Schier endlos schien die Menschenschlange zu sein, die zum Neujahrsempfang ins Milchwerk gekommen war. Hunderte Radolfzeller wollten zum ersten Mal in Präsenz ihrem Oberbürgermeister Simon Gröger, dessen Frau Anita Gröger und Bürgermeisterin Monika Laule ein frohes neues Jahr wünschen. Erst mit großer Verspätung konnte der OB auf die Bühne treten und begrüßen. Er freue sich über jeden Einzelnen, der gekommen sei, so Gröger.

Fokus liegt auf großen Themen
Nach einem kurzen Rückblick auf das durchaus krisengeplagte Jahr 2022 beschwor Gröger die Energie der Bürger, die es brauche, um die Herausforderungen für das beginnende Jahr zu meistern. Man müsse sich auf die wichtigen Themen fokussieren, so der OB. Als Erstes benannte Gröger die Gesundheitsversorgung in Radolfzell. „Das Klinikum gehört fest zu uns“, sagte Gröger und erntete für diese Aussage spontanen Applaus der Gäste.

Die geplante Schließung habe jeden und jede in Radolfzell im Herzen getroffen. Doch betonte er das gemeinschaftliche Engagement des Gemeinderates und der Verwaltung, für die Bürger die medizinische Versorgung zu erhalten. Erst vor wenigen Tagen hat die Stadt ein zweites Grundstück für einen möglichen Klinik-Neubau vorgeschlagen.
Kinderbetreuung ist ein akutes Problem
Ein weiteres Thema, welches dem OB vermutlich besonders viel Kopfschmerzen bereitet, ist die Kinderbetreuung. Hier habe die Stadt das Angebot in den vergangenen Jahren stets ausgebaut, mehr Plätze angeboten und die Betreuungszeiten verlängert. Nun stehe man vor dem Problem, dass das neu gewonnene Personal die Abwanderung anderer Mitarbeiter nicht auffangen kann. Hier kündigte der OB eine komplette Neustrukturierung an. „Ein ‚Weiter so‘ kann es nicht geben“, sagte Gröger.
Im neuen Jahr möchte der OB auch eines seiner Wahlversprechen angehen. Für März kündigte Simon Gröger ein Dialogforum Wohnen an, bei dem er mit allen Vertretern aus dem Bereich Immobilien und Wohnen über Konzepte sprechen möchte, die auch am Wohnungsmarkt bestehen können. Der Wohnraum, vor allem bezahlbarer, sei knapp. Hier wolle die Stadt klare Akzente setzen. Auch die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft sei Teil davon. Ob dies realistisch sei, wolle man prüfen.
Nicht alle Projekte können umgesetzt werden
Einen kleinen Ausblick auf die Haushaltsdebatte am Dienstag, 31. Januar, erhielten die Besucher des Neujahrsempfangs auch. Hier stellte Gröger klar, dass man angesichts der angespannten Finanzlage und Inflation viele Projekte neu bewerten und die Prioritäten entsprechend anpassen müsse. Um die Einnahmen der Stadt zu erhöhen, wolle man in Radolfzell neue Unternehmen ansiedeln und dem bestehenden Mittelstand Zukunftsperspektiven eröffnen.

Als fünftes großes Zukunftsthema benannte OB Gröger den Klimaschutz. Die Stadt wolle die erneuerbaren Energien ausbauen und setze dabei vermehrt auf Photovoltaik. Auch wolle man die Aspekte der Nachhaltigkeit stärker in politische Prozesse einbeziehen.
Zum Schluss seiner Rede mahnte der Oberbürgermeister, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Die Bürgerinnen und Bürger sollten die Hindernisse reflektieren und so realistische Erwartungen manifestieren, sagte Gröger. Man müsse neue Wege gehen.

Musikalisch begleitet wurde der Neujahrsempfang am Sonntag, 15. Januar, vom Musikverein Markelfingen. Im Foyer des Milchwerks in Radolfzell bewirtete wie immer die Trachtengruppe die Gäste mit einem Buffet und Getränken.