In der Messmer Stiftung gibt es einen Wechsel an der Spitze des Stiftungsrats. Karl Steidle verabschiedete sich im Oktober aus Altersgründen als Vorsitzender. Seit 23 Jahren hat er die Stiftung mitgeprägt.
Steidle war seit der Gründung dabei
Als enger Vertrauter von Erika und Werner Messmer war er 1998 an der Gründung der Stiftung beteiligt. Sein Amt übernimmt Sabine Adam, Richterin und Direktorin des Arbeitsgerichts Villingen-Schwenningen.
Die Stiftungssatzung gebe die Altersgrenze von 75 Jahren für die Bekleidung eines Amts im Aufsichtsrat vor, erläutert Steidle. Dieses Alter hat er nun erreicht. Bevor er sich verabschiedet, hält er noch einmal Rückblick auf die Geschichte der Stiftung.
Wie gewohnt umspielt ein charmantes Lächeln seine Gesichtszüge, während er ruhig Revue passieren lässt, wie die Stiftung allmählich die Struktur und die Größe angenommen hat, mit der heute gewirtschaftet werden kann.
Ein Grundstock von 43 Millionen Euro
Im Jahr 2010 waren die ehemals getrennten Stiftungen von Erika und Werner Messmer mit der Unterstützung des damaligen Oberbürgermeisters Jörg Schmidt zusammengelegt worden. Nach dem Tod der Stifter, Erika Messmer verstarb im Jahr 2015, ihr Mann im folgenden Jahr, wuchs das Vermögen der Stiftung beträchtlich an.
Beide Stifter ließen ihr Privatvermögen in die Stiftung fließen. Heute beläuft sich der Grundstock der Stiftung auf 43 Millionen, gibt Petra Bialoncig vom Vorstand der Stiftung an.
Immobilie in Berlin wurde verkauft
Die angestrebte Aufteilung, 60 Prozent des Vermögens am Kapitalmarkt anzulegen und 40 Prozent in Immobilien, sei noch nicht erreicht, erläutert Steidle.
Die Stiftung hat das von der Caritas gemietete Messmer Haus in der Stadtmitte sowie zwei Kindergärten gebaut. Aktuell laufen die Bauarbeiten für einen dreizügigen Kindergarten in Markelfingen. Zusätzlich besitzt die Stiftung Mehrfamilienwohnhäuser.
Eine größere Immobilie in Berlin sei in den letzten Jahren veräußert worden, informiert Steidle, um dem Ziel der Satzung, das Vermögen regional zu verankern, zu entsprechen. Auch für die Stiftung ungünstige Geldanlagen seien aufgelöst und das Geld neu gebunden worden.
„Ich blicke auf eine lange Zeit zurück“, sagt Steidle. Die Arbeit für die Stiftung sei ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen. Nicht alles sei geradlinig verlaufen, fährt der ehemalige Vorsitzende fort.
Messmer musste Strafe zahlen
Damit spricht er ein negatives Kapitel in der Vita von Werner Messmer an. Ende 2016 hatte die Stiftung bekannt gegeben, dass gegen Werner Messmer 2007 ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall eingeleitet wurde. Um die Schuld zu begleichen und um Strafbefreiung zu erlangen, musste Messmer eine Million Euro zahlen.
Doch „jetzt ist alles so aufgestellt, dass die Stiftung in Zukunft gut agieren kann“, so sein Fazit. Sehr wichtig sei es ihm zum Abschluss gewesen, eine Person zur Nachfolge vorzuschlagen, die „mit der größtmöglichen Neutralität“ im Sinne der Stiftung handeln könne. In Sabine Adam sehe er eine ideale Nachfolgerin.
Zusammenarbeit war prägend
Petra Bialoncig und Arnulf Heidegger, die gemeinsam den Vorstand der Stiftung bilden, drückten Steidle für seinen großen Einsatz ihren Dank aus. „Die Zusammenarbeit mit Karl Steidle war prägend für uns“, meint Bialoncig. „Wenn er die Stiftung in den letzten 23 Jahren nicht begleitet hätte, gäbe es sie heute nicht“, wertet Heidegger. Dass ein nahtloser und „guter Übergang“ gelungen sei, freue beide.
Sabine Adam, die seit über 30 Jahren als Richterin tätig ist, hatte eigentlich andere Pläne. Sie wollteein Sabbatjahr machen und sich danach in den vorzeitigen Ruhestand verabschieden. „Ich war nicht auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit“, erzählt sie lachend.
Seit dem vergangenen Jahr ist sie Mitglied des Aufsichtsrats der Messmer Stiftung. Sie betrachte es als eine Ehre, „das stolze Schiff der Stiftung durch eine hoffentlich ruhige See zu manövrieren“, betont sie.