Yvonne-Michele Green ist mit Inyan in Petershausen unterwegs und die beiden verstehen sich ohne große Worte. Inyan ist Greens Mischling, er stammt ursprünglich aus einem rumänischen Tierheim. „Ich habe mir damals, als ich einen Hund wollte, erst einmal ein Video von ihm angesehen. Dabei fiel mir sein positives Sozialverhalten auf. Sonst hätte ich ihn nicht zu mir genommen“, sagt die Konstanzerin. Green ist Hundetrainerin und Tierpsychologin und kennt sich mit den Kommunikationsfallen zwischen Hunden und Menschen aus.

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Missverständnisse zwischen Mensch und Tier

„Viele Probleme zwischen Mensch und Hund kommen durch Missverständnisse zustande“, erläutert Yvonne Green. So reagierten Hundebesitzer oft auf ein negatives Verhalten ihres Tiers – und verstärkten es damit, statt es abzuschwächen.

„Grundsätzlich geht es darum, das Wesen und die Bedürfnisse des eigenen Hundes zu kennen“, sagt sie. Dann gelinge es deutlich besser, das Miteinander zu gestalten. Einiger Regeln bedarf es im öffentlichen Raum aber ohnehin. Das hier sind die wichtigsten, die in Konstanz gelten:

  • Gibt es in Konstanz eine allgemeine Leinenpflicht? Jedenfalls keine, die überall gilt. Die Leinenpflicht bezieht sie sich auf spezifische Bereiche der Innenstadt und andere sensible Gebiete. In der Innenstadt (Laube, Bodanstraße, Bahnhofplatz, Konzilstraße, Rheinsteig), Hafenstraße, im Stadtgarten sowie in der Seestraße und im Hoerle-Park sind Hunde an der Leine zu führen, wie Anja Fuchs, Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage berichtet.
    Hunde seien aber zudem auf dem Uferweg am Schänzle (Fischenzstraße bis zur Neuen Rheinbrücke) in der Zeit vom 1. Mai bis 15. September an der Leine zu führen. In den Strandbädern ist das Mitbringen von Hunden in den Sommermonaten verboten. Hunde dürfen nicht unbegleitet herumlaufen, es muss also eine Person bei ihnen sein, die durch Zuruf auf auf das Tier einwirken kann.
  • Kann ich als Hundehalter im Wald spazieren, ohne den Hund anleinen zu müssen? Im Loretto- und Schwaketenwald und im Waldgebiet um die Universität herum besteht keine Leinenpflicht. Im Lorettowald ruft die Spitalstiftung mit Schildern Spaziergänger, Sportler und Hundehalter zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf.
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Yvonne Green ist froh, dass die Stadt Konstanz das Miteinander zwischen Hunden und Spaziergängern so differenziert regelt. „Eine generelle strenge Leinenpflicht wäre fatal für Hunde.“ Aus ihrer Sicht seien längere Leinen die beste Möglichkeit, einem Hund Auslauf zu ermöglichen, aber auch klar zu signalisieren, dass der Freiheit Grenzen gesetzt sind. Eine Schleppleine sei als Signal für den Hund daher zu undeutlich, man brauche eine Handhabe.

Für die Tierpsychologin ist entscheidend, dass der Hundehalter sich verantwortlich fühlt für seinen Hund. „Sobald ich mich als Hunde-Eltern fühle, gehe ich anders mit dem Verhalten meines Hundes um und kann auch dem Tier gegenüber besser darauf reagieren.“ Konflikte etwa zwischen Spaziergängern im Wald und Hunden seien darauf zurückzuführen, dass die Hundebesitzer nicht auf den Hund achteten, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt seien.

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Sarah Blase, die im kleinen Park am Krankenhaus mit ihrem Mischling Abby spazieren geht, ist sogar der Meinung, dass es problematisch ist, einen größeren Hund in der Stadt zu halten. „Mit meinem kleinen Hund geht es gut, aber bei größeren Hunden, die Auslauf brauchen, wäre ich vorsichtig“, sagt sie. Die Leinenpflicht könnte die Stadt aus ihrer Sicht sogar noch etwas strenger handhaben. „Manche lassen ihre Hunde sehr unvorsichtig laufen, wir haben bereits zwei unangenehmer Vorfälle dieser Art erlebt.“

  • Wie werden Spaziergänger vor freilaufenden Hunden geschützt? Gemäß der Umwelt- und Polizeiverordnung Konstanz seien Tiere so zu halten und zu beaufsichtigen, dass weder Menschen noch andere Tiere gefährdet oder geschädigt werden, schreibt Pressesprecherin Anja Fuchs. Hunde dürfen also nur dann von der Leine gelassen werden, wenn sie über einen ausreichenden Gehorsam verfügen und wenn sie in einer kritischen Situation abgerufen werden können. Freilaufende Hunde müssen sich immer in Sichtweite ihres jeweiligen Hundehalters befinden, damit gefährliche Situationen vermieden werden können.
  • Wie viele Zwischenfälle und Vorfälle mit Bissen hat es in Konstanz in jüngster Zeit gegeben? Die Fallzahlen der Beißvorfälle mit Hunden seien in den vergangenen Jahren gestiegen, wie Stadtsprecherin Anja Fuchs berichtet. Allerdings sei auch die Zahl der Hundehaltungen deutlich gestiegen. „Es gibt verstärkt Interessenkonflikte im öffentlichen Verkehrsraum zwischen Hundehaltern, Fußgängern, Radfahrern und anderen Personengruppen.“ Im Jahr 2023 gab es 15 Beißvorfälle und 16 angezeigte Angriffe von Hunden.

Yvonne Green ist allerdings im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Verhalten der meisten Hundebesitzer. „Ich habe das Gefühl, dass es sich gebessert hat. Viele Menschen sind umsichtiger geworden, im Umgang mit ihren Tieren, aber damit auch in dem mit ihren Mitmenschen.“

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