Fasnacht ist Brauchtum, und wer eine gehörige Portion Fasnachtsliebe im Blut hat, der braucht die fünfte Jahreszeit ganz einfach – insbesondere nach zwei Jahren Entzug. Das war deutlich spürbar beim Dreikönigsfrühschoppen der Narrizella-Frauen, wo die unbändige Lust auf Fasnet in einer Mega-Stimmung gipfelte.
Der Wermutstropfen: Kein Scheffelhofsaal, kein Publikum
Doch ausgerechnet in diesem Jahr mussten die Frauen notgedrungen unter sich bleiben und konnten ihr treues Publikum nicht mitnehmen. Weil es den großen Scheffelhofsaal nicht mehr gibt, blieb an diesem Tag mit vielen Veranstaltungen nur das Gasthaus „Kreuz“ als Zufluchtsort. Übrigens der Ort, wo vor gut 30 Jahren alles in kleiner Runde begann – mit ersten zaghaften Auftritten einzelner Frauen bei „Bläterle-Wasser“ und Kaffee.
„Back to the roots“, sagte Hanselemodder Sandra Hain augenzwinkernd und mit etwas Wehmut in der Stimme. Also zurück zu den Wurzeln. Aber dann gibt es kein Halten mehr. Als erstes tritt Sina Gnauck als Hausfrau in die Bütt. Amüsant schildert sie, wie ihr offener Blick in die Welt sie in so manches Fettnäpfchen dappen lässt.
Geschwister begeistern mit großartiger Musik
Die Geschwister Barbara Drosdek (Gitarre), Margarete Ruh und Christine Zimmer meistern in diesem Rahmen fasnächtlicher Geborgenheit ihren ersten gesanglichen Auftritt mit Bravour – zunächst das gar nicht so einfache, aber lustige Lied „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“, um sich dann mit einem Heimweh-Song als Liebeserklärung an die Zeller Fasnet in die Narrenherzen zu singen.

Närrisch locker und mit Tiefgang sinniert Lillith Steinhilber über gendergerechte Sprache und die Frage, ob sie wirklich in der Gesellschaft etwas verändert. Überschäumende Begeisterung löst dann der Sektproben-Wettbewerb aus, mit dem Manuela Hettich, Katja Nöeken und Karin Vögele (MaKaKa) die Geschmacksnerven der ganzen Närrinnenschar nach zwei Jahren mutmaßlicher Abstinenz auf den Prüfstand stellen. Ihr Schlagerraten als weiteren Test für die Fasnachtstauglichkeit wirkt als echter Stimmungskatapult.
Ein Urgestein der Fasnacht: Jutta Graf bringt Saal zum Toben
Längst miteinander auf Tuchfühlung und mit Klepperle und Schepperle glückselig im Schlagerhimmel angekommen, findet die Stimmung ihren absoluten Höhepunkt mit dem wortwitzigen Auftritt von Fasnachts-Urgestein Jutta Graf als liebeshungrige Schwedin, die unbedingt ihre Erfahrungen an der Zeller Fasnet mit einem „schönen Mann, rank und schlank“ loswerden will. „De Präses ka‘s it sii“ kommt es kreischend von den Tischen. Alle lachen Tränen, der Saal tobt.