Mit Blick auf den Bau von Sozialwohnungen soll in Radolfzell bis 2021 ein deutlicher Fortschritt spürbar sein. So lautet zumindest die Einschätzung von Oberbürgermeister Martin Staab. Laut dem Radolfzeller Rathauschef sollen demnach bis in zwei Jahren weitere 43 Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen entstehen. „Der Bedarf ist hoch“, versichert Staab.

Das Haus Caramelle

Eines dieser Vorhaben, die zukünftig Radolfzeller Bürgern mit einem Wohnberechtigungsschein ein neues Zuhause bieten wird, ist das des Radolfzeller Investoren-Ehepaares Christine und Bernhard Bihler in der Schillerstraße 9. Wie Bernhard Bihler bei einem Vor-Ort-Termin berichtet, soll das Mehrfamilienhaus, das den Namen Caramelle trägt, bis zum Juli 2020 – nach zwölfmonatiger Bauzeit – fertiggestellt sein. „Wir liegen voll im Zeitplan“, so Bihler. Seit Mai läuft die Bewerbungsphase für die künftigen Bewohner. Bihler rechnet mit den ersten Einzügen im August.
Für das Projekt, das der Investor ein Herzensprojekt nennt, haben Christine und Bernhard Bihler eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Haus Caramelle GbR, gegründet.

Da kann man mal ganz genau hinschauen: Die Gemeinderäte Stefan Neumeir, Reinhard Rabanser und Lorenz Thum (vorne von links) besichtigen ...
Da kann man mal ganz genau hinschauen: Die Gemeinderäte Stefan Neumeir, Reinhard Rabanser und Lorenz Thum (vorne von links) besichtigen das Haus Caramelle. Im Hintergrund erklärt Investor Bernhard Bihler mit seiner Frau Christine die Arbeiten. | Bild: Jarausch, Gerald

Neun Wohnungen werden in dem Gebäude, das dem Standard KfW 40 plus entspricht, entstehen. Ausschließlich für Mieter mit einem entsprechenden Wohnberechtigungsschein. „Um für eine gute Durchmischung zu sorgen, wird es verschiedene Größen geben“, erklärt Bihler. Drei Einheiten mit zwei Zimmern für zwei Personen (57 Quadratmetern groß), stehen zwei Einheiten mit drei Zimmern für vier Personen (88 Quadratmeter) und vier Einheiten mit vier Zimmern für fünf Personen (108 Quadratmeter) entgegen. „Die Wohneinheiten sind unterschiedlich groß, dies war der Stadt ein wichtiges Anliegen“, betont Bihler. Vor allem um den Bedürfnissen von Alleinstehenden und Familien gerecht zu werden.

6,60 Euro pro Quadratmeter

Dafür haben die Bihlers 2,2 Millionen Euro in das Vorhaben investiert.
Der Quadratmeterpreis wird 6,60 Euro betragen. Diese Mietpreisbindung bestehe laut Bihler für zehn Jahre. Danach können die Eigentümer die Mieten entsprechend dem Mietspiegel anheben und die Wohnungen werden auf den freien Markt überführt.

Haus der Balkone: Das Wohnhausprojekt in der Schillerstraße. Bild: Gerald Jarausch
Haus der Balkone: Das Wohnhausprojekt in der Schillerstraße. Bild: Gerald Jarausch | Bild: Jarausch, Gerald

OB Staab zeigte sich ob des Projektes dankbar: Er sei „froh und glücklich“, dass das Ehepaar Bihler ein positives Zeichen setze. Das Haus Caramelle zeige, dass es möglich sei, als Privatinvestor ein Projekt mit sozialem Wohnungsbau und zudem ein klimafreundliches Objekt zu bauen. „Das ist das erste Projekt in der Stadt, das auf 100 Prozent sozialen Wohnraum setzt“, so Staab. Bei anderen Bauvorhaben müssen sich Investoren an die baulandpolitischen Grundsätze der Stadt halten, die 30 Prozent der entstehenden Einheiten für sozial schwächer gestellte Mieter verpflichtend vorschreiben.

Bewegung beim Hotel Victoria

Für Investor Bernhard Bihler solle das Haus Caramelle kein Einzelvorhaben bleiben. Vielmehr könne er sich vorstellen, ein vergleichbares Konzept an anderer Stelle zu realisieren. Ein Grundstück dafür könnte das Areal des ehemaligen Hotel Victorias an der Bahnhofstraße sein. Das Grundstück befindet sich seit 2016 in Besitz der Hall Immobilienbesitz und Beteiligungsgesellschaft mbH, deren Geschäftsführer ebenfalls Bernhard Bihler ist. „Bei diesem Vorhaben ist Bewegung drin“, sagt er.

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Derzeit sei man dabei alle rechtlichen Schritte – etwa aufgrund von Einsprüchen aus der Nachbarschaft oder Bedenken mit Blick auf den Denkmalschutz – zu klären. Auch Oberbürgermeister Martin Staab sehe in puncto ehemaliges Hotel Victoria „Licht am Ende des Tunnels“. So liege eine genehmigungsfähige Planung hinsichtlich Umfang des Vorhabens und Kubatur des Gebäudes vor. „Das Ganze wird jetzt noch final abgestimmt“, so Staab weiter

Wohnraum bleibt ein knappes Gut

Das Haus Caramelle in der Schillerstraße 9 soll ein erster Versuch sein, dem Bedarf an Sozialwohnungen zu entsprechen, erläutert Staab. Allerdings sei Wohnraum, und vor allem der sozialverträgliche, weiterhin ein knappes Gut in der Stadt. Aus diesem Grund will die Stadt bis zum Jahr 2021 über 43 Wohnungen für sozial schwächer gestellte Familien mit Wohnberechtigungsschein anbieten können.

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Zu den neun Wohnungen im Haus Caramelle sollen im Rahmen der Stadterweiterung Nord acht Einheiten, in Markelfingen fünf bis zehn Einheiten und auf dem Quartiersplatz noch einmal zwölf bis 16 Einheiten entstehen. Weitere könnten laut dem OB beim Bauvorhaben auf dem Fora-Areal hinzukommen. „Da sind die Pläne allerdings noch nicht so konkret“, so Staab. Derzeit habe die Stadt rund 60 Wohnberechtigungsscheine ausgegeben. „Mit den 43 Wohnungen bis 2021 decken wir zwei Drittel davon ab“, sagt Staab.

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