Seit dem Schmutzige Dunschtig 2022 liegt die Vermutung nahe, dass die Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg „The Land“ in einem in Radolfzell nicht ganz unbekannten Bergdorf ausbaldowert worden sein könnte. In Liggeringen, wo sonst. Denn seit diesem Donnerstag prangt am Ortseinfahrtsschild der Zusatz „Willkommen in the Eländ“. Eine Übersetzung ist überflüssig, und so wenden sich die Mögginger von diesem Blick auf den Hang über ihnen mit Grausen ab und schauen lieber auf den Mindelsee.

Genau dort in Möggingen vermuten die Liggeringer nun auch die Urheber dieses entlarvenden Ortszusatzschildes. Hermann Leiz, in den üblichen vier Jahreszeiten Ortsvorsteher des Bergdorfs, hat deshalb in die SÜDKURIER-Redaktion Radolfzell eine Pressemitteilung „der besonderen Art“ geschickt: „Mit einem Narrenstreich wurden wir in den frühen Morgenstunden in Liggeringen überrascht.“ Für Leiz ist das Anbringen der Zusatzschilder vor allem deshalb ein Frevel, weil der Baden-Württemberg-Slogan „Willkommen in The Länd“ mit einem zusätzlichen Buchstaben „mißbraucht“ worden sei.

Das Bergdorf Liggeringen und sein Zusatzschild: „Willkommen in the Eländ“.
Das Bergdorf Liggeringen und sein Zusatzschild: „Willkommen in the Eländ“. | Bild: Becker, Georg

Die drei Zusatzschilder über dem Rathauseingang seien von aufmerksamen Liggeringer Moofangern in den frühen Morgenstunden vor dem Wecken des Musikvereins und dem Fanfarenzug wieder entfernt worden. Leiz schürt den Verdacht, dass die Welsbärte aus Möggingen dahinterstecken, weil sich die Täter mit ihrem Wappen „Mir Meckinger“ verraten hätten. Auf einem Schild sei auch zu lesen gewesen: „Nett hier – aber waren sie schon mal in Meckinge?“. Die Welsbärte hätten offensichtlich mit dieser nächtlichen Aktion ihren Versuch gestartet, dass sich die politische und närrische Lage auf dem Bodanrück gewaltig verändern solle. Leiz kündigt ein politisches Nachspiel an: „Der von den Moofangern in Liggeringen abgesetzte Ortschaftsrat wird sich nach den närrischen Tagen, wenn alle wieder in Amt und Würden sind, mit der Aktion der Welsbärte befassen.“

Narrenkäfig in Möggingen

Ein paar Höhenmeter weiter unten – also in Möggingen – hat Ortsvorsteher Ralf Mayer auch eine Pressemitteilung zu den Vorgängen an diesem fasnächtlichen Donnerstag verfasst. Wir stellen seine letzten Zeilen an den Anfang: „Übrigens – einige Mögginger Narren wurden bereits am Vorabend des Schmutzige Dunschtig in Liggeringen gesichtet, warum wohl?“ Ja, warum wohl, da haben die Liggeringer um den entmachteten Ortsvorsteher Hermann Leiz schon die Antwort gegeben.

Kostümierter Plausch im Narrenkäfig: Die Welsbärte in Möggingen hatten sich auf dem Dorfplatz zwischen Rathaus und Kirche fürs ...
Kostümierter Plausch im Narrenkäfig: Die Welsbärte in Möggingen hatten sich auf dem Dorfplatz zwischen Rathaus und Kirche fürs lizenzierte Feiern eingezäunt. | Bild: Ortsverwaltung Radolfzell

Die Mögginger feierten ohne eine Belästigung vom Berg eine „coronakonforme Fasnet 2022 im Narrenkäfig“ auf dem Dorfplatz. Dieser Narrenkäfig sei sogar „lizenziert“ gewesen, so Ralf Mayer. Nach dem traditionellen Wecken mit Fanfarenklängen und Kanonenböllern gab es ab 11 Uhr ein Programm, das von „Omi Kron“ und „Boris Johnson“ sowie dem Narrenbolezei moderiert wurde. Dem Aufruf die Häuser närrisch zu schmücken waren viele in Möggingen nachgekommen. Die Jury kam in ihrer Wertung zu dieser Entscheidung: 1. Stoll, Liggeringer Straße 2. Thau, Mühlbachstraße und 3. Burth, Dürrenhofstraße. Freunde der Dorfgemeinschaft waren extra aus den USA angereist, um mit den Möggingern Fasnet zu machen. Beim anschließenden fröhlichen Narrentreiben, konnte man sich in der Fenster-Bildergalerie im Rathaus alte Holzschnitte zur regionalen Fasnet anschauen. Die Bilder hängen noch bis zum Aschermittwoch aus.

Test im Schaftrog

In Stahringen feierte die Schoofwäscherzunft mit rund 300 Narren eine fröhliche Fasnet im Dorf. Vor dem Feiern hatte die Zunft allerdings das Testen im Schaftrog, im sogenannten Geltewagen, gesetzt. Danach verteilten sich die Narren im Dorf. Gestärkt von der Narrensuppe ging es ans Verkaufen des Narrenblatts und dem Besuch im Kindergarten. Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann nutzte seine Verkleidung als „Uncle Sam“ im Dorf wenig, er wurde von den Schoofwäschern abgesetzt.

In der Gelte wurden die Stahringer Schoofwäscher „sauber“ getestet.
In der Gelte wurden die Stahringer Schoofwäscher „sauber“ getestet. | Bild: Tesche, Sabine

Für die Auswahl der Narreneltern hatte sich Zunftmeister Reinhart Sauter eine neue Variante einfallen lassen. Er versteckte zwei Lose in ausgeblasenen Eiern und warf sie unters Narrenvolk. Das Eierlos ist an zwei Frauen gegangen, die Narreneltern der Fasnet 2022 in Stahringen sind die Schoofwäscherin Carmen Klett und das Klepperle Lisa Fischer.