Die Vorfreude ist groß, bei Vikar Jan Lipinski, denn im September übernimmt er als Pfarrer die Seelsorgeeinheit Krebsbachtal-Hegau und wird damit geistlicher Hirte für fast 4000 Gemeindemitglieder in sechs Pfarreien. Für ihn ist dies die erste Stelle als leitender Pfarrer einer Seelsorgeeinheit. Momentan ist Lipinski noch Vikar in Seelsorgeeinheit Oberkirch.

Die Begeisterung für die neue Aufgabe im Krebsbachtal ist ihm im Gespräch aber schon deutlich anzumerken. „Nach rund einem Jahrzehnt in der Priesterausbildung ist es schön, jetzt in die Vollen gehen zu können und selbst als Pfarrer tätig zu werden“, sagt Lipinski im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Zuletzt war noch Büffeln angesagt

Der 34-jährige Seelsorger stammt aus Bad Rothenfels, einem Stadtteil von Gaggenau im Landkreis Rastatt. Er kommt also fast vom anderen Ende der Erzdiözese Freiburg. Die Region rund um Hegau und Bodensee habe er allerdings schon an seiner ersten Stelle als Vikar kennengelernt. „Meine ersten drei Jahre als Vikar habe ich in Löffingen auf der Baar verbracht. Von dort aus ist es ja nicht mehr weit in den Hegau. Damals wuchs bei mir schon die Liebe zu dieser Region. Auch der Menschenschlag hat mir sehr zugesagt“, berichtet Lipinski mit einem Lachen.

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Doch nach Löffingen folgte zunächst seine jetzige Stelle in Oberkirch. Neben der Unterstützung des dortigen Pfarrers stand aber auch noch Büffeln auf dem Programm, denn es galt noch einige Prüfungen für das Pfarrexamen abzulegen. Das ist inzwischen geschafft und damit ist der Weg frei für die Leitung der Seelsorgeeinheit Krebsbachtal-Hegau.

Umzug bereits für Sommer geplant

Bis zum 11. September hat Lipinski nun Zeit, sich auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Umziehen will er bereits früher, damit er sich an seiner neue Wirkungsstätte eingewöhnen kann, bevor es richtig ernst wird. Kennengelernt hat er die Seelsorgeeinheit bereits im Rahmen des Bewerbungsprozesses.

Die Pfarrkirche St. Mauritius in Eigeltingen wird eine der Wirkungsstätten von Jan Lipinski sein, wenn er am 11. September seinen Dienst ...
Die Pfarrkirche St. Mauritius in Eigeltingen wird eine der Wirkungsstätten von Jan Lipinski sein, wenn er am 11. September seinen Dienst als Pfarrer antritt. | Bild: Dominique Hahn

„Ich war ganz am Anfang einmal Privat dort, um mir alles anzuschauen. Praktischerweise habe ich ohnehin Freunde in der Nähe, so war das ganz unkompliziert möglich“, erzählt Lipinski. Als von der Bistumsleitung in Freiburg signalisiert wurde, dass es für ihn mit der Stelle im Krebsbachtal klappen könnte folgten dann ein weiterer Besuch. Zudem gab es Gespräche mit Pfarrer Heinz Vogel, der derzeit vertretungsweise die Leitung der Seelsorgeeinheit inne hat, und mit seinem Vorgänger Dominik Rimmele, der derzeit noch vom Dienst als Pfarrer beurlaubt ist, wie die Bistumsleitung dem SÜDKURIER mitteilt.

Keine Angst vor dem Umbruch

Die Zeit, in der Lipinski die Leitung der Seelsorgeeinheit übernimmt ist, für die Katholische Kirche im Erzbistum Freiburg indes vom Umbruch geprägt. Da die Zahl der Priester rückläufig ist, werden die Kirchengemeinden immer größer. So wird auch die Seelsorgeeinheit Krebsbachtal-Hegau mit ihren sechs Gemeinden 2025 in einer deutlich größeren Kirchengemeinde aufgehen, die sich von der Höri über Radolfzell bis nach Hohenfels erstreckt und dann 28 Gemeinden mit insgesamt rund 32.000 Katholiken umfasst.

Für manch einen vielleicht eine beunruhigende Vorstellung. Nicht aber für Lipinski. „Das wird sicher eine große Herausforderung, aber es ist auch eine große Chance, um Dinge neu denken und anders angehen zu können. Ich fände es fatal, diesen Prozess als negativ anzusehen“, sagt er.

Empfang mit offenen Armen

Pfarrer Heinz Vogel freut sich schon auf die Zusammenarbeit. „Mit Jan Lipinski haben wir nochmal einen zusätzlichen Priester im Gesamtteam der zukünftigen Pfarrei-Neu, das ist auf jeden Fall eine gute Sache“, sagt Vogel. Er wünscht seinem Amtsbruder, dass dieser nun noch bis September seine Vikarszeit gut zu Ende bringen kann. „Es ist deutlich zu spüren, dass er sich freut auf die neue Stelle. Ich hoffe, dass diese Freude anhält, und dass er im September hier einen guten Start hat“, betont Vogel.

Einen reservierten Parkplatz an der St. Mauritiuskirche hat Jan Lipinski schon mal sicher.
Einen reservierten Parkplatz an der St. Mauritiuskirche hat Jan Lipinski schon mal sicher. | Bild: Dominique Hahn

Für Lipinski selbst steht auf jeden Fall die Zeit mit den Menschen in der Seelsorgeeinheit Krebsbachtal-Hegau und mit Gott im Fokus. Darauf freue er sich besonders. „Und darauf einmal anzukommen und auch als Mensch Wurzeln schlagen zu können. Bisher waren meine beruflichen Etappen, bedingt durch die Ausbildung, ja eher kurz“, so Lipinski. 2017 wurde er im Freiburger Münster zum Priester geweiht.

Zuvor wurde er im dortigen Priesterseminar Collegium Borromaeum und an der Universität Freiburg ausgebildet, berichtet Lipinski. Auch zwei Semester in Innsbruck gehörten zu seiner Ausbildung. „Daran erkennt man wahrscheinlich auch meine Liebe zu den Bergen, zum Schnee und zum Wandern“, scherzt er. Sein Praxissemester absolvierte Lipinski in Gengenbach im Kinzigtal bei Pfarrer Christian Würtz, der heute Weihbischof in Freiburg ist.

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Auch unkonventionelle Wege gehen

Im Krebsbachtal will Lipinski sich anschauen, was die Menschen bewegt und was sie brauchen. In einer Welt, in der ein Glaube an Gott immer mehr an Relevanz verliere, wolle er aufzeigen, dass der Glaube und die Freundschaft zu Jesus einen Mehrwert bringen. Dabei sieht er die Notwendigkeit, die Menschen auch auf unkonventionelle Art mit Gott zusammenzubringen. „Das ist für mich das Schöne daran, Priester zu sein: Ich darf die Menschen auf eine ganz eigene, unbeschreibliche Weise auf ihrem Weg zu Gott begleiten und meinen Teil dazu beitragen, dass sie aus der Verbundenheit mit ihm Kraft schöpfen können“, sagt Lipinski.