Herr Schmid, Sie haben sich nun schon zum vierten Mal als Bürgermeister von Öhningen beworben. Warum wollen Sie auch in Zukunft im Amt bleiben?

Die vergangenen 24 Jahre sind an mir vorbei gerast, es war so viel zu tun, es gibt immer noch vieles. Ich fühle mich momentan auch noch fit genug, um die Themen, die angestoßen wurden – etwa das Chorherrenstift, Klimaschutz, die Ortsgestaltung Wangen und die Ortsentwicklung Öhningen – weiterzuführen. Und mir macht mein Job auch noch so viel Spaß, dass ich das nochmal acht Jahre machen möchte.

Welche Themen würden für Sie in einer weiteren Amtszeit im Fokus stehen?

Da gibt es ein ganz breites Spektrum. Beim Augustiner-Chorherrenstift ist das Ziel dieses Jahr und Anfang nächstes Jahr, dass wir da mit unseren Aufgaben fertig werden. Und dann ist das große Thema, wie es dort weitergeht. Wir sind jetzt in guten Gesprächen mit Land und Kirche und da zeichnet sich ab, dass es da nicht bei uns an der Grundstücksgrenze aufhört, sondern dass man etwas Gesamthaftes macht.

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Wir sind auch mitten in der Bürgerbeteiligung dazu, wie das Wohnen in Zukunft im Dorf aussieht – wir haben 5500 Quadratmeter Fläche am Poststraßenareal, die es zu entwickeln gilt. Da stellt sich die Frage, was tut sich dort für Öhningen, wie sieht es dort mit medizinischer Versorgung aus, könnte da ein Café untergebracht werden, wie integriere ich Lidl und die Schule.

Dann gibt es das Thema Haus der Vereine in Öhningen und wir sind in Wangen mitten im Masterplan für die Ortsbildentwicklung. Außerdem stellt sich die Frage, wie es mit dem Campingplatz weitergeht, wie wir uns touristisch dort entwickeln. In Schienen sind genau so offene Punkte, etwa wie es mit dem Lädele Schienen oder der Feuerwehr weitergeht und was mit dem Kindergarten passiert, den wir auf alle Fälle in Schienen halten wollen. Da sind so viele Perspektiven, da muss man überlegen, was man in acht Jahren überhaupt alles finanzieren kann.

Und das Thema Windkraft?

Beim Thema Windkraft habe ich mich eigentlich schon geoutet. Als es auf der Schweizer Seite um den Chroobach ging, hat der Gemeinderat damals beschlossen, dass wir uns das nicht vorstellen können. Hauptgrund war aber eigentlich nur das Landschaftsbild und ich glaube, dass sich die Sichtweise hierzu geändert hat. Auch wenn man in die Bevölkerung bei uns rein hört, glaube ich nicht, dass wir uns auf das Landschaftsbild reduzieren können. Wir brauchen regenerative Energien.

Das Thema läuft, das habe ich auf meiner Agenda, aber da sind wir nicht die Entscheidungsträger. Das Land hat das ausgeschrieben, zehn Bewerbungen sind eingegangen und ich bin jetzt mal gespannt, was schlussendlich passiert. Meine Zielsetzung wird sein, dass wir das so gut wie möglich gestalten. Aber wir werden nicht ohne Windenergie auf dem Schienerberg davonkommen.

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Und ich finde auch, die anderen Themen wie Photovoltaik sollten wir nicht ausblenden. Wir werden es nicht alleine mit Anlagen auf Dächern schaffen, ich glaube, dass wir auch noch Freiflächenphotovoltaik brauchen werden. Und da müssen wir uns mit der Landwirtschaft an einen Tisch setzen und schauen, wo wir das zumindest dort umsetzen können, wo es nicht die besten landwirtschaftlichen Flächen gibt.

Dann bin ich eigentlich guter Dinge, dass wir klimaschutztechnisch in Öhningen gut aufgestellt sind. Die Themen Klimaschutz und Klimaneutralität bis 2040, das geht mir fast schon zu lang, bis 2030 will ich da eigentlich schon relativ weit sein.

Haben sich die Themen seit Ihrer ersten Wahl verändert?

Die Themen sind eigentlich immer die gleichen, aber ich glaube, man hat die Hauptschwerpunkte abgearbeitet, jetzt geht es an die Details. Die Arbeit im Rathaus etwa war vor 24 Jahren für die Mitarbeiter nicht mehr zumutbar. Da hat man peu à peu das ganz Wichtige gemacht und jetzt kommen die feineren Züge.

