Der Protest war abzusehen. Dass das Güttinger Buchenseebad von einem Naturbad zu einer Badestelle degradiert wird, kam in der Radolfzeller Bevölkerung nicht gut an. Vor allem in den Ortsteilen Güttingen und Stahringen nicht. Dort regte sich im Ortschaftsrat Unmut.

Denn in der jüngsten Gemeinderatssitzung informierten Bürgermeisterin Monika Laule und Dezernatsleiterin Angelique Augenstein unter dem Punkt „Verschiedenes“ darüber, dass sich bis zum Ende der Ausschreibungsfrist für die Pacht des Buchenseebades kein einziger Bewerber gemeldet hatte.

Wie es also Gemeinderatsbeschluss war, soll das Naturbad wegen der fehlenden Badeaufsicht, die an eine Pacht geknüpft ist, zu einer reinen Badestelle zurückgestuft werden. Baden kann man im See noch immer, nur soll die Infrastruktur des Buchenseebades wie der Kiosk, Umkleidekabinen, Steg und Badefloß zurückgebaut oder versperrt werden.

Keine Diskussion möglich

Für Irritation sorgte auch die fehlende Möglichkeit, während der Sitzung Fragen zu stellen. Es sei lediglich eine Information über das weitere Vorgehen gewesen, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule. Vorgänge, die bereits alle mit Oberbürgermeister Simon Gröger, der sich gerade noch in einer Art Elternzeit befindet und an der Sitzung nicht teilgenommen hatte, abgesprochen gewesen seien. Rückfragen von Jürgen Aichelmann (Freie Wähler), ob man es denn nicht noch einmal probieren wolle bis zum Saisonbeginn Anfang Mai, wurden abgewiesen.

Längere Ausschreibung gefordert

Mittlerweile haben der Güttinger und Stahringer Ortschaftsrat einen Antrag an die Stadtverwaltung gestellt. Denn der Beschluss des Gemeinderates aus dem Dezember 2024 beinhaltet eigentlich die Vorgabe, die Umwandlung zu einer Badestelle erst zum Saisonstart Anfang Mai zu vollziehen und nicht schon im März. Die Ortschaftsräte fordert nun eine Verlängerung der Ausschreibung bis Mai.

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Zu diesem Thema hatte Manfred Hiller, stellvertretender Ortsvorsteher von Güttingen, jüngst ein Gespräch mit dem OB persönlich. Hiller habe mit Gröger den Sachverhalt erörtert. „Eine Neuausschreibung bräuchte einen längeren Vorlauf – weil die Gremien eingebunden werden müssten, um Formalitäten zu klären und um Vorbereitungen an der Infrastruktur des Bades zu treffen“, erklärt der stellvertretende Ortsvorsteher. Dies alles lasse sich nicht bis zum 1. Mai realisieren, deswegen sei ein zeitlicher Vorlauf notwendig und nachvollziehbar. Denn die Umwandlung zur Badestelle solle zum Mai bereits vollzogen sein, so Hiller.

Keine Hoffnung mehr fürs Bad?

Gibt es also keine Hoffnung mehr auf eine Rettung des Buchenseebades, wie es die Radolfzellerinnen und Radolfzeller jahrzehntelang kannten? Laut Manfred Hiller plane die Stadtverwaltung nicht, die Verpachtung des Bades für die Saison 2026 erneut auszuschreiben. Außer es gebe eine Gesetzesänderung, welche die Haftungsproblematik bei Badeunfällen lösen würde.

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Denn aktuell hat die Stadt – persönlich vertreten durch den Oberbürgermeister und dem Gemeinderat – die Pflicht, für die Verkehrssicherheit zu sorgen. Ist keine offizielle und zertifizierte Badeaufsicht gestellt, könnte ein Badeunfall juristische Konsequenzen für den OB haben, so zumindest die Befürchtung. Die Umwandlung in eine Badestelle hebt diesen rechtlichen Umstand auf.

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Jeder kann im Güttinger See baden, wie er möchte, aber ohne die Annehmlichkeiten wie Umkleiden, Kiosk oder Steg. Dafür ist die gesetzliche Pflicht der Verkehrssicherheit nicht mehr Aufgabe der Stadt. Dies war die Kompromisslösung des Arbeitskreises Bäder, nachdem der Pächter des Bades dessen Aufgabe verkündet hatte.

Der Steg könnte für immer verschwinden

Ein Problem für den Güttinger Ortschaftsrat bleibt allerdings der Steg. Einmal zurückgebaut, könnte es sehr schwer werden, wieder eine wasserrechtliche Genehmigung für einen Steg an der Stelle zu bekommen, sollte sich die rechtliche Lage eines Tages ändern. Der stellvertretende Ortsvorsteher Manfred Hiller erklärte, er habe im Gespräch mit dem OB auf diese Problematik ausführlich hingewiesen. Doch wurde ihm zurückgemeldet, dass die Versicherung die Unterscheidung zwischen Badestelle und Naturbad sehr streng auslege und der Abbau des Stegs aus diesem Grund empfohlen werde. Die Stadtverwaltung werde hier Rechtsberatung einholen, um über den Steg und auch die Bewirtschaftung des Parkplatzes abschließend zu beraten. „Bis zur Ortschaftsratssitzung im April sollen diese Punkte geklärt sein“, so Manfred Hiller.