Radfahren liegt im Trend – wie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr informiert, hat das Radverkehrsaufkommen während der Corona-Pandemie zugenommen, über 80 Prozent der Deutschen nutzen demnach das Fahrrad als Verkehrsmittel, 55 Prozent halten es laut Ministerium sogar für unverzichtbar. Um die Radinfrastruktur in Radolfzell zu verbessern, hat die Stadtverwaltung sich für 2022 einige Dinge vorgenommen.

Bike und Ride-Stationen an zwei Bahnhöfen

Wie Nathalie Gerstmann vom Bereich Stadtplanung auf Nachfrage mitteilt, soll so in diesem Jahr an den Bahnhöfen in Böhringen-Rickelshausen und in Markelfingen der Bau sogenannter Bike und Ride-Stationen „mit überdachten Fahrradabstellplätzen und verschließbaren Fahrradboxen“ beginnen.

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Ebenfalls werden in der Radolfzeller Innenstadt an mehreren Orten neue Anlehnbügel, also Halterungen für Fahrräder installiert – an den Eingängen zur Altstadt, am Milchwerk und am Rathaus. „Radfahrer sollen dazu animiert werden, ihre Fahrräder möglichst am Rande der Fußgängerzone abzustellen, um ihre alltäglichen Erledigungen zu Fuß zu tätigen“, erklärt Gerstmann den Hintergrund des Vorhabens.

Neues Radwegweisungssystem und ein Radservice-Punkt

Aber auch für den Tourismus- und Freizeitverkehr soll etwas getan und auf der Gemarkung Radolfzell ein neues durchgängiges Radwegweisungssystem umgesetzt werden. Dabei sollen nicht nur Ortsangaben angebracht, sondern insbesondere touristische Ziele in dem Gebiet in den Fokus gerückt werden, lautet die Ausführung. Die städtische Radwegeweisung baue dabei auf dem Radnetz-BW, dem flächendeckenden Radnetz des Landes, auf. In Radolfzell soll das Radnetz-BW beim Radwegweisungssystem noch um weitere Radwegeführungen ergänzt werden. Diese Maßnahme befindet sich derzeit in der Planung.

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Außerdem soll in Radolfzell ein erster Radservice-Punkt installiert werden, ein Modul, „an dem Radfahrerinnen und Radfahrer die Möglichkeit haben, kleinere Mängel schnell und einfach selber beheben zu können“, so die Stadtplanerin. Dies soll noch im Frühjahr erfolgen.

Dabei soll es nicht bleiben

Weitere Maßnahmen sollen in Radolfzell in diesem Jahr „voraussichtlich angegangen“ werden: So wird im Zusammenhang mit dem Ausbau des Straßenbereichs an der Güttinger Straße, Markthallenstraße und Friedrichstraße sowie der Güttinger Straße und der Konstanzer Straße die Radverkehrsführung verbessert. „Von der Konstanzer Straße kommend in Richtung Güttinger Straße wird für den Radverkehr ein Bypass eingerichtet“, führt Nathalie Gerstmann aus.

„Im Bereich der Querungsstelle Bodmaner Straße erfolgt eine deutliche Hervorhebung des Geh- und Radwegs mittels Furtmarkierung. Zum besseren Überfahren der Bordsteine werden diese abgesenkt.“ Am Ortsausgang von Liggeringen soll für den Radverkehr zudem ein Schutzstreifen sowie eine Querungsstelle mit Mittelinsel installiert werden. Weitere Schutzstreifen sollen in der Radolfzeller Höristraße zwischen den Einmündungen zur Hohenfriedingenstraße und der Straße „Am Graben“ angebracht werden. Und im Zusammenhang mit dem Ausbau der Kreisstraße 6163 sei ein Radwegeausbau geplant.

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Die Stadt hofft bei den Maßnahmen auf finanzielle Unterstützung: „Für die in der Planung fortgeschrittenen beziehungsweise vor der Umsetzung stehenden Projekte wurden Fördermittel beantragt“, teilt Moritz Schade, Pressesprecher der Stadt Radolfzell, mit. „Für die übrigen Projekte werden rechtzeitig entsprechende Förderanträge eingereicht.“

Was hat sich in der Vergangenheit getan?

