Was kann man tun, um das Artensterben zu stoppen? Wie gewinnbringend Renaturierungen sein können, zeigt das Beispiel Worblinger Bächlebach: Vor der Renaturierung 2016 wurden dort sechs Libellenarten festgestellt, 2024 waren es 22 Arten.
Das Land will ebenfalls die biologische Vielfalt fördern und verpflichtet die Kommunen Biotopverbundpläne zu erstellen, mit dem Ziel, dass bis 2030 rund 15 Prozent des Offenlandes der Landesfläche Teil des Verbunds sein. Biotopverbünde sollen Lebensräume für Tiere und Pflanzen miteinander verbinden und so auch die Wanderung von Arten ermöglichen. In Rielasingen-Worblingen sind es derzeit rund acht Prozent der Fläche.
In einer Sitzung des Gemeinderats ist nun die Endfassung der Planung von Daniel Hersperger vom beauftragten Planungsbüro 365 Grad und die Möglichkeiten der Förderung von Sven Gebhard vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) vorgestellt und einstimmig vom Gemeinderat verabschieden worden.
Pläne gemeinsam Radolfzell gemacht
Bereits im Oktober 2020 hat der Gemeinderat Mittel für die Planung eingestellt. Der LEV hat Rielasingen-Worblingen und Radolfzell als eine der ersten Kommunen im Land für die Planung und Umsetzung ab 2022 ausgewählt. Eine gemeinsame Ausschreibung mit Radolfzell sollte den Verwaltungsaufwand reduzieren.
Die Biotopverbundplanung wird vom Land mit 90 Prozent gefördert, der Zuwendungsbescheid liege laut Verwaltung vor. Schon 2021 erfolgte die Vergabe, die Kosten für die Planung liegen bei rund 25.000 Euro, wobei nach der Förderung noch 2500 Euro für die Gemeinde zu zahlen bleiben. Der Umweltschutzbeauftragte Matthias Möhrle unterstützt die Planung von Seiten der Gemeinde.
Planer Daniel Hersperger stellte dem Gemeinderat die Ergebnisse der Erhebungen vor, also die Flächenbilanzen, Bestands- und Entwicklungsmöglichkeiten und einen Maßnahmenplan. Er zeigte auch die Bilanz der Kernflächen, die eine hohe Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt und die ökologische Vernetzung haben, und der Entwicklungsflächen.
86 Hektar Kernflächen in der Gemeinde
Demnach gibt es in der Gemeinde 144 Kernflächen mit rund 86 Hektar, das sind acht Prozent des Offenlandes, und rund 146 Entwicklungsflächen mit rund 133 Hektar, das wären rund 12 Prozent. Diese Flächen können zu Lebensräumen für Tiere und Pflanzen entwickelt werden und eine Verbindung zwischen den Kernflächen wie Naturschutzgebieten schaffen.
Im Gebiet Neubruch gehe es zum Beispiel um den Erhalt und eine Fortsetzung der Pflege, im Gebiet Bollwiesen um eine Wiederaufnahme der Pflege und konkret um die Entbuschung des Gebiets. Eine Maßnahme ist zum Beispiel die Entwicklung von Gewässerrandstreifen an Flüssen und Bächen, die dem Gewässer als Schutzsaum vor Erosionen und schädlichen Stoffen dienen.
Alle was gemacht wird, ist freiwillig
Sven Gebhard vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) stellte die Umsetzungs- und Fördermöglichkeiten zum Beispiel für Landwirte vor. Auch die Gemeinde könne beispielsweise bei einer Neuverpachtung Absprachen mit dem Pächter zur Pflege treffen und so naturnahe Räume schaffen. Wichtig war den Gemeinderäten, dass alle Maßnahmen auf Freiwilligkeit beruhen.

Der Umweltbeauftragte Matthias Möhrle sieht ein Ziel darin, Kernflächen in Gemeindehand zu bekommen, um eine optimale Pflege zu gewährleisten. Auch die Gemeinde könne auf ihren Flächen die Qualität der Biotope verbessern und neue Lebensräume entwickeln
Alle Akteure sollen mitwirken
„Nur durch das gemeinsame Streben aller Akteure, Eigentümer, Landwirte, Landschaftserhaltungsverband und Kommune, wird die Umsetzung der Biotopverbundplanung gelingen“, erklärte Matthias Möhrle auf Nachfrage. Da die Gemeinde vorrangig im Tal der Radolfzeller Aach liege, spielten die Fließgewässer eine wichtige Rolle für den Verbund, da sie von Natur aus Lebensräume miteinander verbinden.
Hermann Wieland (Freie Wähler) sprach das Thema Biber an und ob es nicht in manchen Fällen sinnvoll sein könnte, die Population zu begrenzen. „Der Biber ist geschützt“, erklärte Gebhard, weshalb es wenig Möglichkeiten gibt, ihn einzugrenzen. Auf Rielasingen-Worblingen bezogen, habe er aber positive Auswirkungen auf die Natur. Doch es gebe auch immer wieder Probleme mit dem Biber, die man im Einzelfall zum Beispiel mit den betroffenen Landwirten klären muss.
Landwirt Alexander Schlenker (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, Anreize für eine gute Pflege zu schaffen. Diese Anreize gebe es, erklärte Gebhard in Form von Zahlungen für eine bestimmte Art der Pflege. Dagmar Eisenhart (Grüne) plädierte dafür, die gemeindeeigenen Flächen zu prüfen und Geld für die Umsetzung des Plans im Haushalt einzustellen. Damit die Gemeinden ihren Beitrag zum Artenschutz leisten kann. Das will die Gemeinde tun.