„Als ich das erste Mal hier reinkam, wusste ich es sofort: Hier müssen wir drehen“, erzählt Norman Bernien. Bernien ist als Mitarbeiter des Produktionsteams für die freie Filmproduktionsfirma „kurhaus production“ tätig und hat sich schon im April am Bodensee nach geeigneten Drehschauplätzen für den Film „Jonja“ umgesehen. Der erste Spielfilm der Stuttgarter Regisseurin Anika Mätzke wird dem Genre des „Coming of Age“ zugeordnet – und in mehreren Orten in der Region gedreht. Außer in Singen hat das Team auch in Radolfzell und Überlingen Station gemacht.
Der Film handelt von der 13-jährigen Jonja (gespielt von Eline Doenst), die ohne die Erlaubnis ihrer Mutter mit ihrem besten Freund Paul (Ted Trube) und dessen Eltern zum Urlaub an den See fährt. Jonja verbringt dort eine schöne Zeit, verliebt sich das erste Mal in ein Mädchen und ihre Freundschaft zu Paul wird noch intensiver. Als aber ein bitterer Streit die beiden entzweit, liegt es an ihr, die Freundschaft zu retten und gleichzeitig ihren eigenen Platz zu finden.
Laut Norman Bernien will die Filmproduktionsfirma aus Baden-Baden Geschichten von sozialer Relevanz erzählen. So handelt ihr 2019 erschienener Spielfilm „Kopfplatzen“ von einem jungen Mann, der gegen seine pädophilen Neigungen ankämpft. Auch „Die Saat“ aus 2021 ist sozialkritisch und behandelt neben anderen Problemen das Thema Gentrifizierung. Nach Aussage von Bernien folge „Jonja“ diesem Schema aber nur bedingt. „Jonja richtet sich in erster Linie an ein junges Erwachsenes und Teenagerpublikum“, so Bernien.

Die Teestube ist ein perfekter Drehplatz
Mit der Teestube hätten die Filmemacher einen optimalen Ort für eine Szene gefunden, bei der Jugendliche feiernd zu sehen sind. Nach dem ersten Besuch und einer Absprache mit Nora Palmer, die bei der Teestube für Sozialarbeit zuständig ist, sei klar gewesen: Die Teestube taugt fürs Fernsehen. „Dadurch, dass der Außenbereich des Jugendklubs schon als Aufenthaltsort für junge Leute angelegt ist, bot es sich an, hier die Partyszene zu drehen“, erklärt Norman Bernien. Mehrere Filmkameras und Mikrofone verwandelten den Jugendtreffpunkt einige Wochen später in ein richtiges Filmset.
Beim Dreh wurde sehr darauf geachtet, dass Partystimmung herrscht: Bei den Aufnahmen lief im Hintergrund Musik und es wurde getanzt. Für die dargestellte Dinosaurier-Themenparty wurde eine Dino-Bar errichtet. Statisten aus dem Umkreis wurden passend zum Thema verkleidet.
Nora Palmer von der Teestube freute sich vor allem darüber, dass die Einrichtung vor ihrem Umzug in die Bahnhofstraße für ein großes Projekt verwendet wird. „Umso glücklicher bin ich darüber, dass unser alter Hof im Fernsehen zu sehen sein wird“, so Palmer. „Die Dino-Bar bleibt auch nach den Dreharbeiten vorerst stehen“, fügt sie hinzu.
Ein Film vom Bodensee – ohne Bodensee?
Für den Debütfilm von Anika Mätzke wurden auch in Radolfzell und Überlingen Aufnahmen gemacht. Namentlich genannt werden laut Norman Bernien aber weder der Bodensee noch die Städte, an denen gedreht wurde. „Man wird den ein oder anderen Ort im Film trotzdem wieder erkennen können“, so Bernien.

Wann „Jonja“ erscheinen wird, ist laut dem Produktionsteam noch unklar. Bekannt sei nur, dass der Film im Rahmen des SWR-Formates „Debüt im Dritten“ zu sehen sein wird, bei dem laut SWR die ersten Spielfilme junger Regisseure gezeigt werden.