Was sich aus meiner Sicht schon geändert hat, ist das Thema Bildung und Betreuung. Bei ungefähr gleicher Kinderzahl haben wir im Personal Verdreifachungen. Das Geld ist hier gut angelegt, bindet aber zwischenzeitlich einen großen Teil unserer finanziellen Mittel, die dann an anderer Stelle nicht ausgegeben werden können.

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Gibt es Dinge, die Sie im Nachhinein anders machen würden?

Das gibt es sicherlich immer. Es gab ein paar Dinge, wo wir uns entschieden haben, sie peu à peu zu machen. Wenn ich jetzt etwa die Radwegeführung von Öhningen nach Wangen anschaue, haben wir in Wangen am Campingplatz ein Riesenproblem, weil das eigentlich nicht so funktioniert, wie es gemacht wurde – höchstwahrscheinlich, weil man nicht zu Ende gedacht hat. Man hat da nur mit einem Radweg angefangen, aber der Gedanke war schon da, dass man noch PKW drüber leiten kann, die zum Campingplatz oder aus dem Ort raus kommen.

Wenn wir jetzt etwas machen, machen wir es richtig, weil wenn man immer wieder nachsteuern muss, dann wird es im Endeffekt teurer. Man sollte nicht an tausend Baustellen gleichzeitig arbeiten, sondern eine richtig machen und dann die nächste angehen. An dem Punkt waren wir in der Vergangenheit ab und zu mal und das hat auch meine Leute hier manchmal überfordert.

Denken Sie, Sie haben in den vergangenen 24 Jahren viel von dem erreicht, was Sie erreichen wollten?

Schon relativ viel. Das meiste, was ich mir vorgenommen habe, haben wir erreicht, wobei man manche Dinge einfach viel, viel länger gedauert haben, als wir erst gedacht haben. Ich hätte nicht gedacht, dass wir acht Jahre am Kloster herumbauen. Wobei die letzten acht Jahre auch einfach schwierige Jahre waren. Die erste Flüchtlingskrise 2015 hat uns hier auch beschäftigt. Wir haben allen leerstehenden Wohnraum mobilisiert, um Flüchtlinge unterzubringen, dann kam Corona, jetzt sind wir im Ukraine-Krieg. Die Hälfte dieser acht Jahre war immer durch irgendetwas mitbelastet, wo nicht so viel lief. Das muss man sich einfach zu Gemüte führen. Für das haben wir eigentlich viel erreicht.

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Sind Sie auf irgendetwas besonders stolz?

Das ist immer schwer, wenn man etwas besonders heraushebt. Ich bin immer noch stolz auf unser Rathaus, auch die Strandbäder und Kindergärten – wenn man sich den Kindergarten Wangen anschaut, haben wir das Schulhaus wirklich toll umgebaut, das ist meines Erachtens eine tolle Geschichte geworden. Das dient der gesamten Ortschaft.

Wie die Wahl ausgeht, wird sich erst noch zeigen – haben Sie Pläne für den Fall, dass es mit einer weiteren Amtszeit nicht klappt?

Ich habe mir da noch gar nicht so Gedanken gemacht. Wenn ich nicht mehr kandidieren würde, hätte ich eigentlich auch keine großen Berufspläne mehr. Vielleicht, wenn sich noch etwas anbietet. Als Kommunalberater durch die Gegend zu tingeln oder so, das wäre aber nicht meine Welt. Mit meinen Enkelkinder im Alter von zwei und vier Jahren hätte ich genug Arbeit gehabt, um die ich mich drum herum hätte kümmern können. Und ich bin ja auch ein Mensch, der gerne reist – die letzten fünf Jahre war ich mit dem Rucksack auf Fernwanderungen. Ich glaube, langweilig würde mir nicht werden. Ich hätte schon auch noch Aufgaben.

Noch einmal antreten wollen Sie nicht?

In acht Jahren bin ich 66. Zu meiner jetzigen Kandidatur habe ich viele positive Reaktionen bekommen und auch im Vorfeld wurde mir gesagt, ich soll das machen – auch von Leuten, von denen ich es nicht gedacht hätte, dass sie wollen, dass ich das noch einmal acht Jahre mache. Solange das Feedback noch stimmt, wollte ich noch einmal antreten. Aber nach acht Jahren ist dann Schluss.

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