Auch wenn das Wetter derzeit zu wünschen übrig lässt, hat der Sommer in diesem Jahr schon früh mit vielen Hitzetagen begonnen. Entsprechend früh und stark startete am Bodensee die diesjährige Campingsaison. Der trockene, sonnige April und das frühsommerliche Wetter rund um das verlängerte Wochenende Ende Mai sorgten für volle Plätze und gute Laune bei Gästen und Betreibern.

Der SÜDKURIER hat bei drei Campinganlagen in Markelfingen, Hegne und Wangen nachgefragt: Wie läuft der Saisonstart? Und was bewegt die Branche zwischen Wetterextremen, Buchungsrekorden und einem Publikum im Wandel?

30 Prozent mehr Buchungen als 2024

Mathias Kunz, Geschäftsführer der Campingplätze in Markelfingen und Hegne, und Michael Renz, Abteilungsleiter des Campingplatzes mit Strandbad und Gastronomie in Wangen, berichten beide von einem außergewöhnlich starken Saisonstart. „Der April war echt Bombe“, sagt Renz und verweist auf rund ein Drittel mehr Buchungen als im Vorjahr. Auch Kunz bestätigt: „Unsere Buchungszahlen sind weit über dem vergangenen Jahr.“ Schon der frühe Frühling habe viele Gäste angelockt.

Die langjährigen Gäste Gisela und Herbert Kampeis (rechts) feieren ihren 56. Hochzeitstag mit Freunden und Familie am verlängerten ...
Die langjährigen Gäste Gisela und Herbert Kampeis (rechts) feieren ihren 56. Hochzeitstag mit Freunden und Familie am verlängerten Wochenende im Mai auf dem Campingplatz Markelfingen. | Bild: Constanze Fleiner

Renz, bei dem es am 1. April losging, erklärt: “Wir sind der erste Campingplatz, der auf der Höri öffnet. Alles was über die Halbinsel fuhr, ist hier gestrandet“. Radtouristen, Familien, Senioren, zum Teil aus Frankreich, den Niederlanden und sogar aus Neuseeland, fanden schon im April ihren Weg auf die Höri. „Wir kommen manchmal gar nicht mehr nach“, so Renz. Denn mit Bistro, Restaurant und Strandbad seien sie stark ausgelastet, auch weil viele gastronomische Betriebe in Wangen in den vergangenen Jahren geschlossen haben.

Hat das Niedrigwasser Auswirkungen?

Auffällig war in diesem Frühjahr der niedrige Wasserstand des Bodensees. Dessen Folgen bewerten die Betreiber unterschiedlich. Renz sagt: „Ich bin hier geboren in Wangen und ich habe den See noch nie so niedrig gesehen.“ Bootsplätze konnten erst am vergangenen Wochenende zum ersten Mal genutzt werden. Von den zwei Bojen des Campingplatzes sei bislang nur eine einmal belegt worden.

Michael Renz, Abteilungsleiter des Campingplatzes und Strandbads in Wangen.
Michael Renz, Abteilungsleiter des Campingplatzes und Strandbads in Wangen. | Bild: privat

Kunz hingegen sieht das entspannter. Seine Gäste kämen nicht nur wegen des Sees: „Apfelblüte in Bodman, Wanderwege, gutes Essen, Flanieren in Konstanz. Das ist ein Gesamtpaket“, listet er auf. Auch mit Blick auf das Vorjahr betont er: „Wir sind dieses Jahr sensationell zufrieden.“ Denn 2024 sorgten Hochwasserwarnungen für verunsicherte Gäste. „Damals haben geschätzt rund 300 Leute angerufen und wollten stornieren, weil wir abgesoffen seien. Dann habe ich gesagt: Nein, wir sind nicht abgesoffen“, berichtet er.

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Tatsächlich waren in Hegne von rund 29.000 Quadratmetern nur etwa 200 Quadratmeter leicht überschwemmt, so Kunz. Den aktuellen Niedrigwasserstand nimmt er mit Humor: „Letztes Jahr haben wir jeden an den Rheinfall geschickt. Dieses Jahr erkläre ich: Sie haben ein kleines Kind, dann brauchen Sie keine Angst zu haben, Sie können jetzt 100 Meter ins Wasser laufen, Ihrem Kind passiert nichts.“

Darum kann man nicht spontan vorbeikommen

Auch mit Blick auf die weitere Saison sind die beiden Betreiber optimistisch. Die Buchungslage lässt kaum Wünsche offen. In Wangen ist die Saison 2025 schon fast durchgebucht. In Hegne und Markelfingen reicht der Blick sogar schon in die nächsten Jahre: „Wir sind fast das ganze Jahr 2026 ausgebucht“, sagt Kunz. Ein Erfolgsfaktor: die hohe Zahl an Stammgästen. In Hegne machen sie etwa 70 Prozent aus, in Wangen rund 50 Prozent.

Aber nicht jeder kommt auf den Platz. In Wangen wird bewusst nicht jeder aufgenommen. Renz betont: „Wenn ein Gast sagt, er braucht einen guten Satelliten-Empfang, dann klappt das hier nicht. Hier sitzt man am Abend am See, Fernsehen kann man zu Hause.“ Und in Markelfingen und Hegne läuft alles über Reservierungen. Spontan vorbeikommen? Nicht möglich. Der Grund: Der Alltag sei turbulent genug, es gebe viel Chaos.

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Kunz erklärt: „Wir haben pro Jahr etwa zwei Schlaganfälle, einen halben Herzinfarkt und vergangenes Jahr hatten wir eine Sturzgeburt in der Rezeptionstüre.“ Auf einem Campingplatz erlebe man alles. „Und das ist auch, was der Job hier ausmacht. Jeder Tag ist anders als der Tag davor“, so Kunz.

Der Camping-Boom hat auch seine Schattenseiten

Das gilt vor allem für die vergangenen vier oder fünf Jahre. Sowohl Kunz als auch Renz übernahmen Markelfingen und Wangen während der Corona-Zeit und erlebten den folgenden Campingboom als zweischneidiges Schwert. Die Nachfrage explodierte, doch nicht jeder Gast sei vorbereitet gewesen auf die Realität zwischen Zelt und Wohnwagen. „Corona hat die Geschichte einmal auf den Kopf gestellt“, sagt Kunz.

Der finanzielle Druck sei bei vielen groß gewesen. Neu gekaufter Camper, Platzgebühren, aber Erwartungen wie im Pauschalurlaub: „Das ist die ersten zwei Jahre echt anstrengend. Das hat sich jetzt über die letzten zwei Jahre ein wenig normalisiert“, sagt Kunz. Auch Renz erinnert sich an manche Gäste: „Manchmal war klar: Eigentlich gehören die ins Sternehotel.“

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Und auch diese Saison wird laut den Betreibern wieder intensiv. Das sei aber richtig so. Denn für beide ist klar: Der Campingplatz ist keine Arbeit wie jede andere, sondern Leidenschaft. Kunz, der schon mit 13 Jahren am Lago Maggiore und später auf der Höri campte, kennt die Welt der Campingplätze bereits von früh an. Heute sagt er: „Ich glaube, warum wir so einen Erfolg haben, ist, weil wir für unseren Job brennen.“

Auch Renz, der schon als Jugendlicher mit seiner Freundesgruppe auf dem Platz in Wangen Stammgast war, hatte früh eine Vision: „War ja auch mein Jugendtraum, ihn einmal zu übernehmen.“