Gewählter Teil eines Gemeinderats zu sein, ist für Niklas Becker nichts Neues. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der junge Mann erst 28 Jahre alt ist. Trotzdem saß er bereits vor zehn Jahren, ab dem Jahr 2014, in seinem Heimatort Ammerbuch bei Tübingen bereits im Rat – mit gerade mal 18 Jahren. Nun ist er für die Grünen/Freie Grüne Liste (FGL) auch in den Konstanzer Rat gewählt worden.
Hier lebt er seit zwei Jahren. Zuvor verschlug es ihn für das Studium bis nach Schottland. Schließlich kam er nach Konstanz, um hier nach einem abgeschlossenen Master in Philosophie Lehramt in den Fächern Mathematik und Ethik an der Universität Konstanz zu studieren. Er lebt in Dingelsdorf in einer Wohngemeinschaft.
Über die Region sagt er: „Ich finde es super schön hier.“ Er sei in der Stadt sehr gut aufgenommen worden. Becker engagiert sich in mehreren Organisationen, unter anderem bei dem Verein, der den Christopher Street Day organisiert, sowie bei Fridays for Future. Bereits nach zwei Jahren an einem neuen Wohnort in den dortigen Gemeinderat einzuziehen, sei für ihn außergewöhnlich, so Becker.
„Wir kommen mit dem Bauen nicht hinterher“
Seine privaten Engagements sind auch die, für die er sich in der Konstanzer Politik einsetzen möchte. Die Themen sind dabei klar: Klimaschutz, die Belange queerer Menschen und – das hat er wohl mit fast allen Mitgliedern des Rats gemein – das Schaffen bezahlbaren Wohnraums. „Wir kommen mit dem Bauen nicht hinterher“, sagt Niklas Becker gegenüber dem SÜDKURIER. „Wir müssen dazu kommen, dass die Stadt das in die Hand nimmt.“ Dazu gehöre es auch, das nötige Geld zu investieren und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wobak entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen.
Für Niklas Becker ist außerdem klar: Die Zeit der Einfamilienhaus-Gegenden ist vorbei, stattdessen würde der 28-Jährige stärker auf Aufstockungen setzen. Schließlich gelte es auch, die Natur weitestgehend zu schützen und nicht noch weitere Flächen zu versiegeln. In die Höhe zu bauen, sei deshalb einer der logischen Schlüsse, meint Becker. „Wir müssen Flächen effizient nutzen und möglichst viel Grün erhalten“, so der neue Stadtrat.
Freiflächen-PV und Queer-Beratungsstelle
Denn auch Klimaschutz ist ihm wichtig, hier möchte er die Energiewende voranbringen. Dabei hat er PV-Anlagen nicht nur auf den Dächern, sondern auch auf Freiflächen im Sinn. Ihm schweben dabei beispielsweise Agri-PV-Anlagen vor. Sie vereinen die Nutzung der Sonne für Energie sowie gleichzeitigen landwirtschaftlichen Betrieb auf einer Fläche. Die Energie- und Wärmewende gelte es voranzubringen – auch im Verbund mit starken Partnern, meint Becker.
Zu guter Letzt ist ihm die Akzeptanz queerer Menschen in der Stadt wichtig, er möchte „Safe Spaces“ für Jugendliche und weitere Bezugspunkte. Unter anderem fordern er und andere Vertreter eine psychosoziale Beratungsstelle – vor allem für Jugendliche in schwierigen Situationen oder aus prekären Familienverhältnissen.