Das Busunternehmen Hohentwiel-Reisen Mayer ist der erste Fall, der bekannt wird. Dass es der letzte sein sollte, der angesichts der Corona-Krise aufgeben muss, glauben Beobachter nicht. „Es werden noch weitere Reiseveranstalter verschwinden“, sagt Alexander Growe. Der Vorsitzende des Gottmadinger Gewerbevereins kennt als Betreiber eines Reisebüros, das auch selbst Reisen anbietet, die Branche genau. Seit Monaten sei man nur mit Stornierungen und Umbuchungen beschäftigt. Der Aufwand ist groß, der Verdienst fällt aus. Ein Umstand, dem das Familienunternehmen Mayer nun nicht mehr gewachsen war.

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Am Amtsgericht Konstanz wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Über 40 Jahre wurden nicht nur Urlaubsreisen für unzählige Kunden veranstaltet, sondern viele Jahre auch die Singener Stadtbuslinien betrieben. Doch jetzt ist Schluss. „Das Unternehmen muss wegen Zahlungsunfähigkeit den Betrieb einstellen“, erklärt Insolvenzverwalter Christian Zschocke gegenüber dem SÜDKURIER. Die Corona-Krise habe zu einer wirtschaftlichen Lage geführt, die keinen anderen Ausweg mehr offen hielt. Der Unternehmer selbst war für eine Stelllungnahme nicht zu erreichen.

Corona-Krise wird zum Todesstoß

Bereits zuvor wurden die Kunden des Unternehmens über die drohende Insolvenz informiert. „Eine Tradition neigt sich dem Ende zu“, so lautete die Überschrift des Anschreibens. Mayer-Kunden bedauern dies. „Es kann doch nicht sein, dass immer nur die Großen unter den Rettungsschirm kommen und die Kleinen auf der Strecke bleiben“, klagt Ingrid Dehmann an. Schon heute sei die Zahl der Unternehmen in der Region, die Busreisen anbieten, nicht zu groß – und Anbieter von Tagesreisen müsse man suchen, sagt die Engenerin. Dabei ist es, als hätte Landesverkehrsminister Winfried Hermann die Klage aus dem Hegau gehört. Noch vergangene Woche hat er einen Rettungsschirm für Reisebusunternehmen in Baden-Württemberg angekündigt, um flächendeckende Insolvenzen zu vermeiden. Zweckgebunden pro Reisebus sollen Firmen bis zu 18 750 Euro bekommen. Für Hohentwiel-Reisen kommt dies zu spät. Das Verfahren läuft, Gläubiger sind aufgerufen, sich an den Insolvenzverwalter zu wenden, der Prüfungstermin zur Gläubigerversammlung wurde auf Mittwoch, 2. September, festgesetzt. Um 15 Uhr werde im Sitzungssaal 107 des Konstanzer Amtsgericht getagt.

„Es werden noch weitere Reiseveranstalter verschwinden“, sagt Alexander Growe, Vorsitzende des Gottmadinger Gewerbevereins
„Es werden noch weitere Reiseveranstalter verschwinden“, sagt Alexander Growe, Vorsitzende des Gottmadinger Gewerbevereins | Bild: Christel Rossner

Das 1975 von Hildegard und Johann Mayer gegründete Unternehmen wird inzwischen von Sohn Michael Mayer geleitet. Neben dem jährlichen Reiseprogramm hat er versucht, sich als innovativer Partner für die Kunden zu etablieren. Neben den Schwerpunkten Städtereisen, Musicalreisen und Tagesausflügen hatte er auch spezielle Touren im Angebot – bis hin zu den ungewöhnlichen Hegau-Rundfahrten mit Schauspiel im Bus.

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Doch Ende März habe sich abgezeichnet, dass die aktuelle Krise zu heftigen Verwerfungen führen dürfte. Schon damals forderte das Unternehmen treue Kunden auf, aufgrund der Einschränkungen abgesagte Reisen nicht zu stornieren, sondern umzubuchen. „Wer seine Reise liebt, verschiebt“, so die Bitte des Veranstalters auf der Homepage. Damals herrschte noch Hoffnung, die Situation gemeinsam mit den Stammkunden zu meistern. Wenige Wochen später hat sich gezeigt, dass dies nicht gelingen wird und Insolvenz beantragt werden musste.