Ein Baby liegt nach einer Frühgeburt wochenlang auf einer Spezialstation in Singen, und die Eltern haben das Problem, dass ihnen die Fahrkosten für ständigen Besuche von Konstanz aus über den Kopf wachsen.
Die Krankenkasse habe die Aufwendungen für die Anfahrten mit dem eigenen Wagen nicht übernommen, erinnern sich die diplomierten Sozialpädagoginnen Theresa Baumgärtner und Inka Kielholz. Mit einem Zuschuss aus dem Notfalltopf der Beratungsstelle für Schwangere, Paare und Familien der Diakonie in Konstanz sei es möglich gewesen, die Lage dieser Familie etwas zu entspannen.
Immer wieder ist der Griff in die Notkasse der Beratungsstelle notwendig, um Überbrückungshilfen zu leisten oder Familien zu unterstützen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Jetzt haben SÜDKURIER-Leser die Möglichkeit, den Topf wieder aufzufüllen.
Ende des Jahres, so sagt Kielholz, fürchte sie ein böses Erwachen. Weil sich während der Corona-Pandemie viele verstärkt daheim aufhielten, seien höhere Kosten beim Strom und bei der Heizung zu erwarten. Für Haushalte, die oft jeden Cent dreimal umdrehen müssten, sei oft schon eine kleine Summe an Mehrausgaben ein großes Problem, weiß die Sozialarbeiterin.
Dazu kämen finanzielle Einschränkungen durch die Kurzarbeit oder die langen Wartezeiten für Familien, die Elterngeld beantragt haben. Im schlimmsten Falle stehe eine Mutter mit drei Kindern vor der Türe, die nicht mehr wisse, wie sie ihre Kinder ernähren solle, berichtet das Team der Beratungsstelle.
Familien leiden, weil bezahlbarer Wohnraum fehlt
Kielholz wie Baumgärtner bemängeln, in Konstanz fehle es an bezahlbarem Wohnraum, worunter besonders Familien litten. Als im Frühjahr das öffentliche Leben wegen der Pandemie heruntergefahren wurde, habe sich deutlich gezeigt, wie belastend es sei, sich in einer zu kleinen Wohnung aufhalten zu müssen.
Die engen Wohnverhältnisse sowie die Mehrfachbelastungen durch den Beruf und die Betreuung der Kinder hätten zu Spannungen geführt. Kielholz und Baumgärtner fordern: Konstanz müsse in den sozialen Wohnungsbau investieren.
„Bei uns landen die verzweifelten Familien, die sich fragen, warum sie nie etwas angeboten bekommen“, sagt Theresa Baumgärtner über Klienten, welche die Beratungsstelle aufsuchen. Die Krise weise auf das größte Problem von Konstanz hin, die Wohnungsnot.
Viele verstehen nicht, dass sie immer wieder vertröstet werden
Die Kollegin Inka Kielholz würde sich eine transparente Vergabe der Wohnungen durch die Wohnungsbaugesellschaft Konstanz (Wobak) wünschen. „Da wäre schon viel gewonnen.“
Viele, die eine bezahlbare Wohnung suchten, verstünden nicht, warum sie seit Jahren immer nur vertröstet werden. Kielholz weist darauf hin, dass Kinder Raum brauchen, wenn sie sich gut entwickeln sollen.
Zusammenhalt durch die Corona-Krise größer geworden
Inka Kielholz stellt mit Blick auf die Corona-Pandemie fest, der Zusammenhalt sei größer geworden. Die Behörden hätten sich kooperativ gezeigt.
Plötzlich habe es kaum mehr Hürden gegeben, um einen Antrag schnell voranzubringen. Sie seien zumindest zu Beginn der Pandemie sehr zügig bearbeitet worden. Kielholz würde sich so eine kooperative Haltung auch für die Zukunft wünschen.
Hilfe für rund 250 Hilfesuchende im Jahr
Im Jahr kümmert sich die Beratungsstelle für Schwangere, Familien und Paare um rund 250 Hilfesuchende. Bei vielen gehe es um finanzielle Probleme, stellt das Team der Diakonie fest. Beratung gibt es per Telefon und Mail ebenso wie im persönlichen Gespräch, samt Plexiglas als Infektionsschutz zwischen Berater und Klient.
Oft unterstütze die Beratungsstelle Familien dabei, Anträge richtig auszufüllen. Es gehe immer um Hilfe zur Selbsthilfe, betont das Team. In anderen Fällen informiert es Familien über Fakten und Möglichkeiten, etwa rund um die Geburt. Manche suchten Rat bei der Erziehung. „Viele dieser sozialen, persönlichen und familiären Fragen und Probleme wurden durch die Corona-Pandemie massiv verstärkt“, sagt Inka Kielholz.