Die natürlichen Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden immer kleiner. Das gilt nicht nur in fernen Regionen wie dem Regenwald, wo täglich riesige Flächen abgeholzt werden, sondern auch in unseren Breitengraden und der direkten Umgebung. Durch Nutzungsänderungen, Bebauung und Zerschneidung der Landschaft durch Straßen, Schienenwege oder Leitungstrassen gehen die notwendigen Biotope verloren oder werden praktisch unnutzbar.
Um sich für den Erhalt der Biotope einzusetzen, soll künftig ein landesweiter Biotopverbund entstehen. Eine dafür nötige Biotopverbundplanung wollen alle drei Höri-Gemeinden gemeinsam umsetzen. Mit dem Thema beschäftigte sich jüngst der Gemeinderat Moos. Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, ist nicht nur der reine Flächenverlust bei den Biotopen problematisch. Sondern auch die Zerstückelung der Biotope in zu kleine Einzelteile. Denn werden die Bereiche zu klein, sind sie den störenden Einflüssen aus der Umgebung zu stark ausgesetzt und somit zunehmend unattraktiv für viele Arten. Ihre Isolation erschwert den Austausch von Individuen zwischen den Gebieten, was in der Folge zu einer genetischen Verarmung der Fauna und Flora führt.
Schon jetzt ist Artensterben ein Problem
Im Ergebnis ist das dauerhafte Überleben der Lebensgemeinschaften nicht mehr möglich und führt zu einem Artensterben. Das bestätigte Sven Gebhart vom Landschaftserhaltungsverband Konstanz mit Sitz in Stockach in der Gemeinderatssitzung in Moos: „Wir haben ein veritables Problem“, konstatierte er vor dem Hintergrund der seit Jahren anhaltenden beziehungsweise zunehmenden Entwicklung des Artensterbens.
Seine Aufgabe wird künftig darin bestehen, den Paragrafen 22 des Naturschutzgesetzes in Baden-Württemberg umzusetzen. Der wurde durch eine Gesetzesnovelle eingeführt, die ihren Ursprung in der Bewegung „Rettet die Bienen“ hatte. Er sieht vor, dass bis zum Jahr 2030 „ein räumlicher und funktionaler Biotopverbund auf mindestens 15 Prozent der Offenlandfläche des Landes Baden-Württemberg“ umgesetzt werden muss. Ziel des Biotopverbunds ist laut der Sitzungsvorlage neben der „nachhaltigen Sicherung heimischer Arten, Artengemeinschaften und ihrer Lebensräume“, eine „funktionsfähige, ökologische Wechselbeziehungen in der Landschaft zu bewahren, wiederherzustellen und zu entwickeln“.
Land übernimmt Großteil der Kosten
Die Aufgabe der Erstellung sogenannter Biotopverbundplanungen obliegt hierbei den Kommunen. Grundlage für die Planung sind die Fachpläne Biotopverbund Offenland und Gewässerlandschaften. Auf der Höri wollen alle drei Gemeinden unter Federführung des Gemeindeverwaltungsverbands Höri die Verbundplanung umsetzten.
Auch die Kosten sollen sich auf die drei Gemeinden entsprechend ihrer Offenlandfläche aufteilen. Dabei entfallen auf die Gemeinde Moos 33 Prozent der Eigenanteilkosten, was 4093 Euro entspricht. Den Löwenanteil von 90 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 122.310 Euro wird jedoch das Land Baden-Württemberg selbst übernehmen.
Digitales Beteiligungsprogramm geplant
Sven Gebhart versuchte in der Sitzung, die Bedenken der Landwirte zu zerstreuen, die womöglich den Verlust von landwirtschaftlichen Flächen bei solchen Vorgängen befürchten. Landwirtschaftlichen Intensivstandorte seien aus naturschutzfachlicher Sicht nicht wirklich interessant. Dies liegt laut Gebhart an den Standortverhältnissen, magere Standorte seien grundsätzlich artenreicher. Stattdessen liege der Fokus auf Grenzertragsstandorten und Sonderstandorten. Landwirte könnten jedoch auch „Stilllegungs- und Refugialflächen zielgerichtet in den Verbund legen, und wo möglich und wo für den Landwirt machbar auch weitere Maßnahmen im Agrarland umsetzen“. Dies geschehe in Absprache. Ohnehin wird es sich bei den Plänen aber immer nur um Vorschläge handeln.
Damit die Akzeptanz und Wirksamkeit der Pläne steigt, will der Forstwissenschaftler möglichst viele Gebietskenner vor Ort an dem Prozess beteiligen. Zudem wird es ein digitales Beteiligungsprogramm geben, das ebenfalls die Mitarbeit erleichtern soll. Für die Region habe die Verbundplanung über ihren eigentlichen Zweck noch weitere positive Effekte, wie Gebhart feststellte: „Aus meiner Sicht lebt die Höri davon, dass es hier so schön ist“, stellte er fest. Und dann ist da noch die Verantwortung, an die er appellierte: „Wir müssen auch an die denken, die nach uns kommen“, mahnte er an.
Auch Gaienhofen hat schon zugestimmt
Der Gemeinderat beschloss schließlich einstimmig die Beauftragung einer Biotopverbundplanung. Umsetzen soll diese das Büro ILN Südwest. Und auch der Gemeinderat in Gaienhofen hat in seiner jüngsten Sitzung der Vergabe von Planungsleistungen für eine gemeinsame Biotopverbundplanung zugestimmt. Wie Bürgermeister Jürgen Maas mitteilt, beträgt der auf Gaienhofen entfallende Kostenanteil etwa 27.800 Euro. Zehn Prozent, also knapp 2800 Euro, müsse die Gemeinde selbst aufbringen. „Der Rest wird über eine Förderung des Landes Baden-Württemberg finanziert“, so Maas.
Ursprünglich war im Artikel berichtet worden, Sven Gebhart sehe es nicht so, dass landwirtschaftlichen Flächen für Biotopverbunde genutzt werden. Diese verkürzte Version seiner Aussage im Gemeinderat war laut eigener Aussage jedoch nicht zutreffend, im entsprechenden Abschnitt wurde daher eine ausführliche Aussage eingefügt.