Es ist ein Schock für viele Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden und im Landkreis Konstanz leben: Die Schmerzklinik Konstanz, eingegliedert ins Klinikum, könnte bald ihre Pforten schließen – für immer. Die ohnehin gebeutelten Patienten müssten sich dann einen neuen Therapeuten suchen.
Schon länger ist den Patienten bekannt, dass es Veränderungen bei der Schmerzklinik geben wird. Doch erst jetzt teilte der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz dem SÜDKURIER genauere Informationen dazu mit. Viel bleibt allerdings im Unklaren.
So erklärte Andrea Jagode, Pressesprecherin des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz, am Freitag, 22. Juli, gegenüber dem SÜDKURIER: „Leider wird die Sektionsleiterin der Schmerzklinik das Klinikum Konstanz verlassen, da sie sich beruflich verändern möchte.“

Die endgültige Entscheidung dazu habe die Ärztin Dana Mergner den Verantwortlichen am Donnerstag mitgeteilt. Sie werde das Haus zum 1. Oktober 2022 verlassen. „Wir bedauern dies sehr, respektieren aber den Wunsch und danken der ausscheidenden Ärztin für ihre gute und wertvolle Arbeit“, hieß es von Jagode diplomatisch.
Die Zukunft ist ungewiss
Doch wie geht es nun weiter? Dazu hält sich die Pressesprecherin der Kliniken bedeckt. Man werde nun verschiedene Lösungsmöglichkeiten prüfen, wie die Versorgung für die Schmerzpatienten weitergehen könnte, hieß es lediglich. Aktuell gebe es wohl noch keine Lösung, das würde weitere Zeit benötigen.

„Deswegen können wir Stand heute noch nicht genau sagen wo die Reise hingeht“, sagte sie. Die Patienten würden entsprechend informiert, wenn es Neuigkeiten gäbe. Dass die Klinik ganz geschlossen werde, sei nicht gesichert. Für viele Patienten gibt es also, zumindest Stand jetzt, noch Hoffnung für eine weitere Betreuung vor Ort.
Wie Jagode außerdem angibt könnten Patienten mit Schmerzpumpen aus dem Raum Singen und Hegau von der Praxis Bani in Singen versorgt werden. Für entsprechende Patienten aus Konstanz ist nun guter Rat teuer. Der Klinikverbund weist lediglich darauf hin, dass auch einzelne, spezialisierte Arztpraxen Schmerzpumpen befüllen könnten.
Patienten in auswegloser Situation
Die Patienten der Schmerzklinik scheinen ratlos und enttäuscht. Annette de Groot, erste Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Vereinigung chronischer Schmerz, in der viele Patienten der Klinik Mitglieder sind, sagt: „Wir sind sehr traurig über die Situation.“
Dennoch zeige man auch Verständnis: „Wenn man keinen Schmerztherapeuten mehr zur Verfügung hat, was will man dann machen“, so de Groot. „Davon gibt es eben auch nicht so viele. Das ist auch ein Problem.“ Sie stellt außerdem klar, dass sich die Verantwortlichen in der Schmerzklinik immer um die Patienten bemüht hatten und engagiert seien, die Klinik zu halten.

Ein weiteres Problem für Patienten mit chronischen Schmerzen sei, dass es auch nicht viele niedergelassene Ärzte gebe, die chronische Schmerzen behandeln. Lediglich drei Praxen im gesamten Landkreis könnten beispielsweise Medikamentenpumpen befüllen: Eine in Konstanz, eine Markelfingen und die bereits angesprochene Praxis Bani in Singen. Durch den Mangel an Ärzten sei es auch immer schwieriger Termine zu bekommen.
Die Konsequenz sei, dass die Patienten im Fall einer Schließung in Konstanz keine wohnortnahe Betreuung mehr hätten. Für viele der chronisch Kranken ein ernsthaftes Problem. Auch die stationäre Behandlung in der Schmerzklinik mit einer zwei- oder dreiwöchigen Therapie sei dann nicht mehr möglich. Außerdem: „Viele der Patienten sind aufgrund der chronischen Schmerzen in schwierigen Situationen“, so de Groot. „Viele von ihnen sind schon lange in der Klinik und haben Vertrauen aufgebaut.“
Für diese Menschen sie es nun besonders schwer. „Es ist schwierig morgens aufzuwachen und Schmerzen zu haben“, sagt die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe. „Es ist für jeden, der das nicht hat, sehr schwer, die Lage nachzuvollziehen.“ De Groot hofft darauf, dass man zusammen mit der Klinik einen gemeinsamen Weg findet. Die Zukunft der Schmerzklinik bleibt vorerst offen.