Gibt es in Radolfzell einen Serientäter, der immer wieder junge Frauen belästigt und bedrängt? Davor warnt zumindest ein Beitrag, der derzeit von Instagram-Nutzern aus Radolfzell geteilt wird. „Aufpassen, Radolfzell! Dieser Mann belästigt Frauen, geht auf sie los und droht offen mit Vergewaltigung und Mord, wenn man ihn nicht kennenlernen möchte“, heißt es in dem Beitrag.
Der Post zeigt ein Foto, in dem eine junge Frau, die in einem Stadtbus sitzt, seitlich von hinten zu sehen ist. Außerhalb des Busses steht ein Mann – sein Gesicht ist deutlich zu erkennen. Er schaut die junge Frau an und versucht offensichtlich, mit ihr zu kommunizieren.
Daneben hat die Verfasserin des Beitrags geschrieben, der Mann habe sie bei dem Vorfall belästigt. Es habe bereits mehrere ähnliche Fälle mit Freundinnen gegeben – teils sogar mit körperlicher Gewalt. Der junge Mann höre aber nicht auf, er stalke sie sogar bei der Arbeit und sei polizeilich bereits bekannt. Mit dem Aufruf, auf sich aufzupassen, endet der Beitrag.
Stimmen die Vorwürfe tatsächlich?
Katrin Rosenthal, Pressesprecherin beim Polizeipräsidium Konstanz, antwortet auf SÜDKURIER-Nachfrage, der Mann sei tatsächlich polizeilich bekannt. „Die Polizei ermittelt gegen ihn wegen Bedrohung. Bislang ist in diesem Zusammenhang aber nur ein Fall mit ihm bekannt“, schreibt sie.
Zum genauen Geschehen und dem aktuellen Stand könne man aufgrund der laufenden Ermittlungen keine genaueren Angaben machen. Aber, gibt sie Auskunft: „Mit dem Mann wurde auch bereits eine sogenannte Gefährderansprache geführt.“ Dadurch sollen Täter von weiteren Taten abgeschreckt werden.
Allerdings ist der angezeigte Fall wohl nicht der in dem Instagram-Beitrag gezeigte Vorfall, auch wenn der gezeigte Mann der mutmaßliche Täter sei. Denn laut Rosenthal sei der Tatort nicht in oder an einem Stadtbus gewesen.
Darum rät die Polizei von solchen Warnhinweisen ab
Die kürzlich veröffentlichte Kriminalstatistik für 2023 zeigt zudem einen extremen Anstieg von Straftaten mit sexueller Belästigung in Radolfzell. Waren 2022 im Revierbereich noch drei Fälle registriert worden, so waren es 2023 bereits neun. Und auch die Fälle sexuellen Missbrauchs stiegen um 233 Prozent von 6 auf 20 Fälle an. Ähnlich sehen die Zahlen für den gesamten Landkreis aus.
Von öffentlichen Beiträgen im Internet, in denen vermeintliche Täter mit erkennbarem Gesicht gezeigt werden, rät Rosenthal dennoch an. „Der Umgang mit eigenen und insbesondere Bildern von Fremden ist ein sehr sensibles Thema. Aufgrund Datenschutz und Persönlichkeitsrechten rät die Polizei hier von Veröffentlichungen ab“, erklärt sie. Denn im Zweifel macht man sich damit sogar selbst strafbar.