Die Pläne für den letzten Bauabschnitt des Neubaugebietes Hübschäcker in Böhringen sind so weit gereift, dass die Stadt den Bebauungsplan in Angriff nehmen kann – auch wenn in etlichen Details des nachhaltigen Quartierskonzepts noch größere Herausforderungen liegen.

Der nochmals überarbeitete städtebauliche Entwurf, der die Kritikpunkte des Gestaltungsbeirates und des Gemeinderates berücksichtigt, wurde jüngst im Ortschaftsrat vorgestellt und von diesem für die weitere Planung bereits mehrheitlich gebilligt. Und das trotz einiger Bedenken etlicher Räte bezüglich des Parkkonzeptes und des Stellplatzschlüssels für dieses Wohngebiet, in dem man auf ein autoarmes Umfeld und umweltfreundliche Mobilität setzt.

Was hat sich geändert?

Durch 40 Wohneinheiten weniger ist der Übergang der Ortsrandbebauung zur angrenzenden freien Landschaft mit ihren Obstwiesen nun gefälliger gestaltet. Zwischen Wohngebiet und Freiraum gibt es außerdem durchgängige grüne Pufferzonen. Ein integrierter öffentlicher Fuß- und Radweg vernetzt das Quartier mit seiner Umgebung. Neben rund 200 Wohneinheiten in drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern, die sich um Wohnhöfe mit viel Grün gruppieren, sind sechs Einfamilienhäuser und 19 Wohneinheiten in Reihen- beziehungsweise Doppelhäusern vorgesehen.

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Die aktuelle Planung mit doppelt so vielen Wohneinheiten wie vor Jahren, als man noch von überwiegend Einfamilienhäusern ausging, hat Auswirkungen für die Kita- und Schulentwicklungsplanung. Deshalb sieht der Entwurf östlich des bestehenden Kinderhauses auch ein etwa 920 Quadratmeter großes Erweiterungsgrundstück vor und auch eine 450 Quadratmeter große Erweiterungsfläche für den vorhandenen Spielplatz.

Stellplätze an mehreren Orten

Die Hauptzufahrt erfolgt direkt über die Oberholzstraße im Osten, wodurch der geschützte Streuobstbestand „Spitzäcker“ entgegen der ursprünglichen Planungen nun nicht mehr tangiert wird. Die zentrale Erschließungsspange zwischen der Oberholzstraße und der Hübschäckerstraße im Westen ist durch mehrere grüne Plätze geprägt.

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Sowohl an den Quartierseingängen im Osten als auch im Westen sind diesen Plätzen Parkscheunen zugeordnet, in denen insgesamt 140 bis 160 Stellplätze nachgewiesen werden sollen. Raum für weitere 75 bis 80 Stellplätze sollen in den südlichen Wohnhöfen in Tiefgaragen geschaffen werden, für die sich die bestehende Topografie in Form einer Senke ideal anbietet. Die Zahl der Besucherstellplätze im Plangebiet beträgt 29. Insgesamt liegt der weiterentwickelten Planung ein Stellplatzschlüssel von einem Stellplatz je Wohneinheit zugrunde.

Gespräche mit anderen Städten

Jan Gienau, Projektleiter des Architekturbüros Hähnig/Gemmeke, bezeichnete das Parkraumkonzept als „innovativ und mutig“, Stadtplaner Thomas Nöken als „herausfordernd“ bezüglich der praktischen Umsetzung. Für den weiteren Planungsprozess sei zu klären, wer die Parkscheunen mit den vielen Stellplätzen finanziere, plane, baue und betreibe und ob sich vielleicht auch die in Radolfzell in Gründung befindliche Mobilitätsgesellschaft der Aufgabe annehmen könne. Und auch, ob Bauträger und Häuslebauer dazu verpflichtet werden sollten, ihre Stellplätze in den Quartiergaragen nachzuweisen statt auf dem eigenen Grund.

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Man stehe derzeit in Gesprächen mit verschiedenen Städten, die schon Erfahrung mit autoarmen Quartiersprojekten haben. Als Beispiel führte Nöken das Vauban-Viertel in Freiburg an, wo viele Menschen mit weiterentwickelten Mobilitätsverhalten wohnten.

Die Stadt will Vorreiter sein

Ob der Verzicht auf Auto oder Zweitwagen in Böhringen so konsequent durchzusetzen ist, wird allerdings von einigen Ortschaftsräten angesichts fehlenden Nahversorgers, unattraktiver Stadtbus-Taktung sowie weiten Wegen vom Norden zum Seehas-Haltepunkt im Süden bezweifelt. Auch, dass das Müllauto nicht alle Grundstücke anfahren kann und mancher seine schweren Mülltonnen über längere Strecken zur Sammelfläche ziehen muss, sorgte für Kritik.

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Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernates für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität erklärte: Das Konzept ist für Böhringen mutig, weil es neu ist. Aber wenn wir in Sachen Mobilität etwas verändern wollen, dann müssen wir als Stadt Vorreiter sein!“

Prüfungsergebnis steht noch aus

Nachhaltige Wege geht man auch bei der Entwässerung. Das im Plangebiet anfallende Regenwasser soll im Gebiet zurückgehalten, versickert und zur Verdunstung gebracht werden. Flächen für die Regenwasserbewirtschaftung, Baumquartiere entlang der Straßen und Anlagen zur Wasserrückhaltung auf den Privatgrundstücken sollen das „Schwammstadt-Konzept“ unterstützen.

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Noch unklar ist, welches konkrete Energiekonzept für eine klimaneutrale Versorgung mit Wärme und Strom zum Einsatz kommt. Es wird derzeit vertiefend untersucht, ob ein Nahwärmenetz mit zentraler Wärmepumpe, die den Böhringer See als Wärmequelle nutzt, und einer zentralen Solarthermie möglich ist. Die Ergebnisse sollen noch diesen Herbst vorgestellt werden.