Gut zwei Wochen ist es her, dass Click und Meet zum neuen Einkaufsstandard wurde. Mit der Verlängerung des Lockdowns und den steigenden Corona-Infektionszahlen wird es damit bald wieder vorbei sein.
Während der Handel versucht, sich flexibel an die sich ständig ändernden Bedingungen anzupassen, fahren die Konstanzer Museen notgedrungen ihren dauerhaften Schließungskurs weiter. Die erhoffte Öffnung zu Ostern ist vom Tisch.
- Blumenladen: „Wir erleben hier einen Ansturm. Die Leute haben das Bedürfnis, Blumen zu kaufen“, berichtet Christa Guse, Inhaberin von Blumen Graf. Von den angekündigten Schließungen zu Ostern sieht sie sich bedroht. „Die Blumen haben wir schon bestellt“, erläutert sie. Es sei ein Ärgernis, dass der Lebensmittelhandel dann Blumen verkaufen darf, während die Fachgeschäfte schließen müssen. „Wir arbeiten unter schweren Bedingungen. Wir sind erschöpft, weil es ständig andere Voraussetzungen gibt“, beschreibt sie die Stimmung.
- Herrenausstatter: Geschäftsführer Ferdi Eith vom Bekleidungsgeschäft Bachstein zieht für die erste Woche von Click und Meet eine positive Bilanz. „Es lief trotz Skepsis besser als erwartet. Wahrscheinlich sind die Leute gekommen, die dringend etwas gebaucht haben“, berichtet er. „Aber in der zweiten Woche ist es langsam immer weniger geworden“, fügt er hinzu. Wieder schließen zu müssen, sei bitter. „Die Situation empfinde ich auf jeden Fall belastend. Es wäre besser, länger geltende und klare Regeln aufzustellen. Es ist ein Durcheinander“, erklärt Eith.
- Sporthandel: Dieter Bantle ist Mitarbeiter von Sport Gruner. Seinen Unmut drückt er in einem Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus. „Mir und meinen Kollegen wurde ein Berufsverbot verhängt“, schreibt er. Ihm gehe es um die fehlende Verhältnismäßigkeit und Gerechtigkeit. Denn es gebe Einzelhandelsgeschäfte, die unabhängig von der Inzidenzzahl ohne Quadratmeter-Beschränkung und ohne Kontaktdatenaufnahme ihre Kunden empfangen dürften. „Das ist ungerecht und ist nicht mehr zu akzeptieren“, schreibt er.
- Spieleladen: „Click und Meet wird von vielen Kunden angenommen“, berichtet Seetroll-Mitarbeiterin Eileen Edward-Paul. Manchmal würden Leute klopfen und fragen, ob der Laden gerade leer ist und sie reinkommen dürfen. „Insgesamt läuft es schleppend. Aber wir nehmen, was wir kriegen können“, erklärt sie. Persönlich finde sie die Situation verunsichernd und ärgerlich. „Ich wünsche mir klare Regeln und mehr Informationen darüber, welche Logik hinter den Maßnahmen steckt“, erläutert Edward-Paul. „Wir beißen uns durch“, fügt sie hinzu. „Zu meinem Chef habe ich gesagt, das ist wie ein landesweites Limbo-Tanzen“, erzählt sie.
- Museen: „Wir haben gehofft, dass wir am 30. März das Kulturzentrum am Münster öffnen können. Das hat sich zu unserem Bedauern zerschlagen“, erklärt der städtische Museumsdirektor Tobias Engelsing. „Aber unsere Mitarbeiter sitzen nicht da und drehen Däumchen. Sie arbeiten ohne Kurzarbeit in den Werkstätten, Ateliers und Depots sowie in der Forschung“, ergänzt er. Das Aufsichtspersonal arbeite in der Bibliothek. Die Mitarbeiter hätten fast zehntausend Bücher digitalisiert.
Dass sich Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten nicht immer einig sind über die Corona-Beschränkungen, ist für den Historiker kein Grund, am Föderalismus zu zweifeln. Er regt an, dass der Bund den Katastrophenschutz wieder aufbaut. „Das wäre eine Organisation, die personell und fachlich in der Lage wäre, mit so einer Situation umzugehen“, betont der ehrenamtliche Feuerwehrmann. Die Pannen bei den Impfungen hätte es so nicht gegeben, findet er. „Die Menschen empfinden das als Staatsversagen“, sagt er erzürnt.
- Lago: „Persönlich geht es mir gut“, sagt Centermanager Peter Herrmann. „Die Sonne hat heute richtig gutgetan“, fügt er hinzu. Seine Bilanz zu Click und Meet fällt nüchtern aus. „Es ist sehr verhalten. Es fehlen die Touristen. Auch ist die Schweizer Grenze für den Einkaufstourismus geschlossen“, führt er aus. Bleiben die Infektionszahlen hoch, müsste das Verkaufskonzept eingestellt werden. „Es ist ein bisschen zermürbend“, fasst er zusammen.
Er kritisiert, dass zu langsam geimpft werde. Außerdem würden die Chancen der Digitalisierung nicht genutzt. Dass die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten die Luca-App nicht in ihre Überlegungen mit einbezogen haben, findet er unverständlich. Mithilfe der App sei eine schnelle und lückenlose Kontaktrückverfolgung im Austausch mit den Gesundheitsämtern möglich. „Die Verantwortlichen sind hilflos. Ein Beispiel: Zuerst hat es geheißen, keine Maske, dann brauchte es eine Alltagmaske, dann eine medizinische und jetzt eine FFP2-Maske“, sagt er verärgert.