Der Bürgerverein Beuren ist mit seinen Plänen zum Bau einer Agri-Photovoltaikanlage (PV) nahe der Autobahn ein ganzes Stück weiter gekommen. Bei einer Bürgerinformation informierten der Vorsitzende des Vereins, Ortsvorsteher Stephan Einsiedler, mit Beisitzer Martin Feuerstein über den Stand der Dinge. Soviel ist sicher: Im Gewann „Aufgehnder“ wird ein Leuchtturmprojekt entstehen, denn Agri-PV-Projekte, bei denen auf einer gleichzeitig landwirtschaftlich betriebenen Fläche PV-Anlagen installiert werden, gibt es bisher kaum.

Noch Ende Februar 2024, als der Verein zu einer Begehung der Fläche auch den CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung eingeladen hatte, war noch offen, wann das Solarpaket I beschlossen wird und ob ein Bürgerverein ein solches Projekt überhaupt machen kann. Inzwischen ist klar, dass der Bürgerverein Beuren die Bedingungen nach Paragraf drei des Energie-Einspeisungs-Gesetzes (EEG) für eine Bürgerenergiegesellschaft erfüllt.

Das könnte Sie auch interessieren

Anlagen mit einer Größe bis maximal sechs Megawatt müssen demnach nicht ausgeschrieben werden. Auch sei das Projekt ein privilegiertes Vorhaben, sodass kein Bebauungsplan dafür aufgestellt werden müsse, erklärt Stephan Einsiedler: „Wir möchten dieses Modellprojekt selber machen, damit die Wertschöpfung im Ort bleibt“, sagte er zu den rund 20 interessierten Bürgern. Ein Großteil der Grundstücke sei von der Stadt gepachtet, ein Teil auch vom Land. „Wir haben von Oberbürgermeister Bernd Häusler hierfür große Unterstützung gehabt“, so Einsiedler. Bevor klar war, dass der Verein das Leuchtturmprojekt realisieren kann, hatte Andreas Jung dafür gesorgt, dass der Fall in politischen Gremien besprochen wurde.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Martin Feuerstein, Beisitzer im Bürgerverein, erläuterte schließlich die Unterschiede zwischen hoch aufgeständerten PV-Systemen und bodennahen PV-Systemen. In Bavendorf bei Ravensburg war im Frühjahr 2022 eine Agri-PV-Anlage als Modellprojekt über Obstkulturen auf den Weg gebracht worden. Bei Obstkulturen würden die Module hoch aufgeständert, da die Kulturen unter den Modulen wachsen.

Im Falle des Projekts in Beuren werde man bodennahe PV-Systeme installieren, da die Landwirtschaft zwischen den Modulreihen stattfindet. „Direkt unter den Modulen ist auf 1,50 Metern keine landwirtschaftliche Nutzung möglich“, so Feuerstein. Mit Roland Haas, einem Landwirt aus Beuren, wurde ein Partner gefunden, der dort Getreidearten anbauen wird. Nicht möglich sei allerdings der Anbau von Mais, da dieser zu hoch wächst.

Martin Feuerstein und Stephan Einsiedler (von links) erläuterten das neue Leuchtturmprojekt vor Beurener Bürgern.
Martin Feuerstein und Stephan Einsiedler (von links) erläuterten das neue Leuchtturmprojekt vor Beurener Bürgern. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Die Module würden in einer Höhe von mindestens 2,10 Meter aufgeständert. Auf 85 Prozent der Fläche sei eine landwirtschaftliche Nutzung möglich. Die Photovoltaik-Module können während der Bearbeitung durch den Landwirt in beliebige Positionen gefahren werden. Die Module können bei Sturm oder nachts auf eine waagrechte Stellung gefahren werden, so Feuerstein. Nach der sogenannten Tracker-Technologie folgen die Module dem Sonnenstand und die Stromerzeugung verlagert sich damit in Richtung Morgen- und Abendstunden, während eine Mittagsspitze vermieden wird.

Die Fläche soll in dieser Weise mit Photovoltaikmodulen belegt werden.
Die Fläche soll in dieser Weise mit Photovoltaikmodulen belegt werden. | Bild: Bürgerverein Beuren

Über fünf Hektar überbaute Fläche

Der Solarpark „Aufgehnder“ hat eine Gesamtfläche von 7,6 Hektar und liegt nahe der Autobahn zwischen Beuren und Hausen an der Aach. Die überbaute Fläche beträgt 5,3 Hektar. Auf der Fläche ist auch eine Streuobstwiese, die weiter bestehen bleiben soll. Mit der Leistung von 4183 Kilowatt Spitzenleistung (kWp) der 6972 Module werde voraussichtlich ein Jahresertrag von 5.800.000 Kilowattstunden pro Jahr von der Sonne geerntet. Damit können etwa 1450 Haushalte mit Strom versorgt werden und es werden 2200 Tonnen CO2 im Jahr eingespart.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Vertrag mit einem Generalunternehmer wurde kürzlich unterzeichnet und auch die Baugenehmigung von der Stadt kam Ende Juni. Die Baukosten in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro werden zu 100 Prozent auf 20 Jahre finanziert. Dafür hat der Verein die Sparkasse Engen-Gottmadingen gewählt. Die Vergütung des Stroms wird etwa 7,9 Cent pro Kilowattstunde betragen.

Baustart ist im Herbst geplant

Mit dem Bau soll Mitte bis Ende September begonnen werden. „Wir hoffen, dass die Module bis Jahresende in Betrieb genommen werden“, so Feuerstein. Mit der endgültigen Fertigstellung rechnet der Bürgerverein gegen Ende des ersten Quartals 2025. Bei der Vorstellung des Projektes wies der ehemalige Ortsvorsteher Adolf Oexle darauf hin, dass auf dem Grundstück eine Betonleitung liegt. Außerdem sei ein Teil der Fläche früher Wald gewesen und nach der Rodung mit grobem Material aufgefüllt worden.