Es war eine kuriose Nachricht, die Journalisten und Komiker weltweit genussvoll verbreiteten: Während die Franzosen sich in Zeiten häuslicher Isolation mit Kondomen und Wein eindecken, hamstern die Deutschen Klopapier. Haha. Aber entspricht diese Annahme überhaupt der Realität? Jan Vinzenz Krause sagt: Nein.

„Das sind eher Klischees, die da gepflegt werden.“ Der Singener Unternehmer betont: „Die Deutschen haben ein genauso großes sexuelles Verlangen wie andere Nationalitäten auch.“ Krause muss es wissen. Seine Unternehmensgruppe Vinergy macht jährlich einen Millionen-Umsatz mit dem Online-Versand passgenauer Präservative.

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30 bis 40 Prozent Bestellungsplus

„Ich habe gerade erst wieder eine halbe Million Kondome in unseren Fabriken in Malaysia nachbestellt“, berichtet er dem SÜDKURIER am Telefon. Der Grund: „Seit Beginn der Corona-Krise gehen bei uns 30 bis 40 Prozent mehr Bestellungen ein.“

Bild 1: Und wir tun es doch! In Zeiten von Corona steigen nicht nur die Klopapierkäufe an, sagt Kondomhändler Jan Vinzenz Krause
Bild: Mister Size

Alleine in der vergangenen Woche habe man 1000 Lieferungen an private Kunden versendet. „Dazu kommen Sendungen an Händler in ganz Europa, die unsere Gummis über ihre Onlineshops vertreiben“, erklärt Krause. „Im Moment gehen von unserem Lager in Rielasingen aus täglich mehrere Paletten Kondome raus.“

Unternehmen muss neue Leute einstellen

Um diese Mehrarbeit zu bewältigen, habe die aus den Marken My Size, Mister Size und dem Onlineshop Vinico bestehende Unternehmensgruppe sogar zusätzliche Arbeitskräfte angeworben. „In unserem Lager sind immer drei bis vier Mitarbeiter parallel tätig“, sagt er.

Man habe zusätzliche Hygienemaßnahmen ergriffen und den zehn im Büro tätigen Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, im Home-Office zu arbeiten. „Deshalb ist es in unserem Hauptgebäude im Moment totenstill“, berichtet Krause.

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Ironie des Schicksals: Jetzt, da er davon profitiert, dass die Deutschen mehr Zeit für Zweisamkeit haben, sehen Krause und seine Frau sich seltener als zuvor. „Wir wechseln uns ab: Einer ist im Büro, während der andere sich zuhause um die Betreuung unseres vierjährigen Sohns kümmert.“