Noch hat sich kein Unternehmen für eine Niederlassung im vermutlich bundesweit ersten klimaneutralen Gewerbegebiet Blurado entschieden, da plant die Stadt Radolfzell bereits die Erweiterung. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wurde über die außerplanmäßige Bereitstellung von Geld für den Kauf von Flächen im Bereich „Kurzer Sod“ beraten.
Der Eigentümer dieser Flächen zeige sich verkaufsbereit, die Stadt müsse diese Chance nutzen, erklärte Petra Ohmer, Dezernatsleiterin Zentrale Dienste in der Radolfzeller Stadtverwaltung. Schiebe man den Kauf auf, könne es sich der Besitzer vielleicht noch einmal überlegen oder die Flächen stünden nicht mehr zur Verfügung, dann hätte die Stadt keine Planungssicherheit bei der Entwicklung des Gewerbegebietes. Geplant seien Ankäufe von rund 14.000 Quadratmetern. Mit allen Erwerbsnebenkosten solle das Ganze 530.000 Euro kosten.
Weitere Belastungen für den ohnehin angespannten Haushalt
Weiter möchte die Stadt das Gewerbegebiet Fohrenbühl weiter entwickeln und möchte auch hier weitere Grundstücke kaufen. Dafür solle der Gemeinderat weitere 260.000 Euro außerplanmäßig zur Verfügung stellen, so der Plan der Verwaltung. Macht fast noch einmal 700.000 Euro Extra-Kosten, die nicht im Haushalt vorgesehen waren. Dies wurde zwar mit 16 Stimmen dafür und neun Stimmen dagegen angenommen, aber in der Diskussion äußerten vor allem Jürgen Keck, Fraktionssprecher der FDP, und Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der FGL, Kritik an den zusätzlichen Ausgaben.
„Blurado ist jetzt schon ein sehr teures Projekt und wir wissen noch gar nicht, wie wir es entwickeln wollen“, sagte Lehmann. Dann noch einmal eine halbe Million ausgeben, als ob Geld keine Rolle spielen würde, halte er für verantwortungslos und total unnötig, kritisierte Lehmann die Vorlage von Petra Ohmer. Beim Forenbühl sei die Sachlage anders, da müsse man neue Flächen zur Verfügung stellen.
Noch gibt es im Blurado keinen Mieter
Jürgen Keck, von Beginn an einer der größten Kritiker des Gewerbegebietes Blurado, brachte ins Spiel, dass noch kein Unternehmen für das Vorzeigeprojekt unterschrieben habe. Eine Erweiterung würde er zum jetzigen Zeitpunkt nicht verstehen. Man müsse bezahlbare Gewerbeflächen ausweisen, dies sei im Fohrenbühl der Fall. Dort solle die Stadt lieber investieren. Laut Oberbürgermeister Martin Staab habe auch im Fohrenbühl noch kein Unternehmen bisher einen Vertrag unterzeichnet.
Die CDU-Fraktion sprach sich explizit für den Kauf aus und auch die Freien Wähler unterstützten den Vorschlag. Fraktionssprecher Dietmar Baumgartner sah es pragmatisch: „Was man hat, hat man.“ Walter Hiller, ebenfalls von den Freien Wählern, mahnte an, man habe jetzt schon etliche Unternehmen, die aus Konstanz abgewandert seien, an Steißlingen verloren, weil man selbst nichts anzubieten hatte. Dies dürfe nicht mehr passieren.