Wie und in welchem Umfang soll die Stadt Radolfzell ihr 1200-jähriges Bestehen im Jahr 2026 feiern? Diese Fragen beschäftigten den Gemeinderat und die Ausschussgremien in diesem Jahr schon mehrfach – und mehrfach kam auch Kritik an den bisherigen Plänen der Stadt auf. In erster Linie wurden hohe Kosten kritisiert, aber auch Logo und Motto sorgten nicht bei allen für Begeisterung. Dabei gab es bislang lediglich grobe Überlegungen und finanzielle Schätzungen. Konkrete Pläne waren noch nicht ausgearbeitet worden – bis jetzt.
Denn die Stadt hat in den vergangenen Monaten weiter an den Vorbereitungen für das Stadtjubiläum gearbeitet und dabei auch auf Kritik aus den Gremien reagiert. Das Ergebnis stellte sie nun im Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales vor.
Was ist konkret geplant?
Konkret hat die Stadt drei verschiedene Versionen für das Stadtjubiläum 2026 erarbeitet – für deren Umsetzung sie jeweils auch unterschiedlich viel Geld in die Hand nehmen müsste. Empfohlen wurde dem Ausschussgremium die Variante B, bei der mit Gesamtausgaben in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro sowie Einnahmen in Höhe von 670.000 Euro gerechnet wird. Auf die Stadt selbst kämen Kosten in Höhe von 530.460 Euro für Personal, die Umsetzung des Programms, Marketing und weitere Posten wie etwa Versicherungen und Steuern zu.
Wie Projektleiterin Nina Herzog berichtete, wird das Stadtjubiläum in dieser Variante unter anderem mit einer Nacht der Radolfzeller Unternehmen gefeiert, die es auch schon beim Stadtjubiläum 2017 gab und bei dem sich Firmen präsentieren können. Auch seien unter anderem ein Freilichttheater über das Leben von Bischof Radolt von Verona auf dem Marktplatz, eine Ausstellung in der Villa Bosch, eine Jubiläumsparty, ein Filmfestival und ein Abschlusskonzert im Münster mit visuellen Effekten geplant.
Geschichte soll vermittelt werden
Weiter sollen Bürgerprojekte finanziert und durchgeführt und auch Bestandsveranstaltungen wie das Altstadtfest, Rock am Segel und der internationale Tag in das Jubiläumsfest integriert werden. Und auch ein Begleitprogramm ist vorgesehen, zu dem etwa ein Podcast über die Geschichte und Entwicklung der Stadt Radolfzell, ein von einem Radolfzeller Bürger komponiertes Jubiläumslied und ein Jubiläumsschnaps gehören.
Zudem sollen Vermittlungsaktionen – zum Beispiel ein Koffer mit Unterrichtsmaterialien für Schülerinnen und Schüler, eine Zeitreise durch Radolfzell und ein Wimmelbild – die Stadtgeschichte den Bürgerinnen und Bürgern näher bringen. „Wir wollen ein Jubiläumsjahr für alle und von allen gestalten“, betonte Nina Herzog.
Es geht auch billiger – und teurer
Weiter erarbeitet hat die Stadt zudem eine Variante A, die rund 1,105 Millionen Euro kosten würde und bei der die Stadt 454.810 Euro beisteuern müsste, sowie die teuerste Variante C. Für diese sind Gesamtausgaben in Höhe von rund 1,331 Millionen Euro eingeplant, die benötigten Eigenmittel der Stadt würden sich auf 640.760 Euro belaufen.
Dabei unterscheiden sich die verschiedenen Varianten auch durch die Höhe der zu erwartenden Sponsorengelder. Bei Variante A rechnet die Stadt mit 440.000 Euro, bei Variante B mit 460.000 Euro und bei Variante C mit 480.000 Euro. Den Unterschied begründete Nina Herzog mit dem jeweiligen Umfang des Programms beim Stadtjubiläum. Wenn den Sponsoren mehr geboten werden könne, seien auch mehr Gelder zu erwarten. Allerdings waren Ende bis September erst 303.450 Euro an Sponsorengeldern fest zugesagt.
Neuer Slogan und neue Themenbereiche
Neben den finanziellen Planungen und dem Programm konnte die Stadt dem Ausschussgremium in der jüngsten Sitzung aber auch ein neues Logo sowie einen neuen Slogan und neue Themenbereiche präsentieren. Diese Punkte habe man nach Kritik aus dem Gemeinderat überarbeitet. Anstatt wie bisher vorgeschlagen „Radolfzell 1200 – VollErLeben“ lautet der neue Slogan nun „Geschtern. Heit. Morge.“ und verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „Wir haben Dialekt eingebracht, weil die Radolfzeller sich damit identifizieren“, erklärte Nina Herzog. „Und trotzdem ist der Slogan verständlich für jeden“, fügte sie hinzu.
Die neuen Themenbereiche heißen nun außerdem nicht mehr „Geschichte – Gemeinschaft – Genuss“, sondern „Geschichte – Kultur – Entfaltung“, wobei die Entfaltung laut Nina Herzog auf die geplanten Bürgerprojekte anspiele, bei denen die Bürger sich entfalten können. Zudem beziehe sie sich auf die zukünftige Entwicklung Radolfzells.
Das sagen die Räte
Bernhard Diehl (CDU) und Derya Yildirim (SPD) sprachen sich im Namen ihrer jeweiligen Fraktionen in der Sitzung für die vorgeschlagene Variante B aus. Daniela Löchle sprach sich für die FGL jedoch für die Variante A aus – man sei der Meinung, auch damit ein schönes Jubiläum feiern zu können, allerdings mit geringeren Kosten. „Niemandem würde etwas fehlen“, war sie sich sicher. Dem widersprach Bürgermeisterin Monika Laule. Denn bei der Variante A fehle unter anderem die Nacht der Radolfzeller Unternehmen, die jedoch bei den bisherigen Sponsorengesprächen immer wieder positiv hervorgehoben worden sei.
Schlussendlich stimmte das Gremium bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung für die Umsetzung der Variante B sowie der Änderung des Logos und der Themenbereiche. Endgültig entschieden ist damit aber noch nichts: Als Nächstes wird sich der Gemeinderat am Dienstag, 22. Oktober, mit dem Stadtjubiläum beschäftigen.