Beinahe 30 Jahre lang gibt es bereits den Radolfzeller Stadtbus. Im Jahr 1994 erweiterten die Stadtwerke Radolfzell ihre Angebote um die Fahrdienstleistung. Seither ist es den Stadtwerken gelungen, die Fahrgastzahlen immer weiter zu erhöhen – zumindest bis zur Corona-Pandemie. Denn die hat laut Udo Rothmund, Kaufmännischer Leiter bei den Stadtwerken, für einen Rückschlag gesorgt.
Verdoppelung durch Ein-Euro-Ticket
Entscheidend zu steigenden Fahrgastzahlen hatte in der Vergangenheit die Einführung des Ein-Euro-Tickets beigetragen: Laut Internetseite der Stadtwerke verdoppelte sich die Zahl der Fahrgäste, nachdem 2017 der Fahrpreis für eine Einzelfahrt von 2,30 Euro auf 1 Euro reduziert wurde. Auch Udo Rothmund betont auf Anfrage: „Das hatte großen Erfolg.“
Finanziell schadete die Reduzierung den Stadtwerken demnach nicht, obwohl pro Fahrkarte nun weniger eingenommen wurde. „Das konnten wir durch den Mehrverkauf der Tickets wieder kompensieren“, so der Kaufmännische Leiter. Zwar seien zur Anfangszeit weniger Zeitkarten – also etwa Monatskarten – verkauft worden. Aber dieses Problem sei behoben worden, indem ein Jahr später ein Jahresticket für 365 Euro eingeführt wurde. Damit zahlen Fahrgäste umgerechnet 1 Euro pro Tag, nicht mehr pro Fahrt. „Da haben wir nachgesteuert“, sagt Rothmund.
So haben sich die Zahlen entwickelt
Diese Entwicklungen hätten schließlich dafür gesorgt, dass man vor der der Corona-Pandemie etwa eine Million Passagiere pro Jahr im Stadtbus registrierte. Doch während der Pandemie sanken die Zahlen auf etwa 800.000 Passagiere. Und Corona hat Folgen bis heute: Die Eine-Million-Marke sei noch nicht wieder erreicht, berichtet Udo Rothmund. Stattdessen seien es aktuell etwa 930.000 Passagiere pro Jahr.
Fahrplan wegen Fahrermangel angepasst
Zudem kämpfen die Stadtwerke Radolfzell seit geraumer Zeit mit Personalmangel, es fehlt an Fahrer. „Das ist ein bundesweites Thema“, betont Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer. Schon im vergangenen Jahr mussten Passagiere deshalb mit Einschränkungen beim Fahrplan der Stadtbus-Linien 1 und 2 rechnen.
Durch eine Umstrukturierung des Fahrdienstleisters im Personalbereich wurden mittlerweile aber elf zusätzliche Kurse im Notfallfahrplan verankert. Wie die Stadtwerke Radolfzell erklären, konnte das Angebot auf den Linien 1 und 2 damit um 13 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Notplan erreichen. Aktuell seien 85 Prozent des gesamten Fahrtenangebots im Stadtbusverkehr abgedeckt.
Die neuen Notfallfahrpläne sind auf der Internetseite der Stadtwerke einsehbar und hängen an den Haltestellen aus. „Wir versuchen, so schnell es geht, zu unserem Normalfahrplan zurückzukehren“, versichert Udo Rothmund zudem.
49-Euro-Ticket macht Hoffnung
Als Grund für die gesunkenen Fahrgastzahlen vermutet er indessen etwa die Angst vor einer Ansteckung auf engem Raum im Bus oder die Maskenpflicht. „Da sind sicher einige aufs Auto umgestiegen“, sagt der Kaufmännische Leiter. „Und der ein oder andere ist da vielleicht geblieben.“
Nun erhoffen sich die Stadtwerke vom 49-Euro-Ticket, das ab Mai gelten soll, ein Umdenken, das wieder zu einer vermehrten Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und damit auch des Stadtbusses führt.