Die Maggistraße entwickelt sich zu einem Standort mit großem Übernachtungsangebot. Nachdem die beiden Ibis-Hotels 2022 fertiggestellt wurden, wird am 1. November ein neues Apartmenthotel eröffnet. Das Haus ist in dieser Größenordnung mit 63 Apartments einzigartig in Singen. Über ein gängiges Buchungsportal ist nur ein weiteres sogenanntes Boardinghouse mit acht Wohneinheiten zu finden, das Wohnen auf Zeit anbietet. Der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands und die Stadt Singen sehen die bestehenden Hotels durch die Neuansiedlung nicht gefährdet.

Das Apartmenthaus mit seinen möblierten 63 Apartments mit Küche und Bad richte sich hauptsächlich an Langzeit- und Geschäftsreisende, erklärt Christiane Anstötz von der Brera GmbH mit Sitz in München. Sie hat das Haus eingerichtet und betreibt es, dabei spricht sie von einem Serviced Apartmenthaus. Neun solcher Häuser hat das Unternehmen bereits in Deutschland, Singen wird das zehnte. „Reisende, die in Serviced-Apartments übernachten, bleiben im Durchschnitt 27 Nächte“, erklärt Christiane Anstötz bei einem Rundgang vor der Eröffnung.

Aufenthalt soll sich wie Wohnen anfühlen

Die Geschäftsreisenden schätzten ihrer Erfahrung nach an den Apartments, dass sie als Selbstversorger ein wenig in den Alltag einer Stadt integriert seien und sich der Aufenthalt mehr nach Wohnen anfühle. Das sei ein Trend in der Reisebranche. „Die Nachfrage nach unseren Übernachtungsangeboten ist auch während der Corona-Pandemie nicht eingebrochen, weil sie kontaktlos funktionieren und die Nachfrage steigt“, erklärt die Unternehmensvertreterin.

Christiane Anstötz von der Brera GmbH, die das Serviced-Apartmenthaus betreibt, auf einem der Balkone der möblierten Apartments.
Christiane Anstötz von der Brera GmbH, die das Serviced-Apartmenthaus betreibt, auf einem der Balkone der möblierten Apartments. | Bild: Weiß, Jacqueline

Die Brera GmbH wähle ihre Standorte danach aus, ob die Nachfrage da sei. Dabei werde auch die Wirtschaftskraft einer Region angeschaut. Gerade international agierende Unternehmen wie Nestlé hätten Bedarf, neue Mitarbeiter aus dem Ausland für Wochen oder Monate eine Unterkunft anzubieten.

Wichtig sei auch die Infrastruktur, dass es zum Beispiel eine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe gibt, dass der Standort gut mit allen Verkehrsmitteln zu erreichen ist und auch die Innenstadt in kurzer Zeit besucht werden kann. Das Haus in der Maggistraße in Singen würde alle Kriterien erfüllen.

Die kleinsten Apartments des Serviced-Hauses sind ab 18 Quadratmeter groß.
Die kleinsten Apartments des Serviced-Hauses sind ab 18 Quadratmeter groß. | Bild: Brera GmbH

Christiane Anstötz kann sich vorstellen, dass nicht nur Unternehmen in Singen, sondern auch in der benachbarten Schweiz das Apartmenthotel aufgrund der für sie attraktiven Preise in Betracht zögen. Zu Unternehmen dort oder auch in Konstanz hätten sie aber noch keinen Kontakt aufgenommen.

Ein weiterer Pluspunkt sei die touristisch attraktive Region mit dem Bodensee in der Nähe. „Wir haben Geschäftsreisende, die noch das Wochenende dranhängen, um zum Beispiel an den Bodensee zu fahren“, berichtet die Unternehmensvertreterin.

Bauherrin des Hauses ist die Singener Immobilienmaklerin Monika Büttner. Sie biete nach eigenen Angaben schon seit zehn Jahren dem Unternehmen Nestlé mit dem Tochter-Unternehmen Maggi in Singen den Service an, neuen Mitarbeitern ein Zuhause zu suchen. Sie wisse deshalb, was sich Unternehmen für ihre Mitarbeiter wünschten.

Das Grundstück gehörte ursprünglich dem Unternehmen Nestlé und sei ihr auch deshalb verkauft worden, um den Bedarf der Firmen-Mitarbeiter zu decken. Baustart war im April 2022. Sie sei froh, dass die Bauzeit eingehalten werden konnte und das Haus wie geplant im Herbst eröffnen könne. Mit dem Neubau des Hauses habe sie Neuland betreten, erinnert sich Büttner, es sei eine Herausforderung gewesen und sie sei dankbar, dass es geklappt habe.

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12 Millionen Euro seien in den Neubau investiert worden, weil die Baukosten in die Höhe gingen, wie Monika Büttner berichtet. Vor Beginn des Baus gab sie die Investitionssumme mit rund 10 Millionen Euro inklusive Grundstückskauf an. Der Pachtvertrag mit der Brera GmbH laufe über 20 Jahre.

Ist der Bedarf an mehr Betten in Singen da?

Die Ansiedlungen des Ibis-Hotel-Komplexes und des Apartmenthauses waren in Singen nicht unumstritten. Bereits 2018 diskutierte der Gemeinderat zwei Gutachten, die die Auswirkungen untersuchten. Sie sagten einerseits einen stärkeren Wettbewerb unter den Übernachtungsbetrieben voraus, andererseits würde mit dem Angebot auch die Nachfrage steigen und mehr Gäste würden in Singen übernachten.

Heinz Stärk, Chef des Kreisverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), äußerte sich bereits 2021 kritisch zu den Neuansiedlungsplänen der beiden Hotels. Der Markt werde sich dadurch komplett verändern, erklärt der Betreiber des Hotel Lamm in Singen. Zum neuen Apartmenthotels erklärte er, es gebe noch keine Erfahrungswerte zu diesem Angebot. „Die Nachfrage in Singen ist bis auf wenige Wochen im Jahr ausreichend, um sowohl die Gästenachfrage zu bedienen sowie auch einen rentablen Hotelbetrieb zu ermöglichen“, erklärt Heinz Stärk.

Laut Gutachten gab es keine Bedenken

Die Stadt Singen sieht kein Überangebot an Hotels in Singen, das hätten laut Wirtschaftsförderer Oliver Rahn zwei Gutachten ergeben. Die Entwicklung des Apartment-Angebots in der Maggistraße habe bereits vor ein paar Jahren parallel zur Entwicklung des angrenzenden Ibis-Hotels begonnen. Im Jahr 2018 seien deshalb die beiden Gutachten in Auftrag gegeben worden, sie hätten grundsätzlich keine Bedenken geäußert.

Der Bereich der Apartments mit Hotelservice sei zuletzt stark gewachsen und richte sich vorrangig an Geschäftsreisende und Mitarbeiter auf Zeit bei oft internationalen Großunternehmen, aber auch an Monteure. „Für alle diese Bereiche gibt es aus unserer Sicht durchaus einen Bedarf in Singen“, sagt der Wirtschaftsförderer.