Robert Maus kann sich noch genau an den Tag des ersten Spatenstichs für das Landratsamt Konstanz erinnern. Der ehemalige Landrat ist heute 87 Jahre alt. Er sitzt in seinem Sessel in seinem Zuhause in Gottmadingen. „Eigentlich war das kein echter Spatenstich. Ich saß in einem Bohrgerät“, sagt er und grinst spitzbübisch.

Von Napoleon bis Hecker: Soldaten waren schon viele da
Am 28. September 1981 begannen die Bauarbeiten auf dem alten Kasernenareal in Petershausen. 800 Jahre lang stand dort das Kloster Petershausen. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Konvent des Benediktinerordens 1802 aufgelöst. Fortan beherbergten die klösterlichen Gebäude Militärs. Mal Napoleonische Kämpfer, das badische Militär, die Revoluzzer Friedrich Heckers, die Armee des deutschen Kaiserreichs, die Wehrmacht der Nationalsozialisten und die französische Besatzungsmacht.

1977 zogen die Franzosen ab. Torkel, Mannschaftsgebäude, Konventbau und Prälatur standen plötzlich leer. Etwa zum gleichem Zeitpunkt suchte der damalige Landrat ein neues Zuhause für seine Behörde. „Durch die Kreisreform wurde 1973 der Landkreis Stockach aufgelöst und zugleich platzte das alte Landratsamt, das sich über viele Gebäude in Konstanz entlang der Laube zog, aus allen Nähten“, erklärt Maus.

Singen, Radolfzell oder Konstanz – Wo soll das neue Landratsamt stehen?
Schnell wird Maus klar: Das Kasernenareal am Benediktinerplatz ist der ideale Standort für seine Behörde. „Ich wollte unbedingt nach Konstanz. Ich wollte das Landratsamt an einem historischen Ort haben“, sagt Maus. Doch ganz so einfach war es dann doch nicht. Singen und Radolfzell rangen um den Bau des neuen Landratsamtes in ihren Städten. Letztlich entschied man sich 1978 aber doch für Konstanz.

Aber damit endete die Geschichte des Baus noch nicht, sie fing gerade erst an: Ein Ideenwettbewerb unter der Regie der Stadt Konstanz wurde ausgerufen – teilweise vom Land finanziert. Die Idee dahinter: Die alten Gebäude erhalten, aber trotzdem mit neuem Leben füllen. „Wir haben uns dann für ein Architekturbüro aus Darmstadt entschieden“, sagt Maus.

Im Einklang mit den historischen Gebäuden
Um den historischen Gebäuden Respekt zu zollen bestand Maus als Landrat darauf, dass das Landratsamt nicht mehr als drei Stockwerke haben sollte. „Ich habe mich schon sehr in die Planung eingebracht. Das kann ich nicht leugnen“, sagt er und lacht.

Einen kurzen Schockmoment gab es, als bekannt wurde, dass der Boden, auf dem das Amt gebaut werden sollte, aus Schlick besteht. „Wir mussten etwa 200 Pfähle in den Boden rammen. Der größte Pfahl befindet sich direkt unter meinem alten Büro“, sagt er. Das sei auch ein Grund, warum die Kosten für den Bau in die Höhe gestiegen wären. Nach der ersten Schätzung 1980 hätte der Bau 31 Millionen Mark kosten sollen. Letztlich beliefen sich die Kosten auf 45,7 Millionen Mark.

Nur zwei Jahre Bauzeit
Nach knapp zwei Jahren Bauzeit stand das Landratsamt, wie wir es heute noch kennen. Dort wo heute das Landratsamt steht, waren früher Stallungen. Die anderen historischen Gebäude blieben erhalten und haben neue Funktionen bekommen. Im Mannschaftsgebäude befindet sich heute das Polizeipräsidium Konstanz. Im Torkel sind Ämter der Stadt Konstanz untergebracht. Im Konventbau ist das Stadtarchiv beheimatet. In der Prälatur ist die Musikschule eingezogen.
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In der großen SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ blicken wir in unseren Lokalteilen zurück in die 80er Jahre und zeigen Ihnen anhand von Bildern und Geschichten, wie sich das Leben in unserer Region verändert hat.Alle Folgen der Serie im Internet:
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