“