Auch in der Vergangenheit ist in Radolfzell jedoch bezüglich des Radverkehrs schon einiges passiert. In einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hatten Teilnehmer die Infrastruktur, die Sicherheit und den Komfort beim Radfahren im Jahr 2018 insgesamt gerade einmal mit „ausreichend“ bewertet. Bemängelt wurde damals unter anderem, dass eine Fahrradmitnahme in den Stadtbussen nicht möglich war. Das hat sich mittlerweile geändert: Seit Januar 2020 können unter bestimmten Bedingungen im Stadtbus Fahrräder mitgenommen werden.

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Wie in den besonderen Beförderungsbedingungen des Stadtlinienverkehrs Radolfzell aufgeführt wird, werden maximal zwei Fahrräder ohne Anhänger kostenlos auf ausgewiesenen Flächen im Bus mitgenommen, sofern ausreichend Platz vorhanden ist – allerdings haben Kinderwagen, Rollstuhlfahrer und Personen ohne Fahrrad Vorrang. Und weiter heißt es: „Die Fahrradbeförderung ist ab 18 Uhr möglich, jedoch nicht im Kleinbus auf den Linien 4 und 5 sowie im Anrufsammeltaxi (AST).“ Laut den Beföderungsbedingungen müssen Kinder unter 15 Jahren mit Fahrrad zudem von einem Erwachsenen begleitet werden.

Wird es ein überregionales Lastenradverleihsystem geben?

Außerdem wünschten sich die Umfrageteilnehmer 2018 Leihfahrräder in Radolfzell. Schon 2019 erklärte Pressesprecher Moritz Schade die Einführung öffentlicher Leihfahrräder sei möglich und werde überprüft. Mittlerweile ist der Wunsch teilweise tatsächlich erfüllt worden, seit Oktober des vergangenen Jahres gibt es zwei E-Lastenräder in Radolfzell. Zu finden sind diese neben der Kindertagesstätte Entdeckerkiste in der Nordendstraße. Die Räder und die Ladestation werden von den Stadtwerken Radolfzell über das Elektroauto-Leihsystem Seefahrer betrieben.

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Bei einer entsprechenden Nachfrage soll das Angebot zudem um zwei Lastenräder erweitert werden, so Nathalie Gerstmann. Und weiter: „Als nächstes soll untersucht werden, inwieweit ein überregionales Lastenradverleihsystem für die nordwestliche Bodenseeregion (Konstanz – Singen) etabliert werden könnte.“ Ein städtisches Radleihsystem sei dagegen zunächst nicht angedacht. Leihfahrräder seien aber über örtliche Fahrradhändler verfügbar.

Kommt doch noch ein kommunaler Ordnungsdienst?

Unklar ist noch, ob es in Radolfzell doch irgendwann einen kommunalen Ordnungsdienst (KOD) geben könnte. In der Umfrage des ADFC war der Stadt vorgeworfen worden, zu lasch gegen Autofahrer vorzugehen, die auf Radwegen parken. Moritz Schade hatte daraufhin erklärt, die Einführung eines kommunalen Ordnungsdienstes könnte die Situation verbessern. Die Einführung eines solchen Dienstes wurde aber vom Gemeinderat mehrfach abgelehnt.

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Wie es aus der Stadtverwaltung nun heißt, sollen jetzt die jüngeren Erfahrungen anderer Städte mit einem kommunalen Ordnungsdienst ausgewertet werden. Dann wolle man sich verwaltungsintern abstimmen, „ob eine erneute politische Diskussion zur Einführung eines KOD in Radolfzell überhaupt sinnvoll ist und falls ja, unter welchen Rahmenbedingungen“. Dabei sei aber das Argument, dass mit einem KOD besser gegen Falschfahrer auf Radwegen vorgegangen werden kann, nicht alleine ausschlaggebend.