Vor wenigen Tagen ist in Baden-Württemberg das neue Schuljahr gestartet. Wie schon in den Jahren zuvor blieben viele Stellen unbesetzt, doch es sind weniger als noch in den Vorjahren. Während zum Schulstart im Jahr 2022 noch 890 Stellen unbesetzt blieben und vergangenes Jahr 565, sind es zu Beginn dieses Schuljahres in ganz Baden-Württemberg noch 250 offene Stellen. Das geht aus Berichten des Kultusministeriums hervor. Wie sieht die Lage an den Radolfzeller Schulen aus? Gibt es genügend Lehrer?

Nur unerwartete Ausfälle sind ein Problem

An der Teggingerschule gebe es derzeit keine offenen Stellen, berichtet der Schulleiter Norbert Schaible. Sie hätten alle Stellen besetzen können und seien damit für dieses Jahr ausreichend versorgt, um die Grund- und Werkrealschüler zu unterrichten und zu betreuen. „Wir sind froh, dass wir 100 Prozent abgedeckt sind.“

„Wir sind ausreichend versorgt“, sagt Leiter der Teggingerschule, Norbert Schaible.
„Wir sind ausreichend versorgt“, sagt Leiter der Teggingerschule, Norbert Schaible. | Bild: Pascal Guegan

Trotzdem meint der Schulleiter: „Mehr ist immer wünschenswert.“ Denn die Versorgung mit Lehrkräften sei „auf Kante genäht“, so Schaible. Sollte eine Lehrkraft krank werden oder aus anderen Gründen ausfallen, gebe es dafür keine Reserven.

Weiterführende Schulen sind gut versorgt

An der Gerhard-Thielcke-Realschule sieht die Versorgung mit Lehrkräften für dieses Schuljahr ebenfalls gut aus: Sie seien vom Schulamt Konstanz sehr gut unterstützt worden, erklärt die Schulrektorin Gabriele Wiedemann. „Unser Pflichtunterricht ist komplett versorgt.“

Laut Gabriele Wiedemann, Rektorin der Gerhard-Thielcke-Realsschule, können so gar zusätzliche AG-Stunden angeboten werden.
Laut Gabriele Wiedemann, Rektorin der Gerhard-Thielcke-Realsschule, können so gar zusätzliche AG-Stunden angeboten werden. | Bild: Dominik Spät

Darüber hinaus werden an der Realschule zusätzliche AG-Stunden angeboten – also ergänzende Lehr- und Übungsangebote zusätzlich zum Pflichtunterricht.

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Auch am Friedrich-Hecker-Gymnasium gebe es derzeit keinen Lehrermangel, berichtet der neue Schulleiter Claus Lippert. Sie hätten gut 100 Prozent Abdeckung – „sogar ein bisschen mehr“, so Lippert.

Genügend Bewerber am BSZ

Das Berufsschulzentrum (BSZ) Radolfzell sei laut Schulleiter Markus Zähringer für dieses Jahr ebenfalls sehr gut aufgestellt. Das BSZ profitiere stark davon, dass es eine Ausbildungsschule für Lehramtsstudenten der Universität Konstanz sei, so Zähringer. Dadurch gebe es immer genügend Bewerber für ein Referendariat.

„Wir sind im Moment gut aufgestellt“, sagt Markus Zähringer, Leiter des Berufsschulzentrums in Radolfzell.
„Wir sind im Moment gut aufgestellt“, sagt Markus Zähringer, Leiter des Berufsschulzentrums in Radolfzell. | Bild: Andreas Kochlöffel

„Bei der Lehrerversorgung stehen wir bei nahezu 100 Prozent“, erklärt der BSZ-Schulleiter. Es könne zwar immer zu kurzfristigen Ausfällen kommen, aber insgesamt sei er sehr zufrieden mit der Situation. Lediglich im Bereich Pflegelehrkraft gebe es noch Bedarf. Jedoch sei es schwer, in diesem Bereich an Bewerber zu kommen, das sei landesweit ein Problem. Das Berufsschulzentrum könne sich hier durch eine Kooperation mit der Mettnau-Schule behelfen: Eine Lehrkraft von dort werde für ein paar Stunden zum BSZ abgeordnet. „Ansonsten sind wir im Moment gut aufgestellt“, sagt Zähringer.

Insgesamt ist die Versorgungslage gut

Die Versorgung mit Lehrkräften funktioniert auch an den anderen Schulen in Radolfzell offenbar gut: Die allgemeinbildenden Schulen in der Stadt, also Grundschulen, Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen, würden mit einer guten Lehrerversorgung ins neue Schuljahr starten, erklärt Gerhard Schlosser. Er ist der stellvertretende Leiter des staatlichen Schulamts in Konstanz, das auch für die Lehrer in Radolfzell zuständig ist.

An keiner dieser Schulen liege die Versorgungsquote unter dem benötigten Stundenbedarf, so Schlosser. „Dies bedeutet, dass der Unterricht vollständig abgesichert ist.“ Radolfzell sei bestens auf das neue Schuljahr vorbereitet. Auch die Vorbereitungsklassen in Radolfzell, in denen Kinder und Jugendliche mit nicht-deutscher Herkunftssprache unterrichtet werden, verfügen über ausreichend Lehrkräfte, berichtet der stellvertretende Leiter des staatlichen Schulamts.

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Jedoch sei der Personaldeckel insgesamt eher dünn: Man hoffe sehr, dass es im Schuljahresverlauf zu keinen nennenswerten Ausfällen von Lehrkräften kommen werde. Für solche Fälle gebe es aktuell keine Reserven, erklärt Gerhard Schlosser.

Für eine optimale Lehrkräfteversorgung von 110 Prozent, durch die etwaige Ausfälle kompensiert werden könnten, wären in Baden-Württemberg rund 8000 zusätzliche Vollzeit-Lehrkräfte nötig. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag hervor.

Aber Lehrermangel trifft vor allem SBBZ

Bei den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) im Landkreis zeige sich der Lehrermangel aber besonders deutlich, sagt Schlosser. So auch bei der Hausherrenschule in Radolfzell, ein SBBZ mit dem Schwerpunkt Lernen, wo derzeit 84 Schülerinnen und Schüler in insgesamt sieben Klassen unterrichtet werden.

„Der aktuelle Personalstand liegt spürbar unter dem errechneten und wünschenswerten Niveau“, so Schlosser. Dennoch sei die Schule laut dem aktuellem Organisationserlass arbeitsfähig und konnte den Schulbetrieb aufnehmen. In der Haldenwangschule, das SBBZ in Singen, ist der Lehrermangel so gravierend, dass einige Unterrichtsstunden gestrichen werden mussten. Eine Klasse wusste wenige Tage vor Schulstart nicht, ob sie einen Klassenlehrer haben wird.