Seit 22 Jahren hockt er mittlerweile in Radolfzell. Und längst ist die Bronzeplastik „El Nino“ des Stuttgarter Künstlers Ubbo Enninga so etwas wie ein kleines Wahrzeichen am Seeufer geworden. Das haben Tourismusfachleute ebenfalls erkannt und vermarkten das beliebte Fotomotiv an der Radolfzeller Mole weltweit im Internet. Und zwar als eines, das sich dank so manch kreativem Spaziergänger immer wieder neu in Schale wirft und so etwa schon mit Mütze, Sonnenbrille oder Badekappe daher kam.

Dabei taten sich die Radolfzeller relativ schwer mit dem Erwerb des Kunstobjekts, das nach einer Ausstellung im Jahr 1997 zunächst als Leihgabe in der Stadt verblieb. Denn irgendwann wollte der Künstler dann doch zumindest eine verlässliche Aussage darüber, ob sie von der Stadt erworben wird oder nicht. Im Grunde hatten sich die meisten Menschen längst an den Jungen – das bedeutet der Name nämlich ins Deutsche übersetzt – gewöhnt. Allerdings fehlte bereits zu Beginn der 2000er-Jahre das nötige Geld für einen solchen Erwerb.

Hydraulik für El Nino?

Aus diesem Grund brachten Bürger die Idee auf, über Spenden den vereinbarten Verkaufspreis von 30.000 Euro einzusammeln. Ganz so spendabel waren die die Radolfzeller und Unternehmen dann aber doch nicht. Immerhin 18.800 Euro kamen auf diesem Weg allerdings doch zusammen. Im Kulturausschuss beschloss man daraufhin, den Restbetrag in zwei Tranchen an den Künstler zu überweisen.

Da war er noch nicht einbetoniert: So sah El Nino aus, bevor die Figur einen Festen Platz am Seeufer fand.
Da war er noch nicht einbetoniert: So sah El Nino aus, bevor die Figur einen Festen Platz am Seeufer fand. | Bild: Jarausch, Gerald

Das Geld dazu sollte aus dem Budget für städtische Ausstellungen stammen. Am liebsten hätten im einige Ratsmitglieder sogar noch eine Hydraulik spendiert, wie ein Blick in die alten Unterlagen verrät. Damit hätte man die Figur immer dem jeweiligen Wasserstand anpassen können. Dazu kam es aber doch nicht, je nach Wasserstand reicht der Bodensee El Nino also mal bis zum Hals oder erreicht kaum seine Füße.

Nicht nur bis zum Hals steht das Wasser El Nino – in der Vergangenheit wurde die Figur auch schon komplett überflutet.
Nicht nur bis zum Hals steht das Wasser El Nino – in der Vergangenheit wurde die Figur auch schon komplett überflutet. | Bild: Jarausch, Gerald

Notruf wegen El Nino

In jedem Fall können die Radolfzeller die Bronzefigur nicht nur ihr Eigen nennen, sondern auch mit ein wenig Stolz auf der Wahrzeichen am Untersee blicken. Denn vermutlich ist El Nino eines der meist fotografierten Motive am Radolfzeller Seeufer.

Auch mit Steinsäulen wurde El Nino schon geschmückt.
Auch mit Steinsäulen wurde El Nino schon geschmückt. | Bild: Jarausch, Gerald

Und löste auch schon einmal einen Notruf aus: Im Herbst 2011 verständigte ein damals 15-Jähriger die Polizei und die Rettungsleitstelle und informierte sie laut damaligem Zeitungsbericht über eine kaum bekleidete Person, die in der Nähe des Bahnhofs im Bodensee sitze und nicht ansprechbar sei – dass es sich dabei um die metallene Statue handelte, war ihm wohl nicht aufgefallen.

Mit Badekappe dem Nass trotzen konnte El Nino auch schon.
Mit Badekappe dem Nass trotzen konnte El Nino auch schon. | Bild: Jarausch, Gerald

Aber auch sonst wird die Plastik mehr oder weniger liebevoll von den Menschen und Tieren umgarnt. Mal werden seine flach ausstreckten Finger zur Plattform für ein Blesshuhn-Nest, mal ziehen ihm Besucher eine Mütze auf, damit der nackte Mann nicht frieren muss. Mitunter missbrauchen ihn sogar Kinder für kleine Kletteraktionen.

Auch bei der Natur kommt El Nino gut an – etwa als Halter für ein Blässhuhn-Nest
Auch bei der Natur kommt El Nino gut an – etwa als Halter für ein Blässhuhn-Nest | Bild: Jarausch, Gerald

So oder so – die wenigsten Besucher gehen ohne einen Blick auf El Nino über die Mole. So viel Aufmerksamkeit hat sich wohl auch sein Erschaffer kaum ausmalen können, als er das Werk schuf. Denn mit der Figur – von der es übrigens mehrere Versionen gibt – wollte Ubbo Enninga bereits damals auf den drohenden Klimawandel aufmerksam machen.

Mit Seegras-Haaren und Sonnenbrille: So kam El Nino schon einmal im Sommer daher.
Mit Seegras-Haaren und Sonnenbrille: So kam El Nino schon einmal im Sommer daher. | Bild: Marinovic, Laura

Der Name „El Nino“ ist untrennbar mit dem südamerikanischen Wetterphänomen verbunden, das nicht nur dort, sondern auch bis in unsere Regionen Auswirkungen auf das Wetter und das Klima hat. Dabei entstehen vornehmlich um die Weihnachtszeit warme Strömungen im Pazifik, die weltweit Einfluss nehmen.

Fürsorgliche Besucher haben El Nino mit einer Mütze geschmückt.
Fürsorgliche Besucher haben El Nino mit einer Mütze geschmückt. | Bild: Jarausch, Gerald