„Sie machen es uns ja ganz schön leicht“, bedauert Narrenpräsident Frank Fuzzi Graf beim Sturm auf das Rathaus von Öhningen: „Früher war eine Türe vor der Türe – aber heute?“ Dem Chefpiraten vom Untersee juckt es am scharfen Säbel: „Wir sind ganz heiß und holen uns die Macht vom Bürgermeister. Dann sind wir endlich wieder die treibende Kraft im Dorf.“

Jedoch: „Das Rathaus ist geschlossen“, prangt es an der Türe: „Sämtliche Mitarbeiter befinden sich im Homeoffice. In dringenden Fällen wird Ihnen unter 08/15 geholfen“, liest der Pirat entsetzt auf der Freitreppe vor, und seine Stimme hallt über den Klosterplatz.
Frank „Fuzzi“ Graf befiehlt den Piraten, Bürgermeister Andreas Schmid aus dem Homeoffice zu entführen. Als sie antreffen, stellen sie fest: Schmid hat sich als virtueller Bürgermeister verkleidet, das Häs besteht aus einem Computer-Bildschirm mit einer Webkamera, gelben Knöpfen und Tastatur.

„Bürgermeister 2.0“ und „total digital“ prangt es auf seinem Häs, als die Piraten ihn erwischen. Und am Rathaus beginnt spontan eine närrische Dorfposse als überaus kreatives und erfrischendes Improvisationstheater mit einem Bildschirm auf zwei Bürgermeister-Beinen und einem Hufe scharrenden Piraten. Zu Zeiten von Pandemiewellen präsentiert sich das Rathaus Öhningen als Science-Fiction-Version mit neun Robotern als Dienstleistern.

Seit der achten Corona-Welle könne er das Rathaus nur per Computer von zu Hause aus steuern, heißt es da vom vom Bürgermeister. Einen Schlüssel für den Amtssitz gebe es auch nicht mehr – nur noch einen Code. Bleibt den machthungrigen Piraten nur noch übrig, diesen zu hacken.
Vom Heiratsaufgebot, über den Rentenantrag bis hin zur Bestellung von gelben Säcken gehe nun alles virtuell über Computer und Roboter via Bildschirm und Gesichtserkennung. Beim Testlauf entpuppt sich Chefpirat Frank „Fuzzi“ Graf jedoch als „total analog“.

Via Computer-Bildschirm beraubte er den Bürgermeister an dessen Küchentisch seiner virtuellen Macht. „Jetzt ist Fasnacht. Und da herrschen die Piraten“, so der Narrenpräsident: „Sind wir uns da einig?“ – „Da sind wir uns in diesem Jahr zum ersten Mal einig“, entgegnete Schmid: Denn das ganze Homeoffice mache wirklich keinen Spaß, so der erleichterte und entmachtete Schultes.