Thomas Feneberg steht im zweiten Stock am Geländer und schaut nach unten. Er wirkt zufrieden und lässt seinen Gegenüber vom SÜDKURIER das auch merken. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen in allen Belangen war das ein sehr erfolgreiches Jahr für die Baugenossenschaft Oberzellerhau“, sagt er.
Alle Ziele und Planungen seien vollständig umgesetzt worden. Und dann beginnt der geschäftsführende Vorstand der Baugenossenschaft Oberzellerhau (BGO) aufzuzählen: größtes Bauvorhaben liegt im Plan, Wechsel im Vorstand ist erfolgreich vollzogen, neue Schaltzentrale in der Oberzellerhau 1 ist bezogen. Oder anders formuliert: „Es läuft“, sagt Feneberg.

Wechsel im Vorstand und die Bilanz
Die Wehrdstarße wächst in die Höhe
Das Vorhaben in der Wehrdstraße stellt laut Thomas Feneberg das größte Neubauprojekt in der Geschichte der BGO dar. Dort sollen in vier Gebäude 87 Wohnungen entstehen – 40 davon barrierefrei. Neben den Wohnungen soll mit Aldi auch ein Lebensmittelmarkt einziehen. Zudem sei eine Kooperation mit den Diakonischen Diensten unter Dach und Fach. Was dahinter steckt? „Wir wollen dort eine gezielte Durchmischung der Bewohner schaffen“, sagt Feneberg.
Soll heißen: Bewohner können bei Bedarf auf Unterstützung der Diakonischen Dienste zurückgreifen. 37 Wohnungen seien dafür derzeit vorgesehen. Zudem seien alle Wohnungen barrierefrei und zwei sogar rollstuhlgerecht. „Der Bedarf nach solchen Wohnungen ist groß, es gibt davon viel zu wenige auf dem Markt“, ergänzt Jürgen Stocker.
Der Mietpreis in der Wehrdstraße soll sich laut Feneberg auf rund 10,50 Euro durchschnittlich belaufen. Aber die Bewerbungsliste ist lang: Laut Stocker lägen auf die 87 Wohnungen bereits über 90 Anfragen vor. Im Sommer 2023 solle das Projekt laut seiner Einschätzung in die Vermarktung gehen.
BGO plant vorerst keine weiteren Neubauten
Mit rund 42 Millionen Euro kosten die Neubauten laut Feneberg so viel wie noch kein anderes Projekt zuvor. Die Fertigstellung ist für Sommer 2024 geplant. Aktuell laufen die Rohbauarbeiten, die bis zum März/April 2023 abgeschlossen sein sollen. Dann soll es bei der BGO aber erst einmal gut sein: „Weitere Vorhaben im Bereich Neubau sind vorerst nicht geplant“, sagt Feneberg. Denn auch die BGO hat mit den üblichen Schwierigkeiten am Markt zu kämpfen. „Lange Lieferketten, Probleme bei der Materialbeschaffung und die Preisentwicklung am Bau setzen auch uns zu“, betont Feneberg.
Steigen die Mieten bald?
„Wir spüren den Druck auf dem Wohnungsmarkt“, schildert Thomas Feneberg. Wie groß die Nachfrage tatsächlich ist, wird mitunter auch dadurch deutlich, wenn Feneberg von der aktuellen Warteliste der Baugenossenschaft Oberzellerhau spricht: „Wir haben auf jede Wohnung mindestens drei Anfragen“, sagt Stocker. Wenn die BGO an einem normalen Freitag eine Wohnung online anbiete, komme es nicht selten vor, dass am Montag 120 Anfragen vorliegen.

Laut Feneberg bewirtschafte die BGO 1560 eigene Mietwohnungen und gewerbliche Einheiten verteilt auf eine Gesamtfläche von über 100.000 Quadratmetern.
Die durchschnittliche Miete belaufe sich auf 6,31 Euro. Bei den aktuellen Neubauten liegt die Miete in der Erstvermietung derzeit bei rund 10,25 Euro. Dies betreffe vor allem das Bauvorhaben Kunsthallenareal mit 84 Wohnungen, das in der Zwischenzeit vollständig fertig sei (Gesamtinvest 22,5 Millionen Euro) und der Karl-Schneider-Straße mit 71 Wohneinheiten (Gesamtinvest 19 Millionen Euro).
Neue Schaltzentrale der BGO ist bezogen
Einen Umzug hat auch die Baugenossenschaft Oberzellerhau Ende des vergangenen Jahres hinter sich. Denn die BGO hat ihre neue Schaltzentrale in der Oberzellerhau 1 bezogen. Der Grund ist einfach: „Wir sind in den vergangenen Jahren einfach zu groß geworden“, sagt Feneberg. Zudem sei die alte Verwaltung nicht barrierefrei gewesen.
Deshalb habe die BGO beim Bau des Vorhabens in der Karl-Schneider-Straße die Chance genutzt und gleich eine neue Schaltzentrale mit eingebaut. Die ehemaligen Räumlichkeiten blieben aber nicht lange leer: Laut Feneberg hat Allgemeinmediziner Michael Kamphans seine Praxis von der Thurgauer Straße dorthin verlagert. Weitere Ansiedlungen im medizinischen Bereich, ähnlich einem sehr kleinen Ärztehaus, seien laut Feneberg möglich.