Platzmangel war in der Ratoldusschule ein Dauerproblem. Gleich drei Schulen mussten in den 80er Jahren unter einem Dach Platz finden: Die Grundschule, Hauptschule und Förderschule. Reinhard Rabanser kam 1980 als Konrektor an die Ratoldusschule, 1984 wurde er Schulleiter und wollte dieses Problem aktiv angehen. „Die Schule litt im Grunde immer unter Raumnot, dieses Thema hatte uns lange begleitet“, erinnert sich Reinhard Rabanser heute.

Die Ratoldusschule heute ist ebenfalls kürzlich saniert und erweitert worden. Heute ist es eine Gemeinschaftsschule.
Die Ratoldusschule heute ist ebenfalls kürzlich saniert und erweitert worden. Heute ist es eine Gemeinschaftsschule. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Die ersten Gespräche über eine Sanierung und einen Umbau der Ratoldusschule führte er 1986 und stieß auf offene Ohren. „OB Neurohr hat zwar zuerst geschluckt, als er die Summen hörte, dann war er aber gesprächsbereit“, sagt Rabanser. Doch eine Frage galt es zu klären: Könne man einen solchen Umbau bei laufendem Betrieb durchführen oder müssen die Schüler so lange ausziehen? Im Zuge der Planungen wurde immer deutlicher, dass dies unmöglich bei Schulbetrieb zu bewerkstelligen sei.

Bei der Übergabe am 16. September 1988 übergab Karl Stump vom Bauamt den sehr großen Schlüssel für die Schule an die beiden Schulleiter ...
Bei der Übergabe am 16. September 1988 übergab Karl Stump vom Bauamt den sehr großen Schlüssel für die Schule an die beiden Schulleiter Paul Auer und Reinhard Rabanser. | Bild: Archiv Foto Liedl

Und so packten die Lehrer und fast 380 Schüler ihre Sachen und zogen für ganze zwei Jahre aus ihrem angestammten Gebäude aus und wurden fortan in der gesamten Stadt unterrichtet. „Die Klassen drei und vier waren in der Unterseeschule, die Förderschule war in der Schützentorschule, wir haben den Pavillon am Luisenplatz mitbenutzt und einige Klassen wurden in Baracken hinter der Sporthalle der Ratoldusschule unterrichtet“, zählt der ehemalige Schulleiter auf.

Wirklich Baracken? Ja, betont Rabanser. Man habe es anfänglich beschönigt Pavillon genannt, aber das sei es nicht gewesen. Es sei wirklich nur ein einfacher Unterstand gewesen, also müsse man es auch so bezeichnen.

Der ehemalige Schulleiter der Ratoldusschule Reinhard Rabanser im heutigen Schulhof. Er erinnert sich gerne an seine Zeit an der Schule.
Der ehemalige Schulleiter der Ratoldusschule Reinhard Rabanser im heutigen Schulhof. Er erinnert sich gerne an seine Zeit an der Schule. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Reinhard Rabanser hatte als Schulleiter immer eine klare Linie. Auch damals schon. Sein Markenzeichen war es, die Schüler vor Unterrichtsbeginn mit Handschlag zu begrüßen. „Wer dem Lehrer die Hand gibt, ballt nicht die Faust in der Hosentasche“, sagt Rabanser. Auch für ihn war die Phase der Sanierung eine anstrengende Zeit.

Durch die ganze Stadt sei er mit dem Fahrrad gefahren, von Unterrichtsort zu Unterrichtsort. Das Büro habe er sich mit Paul Auer, Schulleiter der Förderschule, teilen müssen. Im Winter 1987 fiel im Pavillon im Stadtgarten und in den Räumen am Luisenplatz die Heizung aus. Die erste Nacht nach den Weihnachtsferien wies bitterkalte minus 21 Grad auf. Die Schüler bekamen am 12. Januar 1987 zum ersten Mal kältefrei.

Die Gymnastikhalle der Ratoldusschule wurde im Zuge der Sanierung dazugebaut. Im Durchgang von der Schule in die Halle war früher das ...
Die Gymnastikhalle der Ratoldusschule wurde im Zuge der Sanierung dazugebaut. Im Durchgang von der Schule in die Halle war früher das Volksbad. | Bild: Archiv Foto Liedl

Doch am Ende habe es sich gelohnt. Eine neue Gymnastikhalle als Anbau schaffte neue Räume für die Förderschüler, an anderer Stelle wurde dadurch dann Platz für die Grund- und Hauptschule. Das damals im Keller beheimatete Volksbad wurde abgebaut und der Zugang zur Gymnastikhalle eingerichtet. Das Volksbad wurde bis 1985 noch genutzt und man konnte dort für 1,50 DM duschen und zwei DM baden. Da allerdings nur noch wenig Gäste kamen, wurde es aufgelöst.

Die Turnhalle der Ratoldusschule war schon damals sanierungsbedürftig und ist es noch heute.
Die Turnhalle der Ratoldusschule war schon damals sanierungsbedürftig und ist es noch heute. | Bild: Archiv Foto Liedl

Wie auch heute noch bei so vielen Bauprojekten, wurde die Ratoldusschule im Zuge der Planungen immer teurer. Die anfänglich veranschlagten 2,7 Millionen DM wurden schnell zu 3,8 Millionen DM. Die Baumaßnahme wurde am Schluss mit mehr als sieben Millionen DM berechnet. Das mache eine Investition von 19.000 Euro pro Schüler, wie OB Neurohr bei der feierlichen Übergabe vorrechnete. „Es war toll, zu sehen, wie die Schüler zum Schuljahr 1988/89 die Schule zurückerobert haben“, erinnert sich Reinhard Rabanser.

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