Viel gewollt hatte die Stadt einst an der Hebelstraße. Eine neue Kita, noch ein paar Wohnungen obendrauf, und das alles gebaut durch einen Investor. Letztlich musste man sich dann doch mit dem Provisorium begnügen, denn ein Investor ließ sich für das ambitionierte Projekt nicht auftreiben. Und dieses Provisorium soll nun in den Besitz der Stadt Radolfzell wechseln. Während der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde der Kauf der Containermodule für 2,5 Millionen Euro beschlossen. Zuerst würde der Besitzer die Module noch energetisch auf den Mindeststandard ertüchtigen.

Im April 2023 waren die Kinder in die Container in der Hebelstraße eingezogen. Und fühlen sich seitdem dort durchaus wohl, wie in einer kleinen Präsentation dargelegt wurde. Dass es keine hochwertige Holzbebauung ist mit nachhaltigen Materialien und sich darüber keine Wohnungen befinden, sei für die Kinder erst einmal nebensächlich. Auch die Erzieherinnen seien mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden.

Im Gemeinderat finden die Räume Anklang: „Sie sind wirklich toll eingerichtet“, sagt Stefan Neumeir (CDU). Dennoch bedauerte er, dass sich für den ursprünglichen Plan kein Investor habe finden können.

Finanziell auch die beste Lösung

Finanziell sei der Kauf für die Stadt die beste Lösung, wie während der Sitzung erklärt wurde. Der Kauf sei wirtschaftlicher als die Miete bis 2027 und ermöglicht zeitgleich einen kostengünstigen Kitaplatz-Ausbau von 70 Plätzen. Denn geplant war, die Kita in der Hebelstraße so lange in Betrieb zu halten, bis die anderen Projekte für den An- und Ausbau bestehender Einrichtungen vollendet wäre. Dann könnten die Container-Plätze in feste Einrichtungen umziehen. Kauft man die Container, könnte diese Kita auch danach noch betrieben werden.

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Module sollen 20 Jahre halten

Die finanzielle Rechnung sieht so aus: Für den Mietzeitraum von zwei Jahren für die Jahre 2023 und 2024 würden neben der Miete von 737.450 Euro noch Kosten für die Erstellung und den Rückbau in Höhe von rund 1,3 Mio. Euro anfallen. Bei einer erwarteten Nutzungsdauer von 20 Jahren sei also der Kauf rentabler. Die Wartungskosten der Module belaufen sich laut Stadtverwaltung auf etwa 13.000 Euro pro Jahr.

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Neben den Kosten ist auch die Neuschaffung von Kita-Plätzen wichtig für die Stadtverwaltung. Mit dem Tausch zweier geplanten Projekte im Bereich Kinderbetreuung – der Aufstockung der Entdeckerkiste und dem Anbau von zwei Gruppen an die Kita in Böhringen – versucht die Stadt, das Investitionsprogramm zu Gunsten des Baus von Anschlussunterbringungen zu entzerren.

Die Aufstockung der Entdeckerkiste sollte eigentlich jetzt losgehen. Diese Maßnahme ist verschoben worden, die Planungen sollen im Jahr 2024 passieren, bis Ende 2026 soll dann gebaut werden und der Umzug ist nun für den Sommer 2027 geplant. Voraussetzung dafür ist allerdings die Verlängerung der Mietverträge mit den Containern an der Entdeckerkiste und den Erhalt der Module in der Hebelstraße bis mindestens 2027. Denn ohne die Container würden sonst Kita-Plätze wegfallen.

Erweiterung der Kita Böhringen schafft keine neuen Plätze

Schneller zum Abschluss kommen soll nun die Erweiterung der Kita in Böhringen. Hier sollen zwei Gruppen für Kinder unter drei Jahren entstehen. Planungsstart war bereits in 2023, Ende dieses Jahres soll der Anbau auch bezugsfertig sein. Neue Plätze entstehen dadurch allerdings nicht. Denn der Mietvertrag für die Container an der Entdeckerkiste ist bis Ende März 2025 verlängert worden, damit die 20 Kinder unter drei Jahren nach Mietende nahtlos in die zwei neu gebauten Gruppen in der Kita Böhringen aufgenommen werden können.

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Und ist die Aufstockung der Entdeckerkiste fertig, gibt es dort zwei Gruppen mit 50 Plätzen für Kinder über drei Jahren und zwei Gruppen für Kinder unter drei Jahren mit noch einmal 20 Plätzen. Würde dann die Kinder der Kita in der Hebelstraße mit seinen bisher 75 Plätzen für Kinder über drei Jahren in die vergrößerte Entdeckerkiste umziehen, hätte die Stadt eigentlich wieder keine neuen Kita-Plätze geschaffen.

Der Stadt fehlen insgesamt 185 Kita-Plätze

Nur durch den jetzt beschlossenen Kauf der Container könnten diese kostengünstig gesichert werden. Denn aktuell würden in der Stadt 115 Plätze für Kinder unter drei Jahren und 70 Plätze für Kinder über drei Jahren fehlen. Hinzu kämen noch die geflüchteten Kinder mit einem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, den die Stadt auch nicht erfüllen könne.

Zu meckern gab es im Gemeinderat dennoch wieder einiges. Siegfried Lehmann (FGL) kritisierte das als „keine nachhaltige, angemessene Lösung“. Er schlug vor, eine neue Kita in Holzmodulbauweise auszuschreiben, diese ließen sich sehr schnell aufstellen, die Kinder könnten rasch umziehen und diese hätten eine längere Lebensdauer als die Container. Mit seinem Antrag erreichte Lehmann allerdings keine Mehrheit, der Kauf wurde mit 18 Stimmen dafür und sechs dagegen angenommen.